Sánchez bekommt Unterstützung – Neuwahl in Spanien wird unwahrscheinlicher

Pedro Sánchez im spanischen Unterhaus

Der amtierende Ministerpräsident ist einer weiteren Amtszeit nähergekommen.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Die katalanisch-separatistische Partei Junts hat rund drei Wochen nach der Wahl in Spanien einer sozialistischen Abgeordneten ins Amt der Parlamentspräsidentin verholfen. Damit wird eine Neuwahl unwahrscheinlicher.

Denn um eine neue Regierung zu bilden, braucht Ministerpräsident Pedro Sánchez die Stimmen der Junts-Abgeordneten. Die Wahl seiner Parteikollegin Francina Armengol ist ein Hinweis darauf, dass eine Zusammenarbeit grundsätzlich möglich ist.

Bei der Wahl im Juli hatten Sánchez’ Sozialisten von der PSOE ihren Status als stärkste Partei an die Konservative PP von Alberto Núñez Feijóo verloren. Eine rechts-konservative Mehrheit kam allerdings nicht zustande, weil die rechte Partei Vox entgegen den Erwartungen Stimmanteile verlor. Da eine Koalition der beiden stärksten Parteien PSOE und PP von beiden Seiten ausgeschlossen wurde, ist die realistischste Möglichkeit für eine Regierungsbildung ein linkes Bündnis.

Dafür ist Sánchez auf eine Reihe anderer Parteien angewiesen. Die kritischste Kooperation ist die mit der radikalen Junts-Partei des Ex-Vorsitzenden Carles Puigdemont, die sich für ein unabhängiges Katalonien einsetzt. Weil Puigdemont 2017 ein illegales Referendum über diese Unabhängigkeit abhielt, verfolgt ihn die spanische Justiz. Er nimmt aus dem belgischen Exil heraus weiter Einfluss auf Junts.

Für die Konservativen ist die Zusammenarbeit mit den Separatisten undenkbar. Sie haben Sánchez bereits in der Vergangenheit scharf dafür kritisiert, dass er ihnen Zugeständnisse machte. Im Wahlkampf stand unter anderem auch die Kooperation mit den baskischen Separatisten von EH Bildu in der Kritik.

Sánchez macht Separatisten Zugeständnisse

Junts hatte bis zuletzt für jede Form der Zusammenarbeit Unterstützung für ein neues Unabhängigkeitsreferendum eingefordert, was die Sozialisten strikt ablehnten. Vor der Wahl der Parlamentspräsidentin hatten beide Parteien miteinander verhandelt.

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Auf ein Referendum einigten sie sich dabei Berichten zufolge nicht. Stattdessen hätten die Sozialisten zugesagt, die Nutzung der katalanischen Sprache im Parlament zu fördern und einen Sonderausschuss einzusetzen, der sich mit der Überwachung katalanischer Separatisten durch spanische Behörden beschäftigen soll. Parlamentspräsidentin Armengol kündigte nach ihrer Wahl an, dass die Minderheitensprachen Spaniens ab sofort auch im Parlament angewandt werden können. Dazu zählen Katalanisch, Baskisch und Galicisch.

Dass eine Zusammenarbeit von PSOE und Junts möglich ist, kann als gutes Vorzeichen für die anstehende Regierungsbildung gedeutet werden. Puigdemont twitterte allerdings, die Abstimmung sei keinesfalls mit der Wahl eines Premierministers verbunden.

Nachdem sich beide Kammern des Parlaments konstituiert haben, wird König Felipe VI. als Staatsoberhaupt Konsultationen mit allen Parteien abhalten. Danach ist es seine Aufgabe, jenen Politiker mit der Regierungsbildung zu beauftragen, der die besten Chancen hat, ein Bündnis zu bilden.

Die Koalitionsbildung könnte sich im Anschluss lange hinziehen. In einer ersten Abstimmungsrunde bräuchte ein Kandidat eine absolute Mehrheit von mindestens 176 der 350 Stimmen, um Ministerpräsident zu werden. In einer zweiten Runde reicht zwar eine einfache Mehrheit, doch nach aktuellem Stand haben weder Sánchez noch Oppositionsführer Núñez Feijóo ausreichend Unterstützung.

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