Neugeschäft bei Hypothekendarlehen halbiert sich

Eingang einer Sparkasse in Frankfurt an der Oder

Talsohle im Immobilienfinanzierungsgeschäft bereits erreicht?

(Foto: Sparkasse Oder-Spree)

Berlin Die schwache wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland spiegelt sich auch in den Kreditbüchern der 43 ostdeutschen Sparkassen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wider. So verringerte sich das Volumen neuer Kreditzusagen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent.

Dabei reduzierten sich die Kreditzusagen für Privatpersonen um 46 Prozent, für die gewerbliche Wirtschaft um 36 Prozent. Unterm Strich wuchs der Kreditbestand um 2,5 Prozent auf rund 79 Milliarden Euro.

Zu einem regelrechten Einbruch kam es bei den Immobilienkrediten. Das Neugeschäft halbierte sich nahezu im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (minus 48 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro).

Diese Entwicklung liegt nach Auffassung des Präsidenten des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Ludger Weskamp, nicht nur an den zinsbedingt höheren Finanzierungskosten und stark gestiegenen Baupreisen. Verantwortung trage auch die Politik, die die Immobilienfinanzierung für die Menschen zu einem „unkalkulierbaren Risiko“ mache.

So hätten die Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz die Bürger verunsichert und dadurch zum Einbruch bei den Immobilienkrediten beigetragen, so Weskamp. Die politisch Verantwortlichen sollten seiner Meinung nach für Planbarkeit sorgen. Hilfreich, so Weskamp, wären beispielsweise die Abschaffung der Grunderwerbsteuer und verbilligte Förderkredite der KfW.

Stabilisierung zu erkennen

Erste Besserungstendenzen erkennt Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender allerdings: „Im Juni war eine erste Stabilisierung der bis dato schwächelnden Kreditnachfrage und Kreditvergabe zu erkennen.“ Diesen Tenor vertrat kürzlich auch der Verband deutscher Pfandbriefbanken für das Immobilienkreditgeschäft. Das Neugeschäft legte im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um gut zehn Prozent zu. Die Talsohle im Immobilienfinanzierungsgeschäft könnte erreicht sein, hieß es beim Verband.

Die Lage entspannt sich nach Einschätzung von OSV-Verbandsgeschäftsführer Zender auch bei den Eigenanlagen der Sparkassen. Die stark gestiegenen Zinsen führten im vergangenen Jahr dazu, dass die ostdeutschen Institute erhebliche Wertberichtigungen von deutlich über eine Milliarde Euro auf ihre Eigenanlagen vornehmen mussten, die sie zum Marktwert bilanzieren. Dieser Trend habe sich jetzt umgekehrt. „Wir haben die ersten Wertaufholungen der im letzten Jahr wertzuberichtigenden Wertpapiere gesehen“, erklärte Zender.

Für das laufende Jahr würden die OSV-Mitgliedssparkassen ein positives Bewertungsergebnis aus dem eigenen Wertpapiergeschäft in Höhe von rund 279 Millionen Euro erwarten. Wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden, können die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen wieder aufgeholt werden, so die Hoffnung.

Betriebsergebnis legt zu

Unterm Strich erwarten die ostdeutschen Sparkassen für 2023 ein Betriebsergebnis vor Bewertung von rund 1,9 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren es 1,3 Milliarden Euro. Die Sparkassen profitieren dabei nicht nur von gestiegenen Zinsüberschüssen. Auch das Provisionsgeschäft läuft gut. Dabei profitierten die Institute vom regen Wertpapiergeschäft. Der Nettoabsatz von Wertpapieren lag mit 2,8 Milliarden Euro um 33 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums. Gegenläufige Effekte, wie beispielsweise eine höhere Risikovorsorge auf ausfallgefährdete Kredite und höhere Kosten, wurden damit mehr als kompensiert.

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