Nur wenige Schulen verfügen über leistungsfähiges WLAN

Digitaler Unterricht in der Schule

Längst nicht alle Schulen haben bereits die Ausstattung für Unterricht mit digitalen Inhalten.

(Foto: DigitalVision/Getty Images)

Berlin In Baden-Württemberg soll Unterricht mit digitalen Inhalten künftig der Normalfall sein. So steht es zumindest im Entwurf für ein neues Schulgesetz von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Auch andere Bundesländer wollen ihren Unterricht digitaler machen und damit an die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen anpassen.

Doch aktuell wäre das schon deshalb nicht möglich, weil nicht alle Schulen über einen Breitbandanschluss verfügen, der Voraussetzung für ein leistungsfähiges Schul-WLAN wäre. Bis Ende 2024, also in anderthalb Jahren, soll das aber erledigt sein, heißt es im Stuttgarter Schulministerium. 

Bei einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom bezeichneten kürzlich fast neun von zehn Schülerinnen und Schülern in Deutschland schlechtes oder fehlendes WLAN als größtes Problem ihrer Schule – weit vor dem Lehrermangel. 

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Doch die Unterschiede sind enorm. Nach einer Handelsblatt-Umfrage gibt es eine annähernde Vollversorgung mit Breitbandanschluss bisher nur in fünf Bundesländern. In den anderen ist die Lage mäßig bis schlecht, teilweise verfügt nicht mal jede dritte Schule über einen Breitband- oder Glasfaseranschluss. Die anderen behelfen sich meist mit einem langsameren Anschluss, der zumindest den Mail-Verkehr des Rektorats ermöglicht. Einige Kultusministerinnen wissen schlicht nicht, wie die aktuelle Lage ist – oder wollen es nicht öffentlich sagen.  

Spitzenwerte beim schnellen Internetanschluss melden Hamburg, Bayern, Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Dort sind inzwischen 95 bis 100 Prozent der Schulen angeschlossen – mit mindestens 50 Mbit/s. Auch in Rheinland-Pfalz sind es 95 Prozent, allerdings nur mit einer Mindestleistung von 16 Mbit/s.

In Berlin ist die Lage besonders schlecht

Das Kultusministerium Nordrhein-Westfalens, wo rund ein Viertel aller Schüler Deutschlands lernen, weiß es nicht genau. Nach Erhebungen des Landeswirtschaftsministeriums sind immerhin zwei Drittel der „Hauptstandorte“ der Schulen mit Glasfaser erschlossen. In Sachsen haben 80 Prozent der Schulen Breitbandanschluss, in Brandenburg waren es Ende 2022 nur 63 Prozent.

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Ganz schlecht ist die Lage in der Hauptstadt: Von insgesamt 600 Schulen haben derzeit lediglich 100 einen „leistungsfähigen Internetanschluss“, dazu kommen 62 mit Glasfaser. Zusammen sind also erst gut ein Viertel der Schulen in der Lage, den Unterricht digital zu gestalten. Die Vollversorgung soll „bis zum Ende der Legislaturperiode“ erreicht sein, teilt der Sprecher von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) mit – also 2028.

Niedersachsen hat nur vage Kenntnis von der digitalen Anbindung seiner Schulen: Eine Befragung der Schulleiter ergab, dass 93 Prozent hoffen, dass sie spätestens Ende 2024 WLAN-Anschluss haben. An der Umfrage hatten allerdings nur vier von fünf der befragten Rektorinnen teilgenommen. Ahnungslos ist auch das Kultusministerium Mecklenburg-Vorpommern: Eine Umfrage hatten nur vier von zehn der befragten Schulleitungen beantwortet, derzeit läuft der zweite Versuch.

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