Lufthansa erzielt bei höheren Ticketpreisen Rekordgewinn

Maschinen der Lufthansa am Flughafen Stuttgart

Die deutsche Airline startet nach der Coronakrise wieder durch.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Nach dem höchsten Konzernergebnis, das die Lufthansa jemals in einem Frühjahrsquartal eingefahren hat, erhöht Europas umsatzstärkste Airline ihre Gewinnerwartungen für das laufende Jahr. Man gehe nun davon aus, dass man vor Steuern, Zinsen und Einmalerträgen 2023 mehr als 2,6 Milliarden Euro verdienen werde, teilte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstagmorgen mit. 

„Damit wird das Ergebnis voraussichtlich eines der drei besten in der Geschichte der Lufthansa Group sein“, kündigte Spohr an. Bislang hatte man nur „einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 1,5 Milliarden Euro“ prognostiziert.

Der MDax-Konzern profitiert nach eigenen Angaben von einer anhaltend hohen Nachfrage der Fluggäste, insbesondere in den teuren Premium-Klassen. Da es auf dem Ticketmarkt gleichzeitig nur ein eingeschränktes Angebot gebe, heißt es bei der Lufthansa, seien Maschinen längst wieder so voll wie vor Corona. Die Durchschnittserlöse pro Fluggast seien gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gestiegen.

Im zurückliegenden Quartal verdreifachte sich das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) auf 1,1 Milliarden Euro und lag damit leicht über den Schätzungen der Analysten. Auch der Gewinn pro Aktie von 0,74 Euro fiel um 0,10 Euro höher aus als vom Markt erwartet. Im Vorjahresquartal hatte der Lufthansa-Konzern pro Anteilsschein gerade einmal 0,22 Euro verdient.

Den Verschuldungsstand konnte der bis vor Kurzem noch auf Staatshilfe angewiesene Konzern durch das boomende Geschäft auf 5,9 Milliarden Euro drücken. Er liegt damit unter dem Niveau vor Corona.

Der Konzern stellt sich neu auf

Unterdessen stellt sich Lufthansa durch Verkäufe und Neuerwerbungen neu auf. Im April wurde die Veräußerung des verbleibenden internationalen Catering-Geschäfts der LSG Group an das Private-Equity-Unternehmen Aurelius bekannt gegeben. Zudem wurde der Verkauf des Zahlungsdienstleisters Airplus an SEB Kort im Juni verkündet.

Gleichzeitig vereinbarte die Airline im Mai den Erwerb eines Minderheitsanteils in Höhe von 41 Prozent an der italienischen Fluglinie ITA Airways. Die Verträge sehen vor, dass Lufthansa auch die verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen kann.

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Auch bei der Konkurrenz ging es zuletzt steil nach oben. Die British-Airways-Mutter IAG, zu der auch die spanischen Airlines Iberia und Vueling sowie die irische Aer Lingus gehören, meldete vor wenigen Tagen für das zweite Quartal einen Betriebsgewinn (Ebit) von 1,25 Milliarden Euro.

Der Lufthansa-Rivale lag damit 40 Prozent über den durchschnittlichen Prognosen der Analysten. Im vergleichbaren Vorjahresquartal gab es dort wegen der coronabedingten Reisebeschränkungen noch 446 Millionen Euro Verlust.

Auch der französisch-niederländische Wettbewerber Air France KLM verdoppelte sein Quartalsergebnis gegenüber dem Vorjahr auf 733 Millionen Euro – und überraschte die Analysten positiv, die gerade einmal mit 663 Millionen Euro gerechnet hatten. Als Grund für den Ergebnisschub nannte die Airline niedrigere Kerosinkosten und höhere Ticketpreise. Schon jetzt erwartet Air France KLM, im Sommerquartal 95 Prozent der Vor-Corona-Kapazität zu erreichen.

Das Betriebsergebnis war mit 733 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie im Vorjahr, während am Markt nur 663 Millionen Euro erwartet worden waren. trieben die Rendite des Konzerns auf 9,6 Prozent. Nach 92 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 bei der Kapazität erwartet Air France KLM 95 Prozent im Sommerquartal.

Ende der Pandemie beflügelt Nachfrage

Das Ende der Coronapandemie hat die Nachfrage von Urlaubern nach Flugreisen massiv in die Höhe getrieben. Die stark gestiegenen Ticketpreise und die hohe Belastung der Haushalte durch die Inflation haben den Boom weitaus weniger gebremst als von Branchenexperten zuvor befürchtet.

Die britische Investmentbank Barclays reduzierte vor zwei Wochen zwar das Kursziel für Lufthansa von 17 auf 16 Euro – bei einem aktuellen Kurs von knapp unter neun Euro –, beließ die Einstufung aber auf „Übergewichten“. Barclays-Analyst Andrew Lobbenberg prognostiziert für die Airline-Branche auch im kommenden Jahr einen höheren Ergebnisanstieg als bislang vom Markt erwartet.

Einen Dämpfer für Lufthansa könnte es allenfalls durch neuerliche Arbeitsniederlegungen geben, denn immer noch schwelt der Tarifstreit mit den Piloten. Ob es dort zu einem Streik kommen wird, entscheidet sich voraussichtlich Mitte August, wie die Pilotenvereinigung Cockpit vor einigen Tagen erklärte.

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Derzeit laufe eine Abstimmung über das zwischen VC und Lufthansa ausgehandelte Tarifpaket, das angeblich einen Gehaltszuschlag von 7,5 Prozent und einen einmaligen steuerfreien Inflationsausgleich von 3000 Euro vorsieht. Auch eine Verbesserung der Arbeits- und Bereitschaftszeiten soll es im Manteltarifvertrag geben.

Falls eine Mehrheit der VC-Mitglieder die Vereinbarung ablehnt, könnte es bei der Netzwerk-Airline Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo mitten in der Sommersaison doch noch zu Flugstreichungen kommen.

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