SAP wirbt Chef für Künstliche Intelligenz von Microsoft ab

Walter Sun

Der Microsoft-Manager wird neuer KI-Chef bei SAP.

(Foto: SAP)

Berlin SAP hat die Vakanz im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) geschlossen: Der Softwarehersteller ernennt Walter Sun zum „Global Head of Artificial Intelligence“, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Der promovierte Elektroingenieur kommt von Microsoft, wo er zuletzt für den Einsatz der Technologie in Geschäftsanwendungen verantwortlich war. Er folgt auf Feiyu Xu, die als Mitgründerin des deutschen Start-ups Nyonic Grundlagenmodelle entwickeln will.

Walter Sun sei für SAP die ideale Besetzung, um mit Innovationen „die drängendsten Probleme der Kunden zu lösen“, erklärte Produktentwicklungsvorstand Thomas Saueressig. Er habe „langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Bereitstellung von Spitzentechnologie“ und sei zudem „ein führender Manager im Hinblick auf Unternehmens-KI“.

SAP hat sich zum Ziel gesetzt, KI für den Einsatz in der Geschäftswelt zu entwickeln – die Rede ist von „Business AI“. Dabei entwickelt der Dax-Konzern einen Großteil der Grundlagentechnologien nicht selbst, sondern passt Algorithmen und Sprachmodelle von Partnern für den Einsatz im Rechnungswesen, Controlling oder in der Beschaffung an.

Sun übernimmt die Verantwortung für diese Strategie. Er betont zu seinem Amtsantritt: „Ich glaube, dass wir bei SAP die einmalige Gelegenheit haben, die Betriebsabläufe in Firmen grundlegend zu verändern, indem wir KI in einem viel größeren Umfang als je zuvor in der Geschäftspraxis einsetzen.“

Der Manager kennt die Grundlagen der Technologie, hat aber zugleich Erfahrungen mit dem Wissenstransfer. Der Elektroingenieur setzte sich in seiner Promotion mit statistischer Bild- und Signalverarbeitung in der Medizin auseinander, bis heute ist er Lehrbeauftragter an der Universität Seattle. Er wird von der US-Westküste aus für SAP arbeiten.

Personalie ist Teil einer organisatorischen Neuausrichtung

Bei Microsoft hatte er mehrere Führungspositionen in der Entwicklung inne. Zuletzt leitete er eine Abteilung, die Assistenzsysteme für Geschäftsanwendungen erarbeitet – der größte Softwarehersteller der Welt will das Konzept des Co-Piloten in zahlreichen Programmen zum Einsatz bringen.

Die Personalie ist Teil einer organisatorischen Neuausrichtung bei SAP. Seit einigen Monaten ist das KI-Team nicht mehr im Vorstandsressort Technologie und Innovation von Jürgen Müller angesiedelt, sondern im Verantwortungsbereich von Produktentwicklungsvorstand Thomas Saueressig, der einen Großteil der Anwendungen verantwortet.

In diesem Ressort berichtet Walter Sun an Philipp Herzig. Der ist in der Produktentwicklung dafür verantwortlich, neue Technologien in das gesamte Portfolio des Softwareherstellers zu integrieren – auch künstliche Intelligenz. Das Konzept: Die KI-Experten arbeiten mit den verschiedenen Entwicklungsteams zusammen, um Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren und bei der Umsetzung zu unterstützen.

SAP integriert seit einigen Jahren KI ins Portfolio. Mit der Technologie können Kunden beispielsweise den Automatisierungsgrad von Geschäftsprozessen erhöhen und Prognosen über wichtige Kennzahlen erstellen lassen. 130 Nutzungsszenarien mit 23.000 Kunden gebe es mittlerweile, sagte Produktentwicklungsvorstand Saueressig im Mai.

SAP will mit KI Produktivität bei Kunden steigern und mehr Geld verdienen

Die neue KI-Generation, die mit Sprache umgehen und selbst Inhalte erstellen kann, soll in der Strategie künftig eine zentrale Rolle spielen: Die Technologie werde „fundamental verändern, wie Menschen mit unserer Software arbeiten“, sagte Vorstandssprecher Christian Klein kürzlich dem Handelsblatt.

Das ist auch wichtig, um den Konzern für Investoren attraktiver zu machen. Das SAP-Management hofft auf ein großes Vermarktungspotenzial. So will der Konzern für Premiumversionen von Software bis zu 30 Prozent Aufschlag verlangen. „Wir gehen davon aus, dass Kunden durch KI in unseren Produkten ihre Produktivität deutlich steigern können – das wollen wir monetarisieren“, sagte SAP-Finanzchef Dominik Asam dem Handelsblatt im Juli.

Bislang sind aber nur wenige Produkte bekannt, in die der Konzern die neue Technologie integriert. Die neue Abteilung von Walter Sun, in der mehrere hundert Entwickler arbeiten, hat also einiges zu tun.

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