KKR gibt Zahlungsplattform Unzer offenbar an Gläubiger

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KKR hatte zur Finanzierung der Übernahme von Unzer einen Kredit in Höhe von 300 Millionen Euro aufgenommen.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Der Zahlungsdienstleister Unzer könnte von einer Gruppe von Gläubigern übernommen werden. Der Finanzinvestor KKR, derzeit Mehrheitseigner des Berliner Unternehmens, steht kurz vor einer Einigung mit dem Konsortium.

Alcentra Asset Management, Goldman Sachs Asset Management und Partners Group sind sich im Prinzip einig, einen Mehrheitsanteil zu übernehmen. Das berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Gruppe würde frisches Eigenkapital bereitstellen und auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. KKR behält den Kreisen zufolge eine Minderheitsbeteiligung. Die Übernahme muss noch von der Aufsicht genehmigt werden, heißt es.

„Unzer hat vor Kurzem eine beträchtliche Finanzierung erhalten, um sein Wachstum zu beschleunigen, nachdem eine Vereinbarung mit unseren Aktionären und einem Konsortium bestehender Investoren getroffen wurde“, erklärten KKR und Unzer. „Die neue Investition stärkt unsere Kapitalstruktur und erhöht unsere Liquidität.“

In der Erklärung steht lediglich, dass der Finanzinvestor weiterhin wirtschaftlich beteiligt bleibt. Weitere Details werden nicht genannt. Sprecher von Alcentra, Goldman und Partners Group lehnten eine Stellungnahme ab.

Finanzkreisen zufolge hatte KKR zur Finanzierung der Übernahme von Unzer einen Kredit in Höhe von 230 Millionen Euro aufgenommen, der für mehrere Folgekäufe aufgestockt wurde.

Finanzaufsicht verhängt Neukundenverbot gegen Unzer-Tochter

Paymentfirmen wickeln im Auftrag von Händlern Zahlungen an der Ladenkasse sowie zunehmend im E-Commerce ab. Die erhalten dafür von den Händlern je Transaktion einen kleinen Anteil am Umsatz oder eine geringe pauschale Gebühr.

Als KKR Unzer im Jahr 2019 übernahm – damals noch unter dem Namen Heidelpay – pries es die Firma als „einen der am schnellsten wachsenden Full-Service-Zahlungsanbieter in Europa“. Im Herbst 2022 ernannte Unzer den ehemaligen Commerzbank-Chef Martin Blessing zum Vorsitzenden des neu eingerichteten Beirats.

Nach einer Reihe von Übernahmen, unter anderem des Point-of-Sale- und Terminal-Geschäfts des kollabierten einstigen Dax-Konzerns Wirecard und des Zahlungsdienstleisters Quickpay, wurde Unzer im Jahr 2022 ausgebremst: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin untersagte der Tochtergesellschaft Unzer E-Com vor knapp einem Jahr vorerst die Aufnahme neuer Kunden unter Hinweis auf „gravierende Mängel“.

Unzer bedient nach eigenen Angaben keine sogenannten Hochrisikokunden mehr. Dazu zählen Porno- und Glücksspielanbieter. Auch der Wettbewerber Computop, in Deutschland Marktführer als E-Commerce-Zahlungsdienstleister, hat sich von Kunden aus den Bereichen Glücksspiel und Erotik getrennt.

Angesichts der niedrigen Margen ist der Konkurrenzdruck enorm. Für die Anbieter geht es darum, möglichst viele Zahlungen über ihre Systeme abzuwickeln und so die Kosten je Transaktion zu drücken. Unzer kam als Zahlungsabwickler bei deutschen Onlineshops zuletzt auf einen Marktanteil von gut 17 Prozent, wie das EHI, ein Forschungsinstitut des Handels, mit Blick auf große Händler ermittelte.

Computop erreicht demnach 35 Prozent. Payone, das mehrheitlich dem französischen Konzern Worldline gehört und an dem die deutschen Sparkassen beteiligt sind, kommt auf etwa 20 Prozent. Die jungen Unternehmen Klarna aus Schweden und Adyen aus den Niederlanden sieht das EHI bei 13 sowie 11 Prozent.
Mit Agenturmaterial

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