New York Eine Chirurgin blickt durch eine Datenbrille auf die Animation eines Augapfels, setzt das Skalpell an – und befindet sich einen Schnitt später im OP-Saal, gebeugt über einen leibhaftigen Patienten. Die Augenchirurgin ist eine von drei Testimonials, die erklären, wie virtuelle Realität (VR) ihnen im Berufsleben hilft. So sieht die jüngste Kampagne von Meta aus, die das Unternehmen am Mittwochabend in New York präsentiert hat.
Der Facebook-Konzern will demonstrieren, wo die virtuelle Welt, das sogenannte Metaverse, schon heute zum Einsatz kommt. Dabei steht besonders die Bildung im Fokus. Wie im Fall der Augenchirurgin sollen angehende Mediziner so risikofrei trainieren können. Komplikationen könne die VR ebenfalls simulieren.
Zu den Protagonisten der Spots gehört auch der britische Fußballprofi Marcus Rashford, der nach seiner Schulterverletzung zunächst in der virtuellen Welt trainierte, bevor er auf den Platz zurückkehren konnte. Schließlich erklärt ein Schweißer, wie er seine Fähigkeiten von zu Hause aus per VR-Brille erweitert. Die Kampagne soll zeigen, was mit der virtuellen Realität und mit Metas VR-Brille, der Quest, möglich ist – nicht in der Zukunft, sondern schon heute.
Meta will so zeigen, dass sich die Milliardeninvestitionen in die Abteilung „Reality Labs“ lohnen. Die Sparte soll das Herzstück der Neuausrichtung des Unternehmens hin zum Geschäft mit dem Metaverse sein. 2021 benannte sich Facebook deswegen sogar um. Die Hoffnungen sind groß: Der Finanzdienst Bloomberg Intelligence prognostiziert für den Markt im Jahr 2024 bis zu 800 Milliarden Dollar Umsatz.
Für Meta-Chef Mark Zuckerberg ist es eine teure Wette: „Reality Labs“ hat bereits einen Verlust von rund 31 Milliarden Dollar angehäuft. Auch in diesem Jahr sollen die Ausgaben für den Geschäftsbereich deutlich steigen.
Meta: Offenbar neue Datenbrille geplant
Wichtiger Teil der neuen Kampagne ist die Datenbrille Quest. Gerüchten zufolge, über die auch die Plattform „The Verge“ berichtet, arbeitet Meta zusammen mit dem Elektronikkonzern LG an einer neuen Version der Quest Pro, die 2025 auf den Markt kommen soll.
Die Brille könnte ein direktes Konkurrenzprodukt zur Vision Pro von Apple sein, die für das kommende Jahr erwartet wird. Gemeinsam haben beide Geräte, dass sie sogenannte Mixed-Reality-Brillen sein sollen, die Elemente aus der echten und der virtuellen Welt im Blickfeld des Trägers verbinden. Unterscheiden werden sich die Produkte jedoch im Preis: Während die neue Quest den Berichten zufolge rund 2000 Dollar kosten soll, wäre die Vision Pro mit 3500 Dollar deutlich teurer.
Zuckerbergs Wette auf der Metaverse stieß zunächst auf große Skepsis, die enormen Investitionen verschreckten die Anleger. 2022 verlor Meta zwei Drittel seines Börsenwertes.
Im laufenden Jahr sieht die Lage anders aus: Mit dem jüngsten Hype um KI-Anwendungen wie ChatGPT hat der Konzern Rückenwind bekommen. Seit Januar legte der Aktienkurs um mehr als 137 Prozent zu und holte die Verluste aus 2022 damit zu einem großen Teil wieder auf.
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