Handelszwist mit China drückt Kurse an der Wall Street

Düsseldorf Anleger an der Wall Street haben sich am Donnerstag aus Angst vor länger hoch bleibenden Zinsen und einem wieder auflebenden Handelszwist der USA mit China zurückgezogen. Vor allem die als riskanter geltenden Technologieaktien mussten am Donnerstag an Wert einbüßen, allen voran der mit einem Bann seiner iPhones in China konfrontierte Apple-Konzern.

Der Index der Technologiebörse Nasdaq rauschte bis zum Mittag um 1,1 Prozent nach unten auf 13.719 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,4 Prozent auf 4448 Zähler, während der Dow-Jones-Index 0,2 Prozent höher bei 34.497 Punkten stand.

Aus Sorge vor sich ausweitenden iPhone-Verboten in China werfen immer mehr Anleger Aktien von Apple aus ihren Depots. Die Papiere sackten um bis zu fünf Prozent ab, nachdem sie am Mittwoch bereits 3,6 Prozent verloren hatten. Apple-Zulieferer und Firmen mit großem China-Geschäft wie Broadcom, Qualcomm und Texas Instruments verloren zwischen 1,5 und 6,5 Prozent.

Das Land verbietet laut Insidern Staatsbediensteten und weiteren Angestellten staatlich unterstützter Arbeitgeber teilweise die Verwendung von iPhones bei der Arbeit. China heize damit den Technologie- und Handelskrieg mit den USA neu an, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Auf die Stimmung drückten auch die anhaltenden Inflations- und Zinssorgen, nachdem die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 216.000 geringer ausfiel als erwartet.

Konjunktursorgen halten an

Dies untermauert Händlern zufolge die Befürchtungen, dass die Zinsen länger als erwartet auf einem hohen Niveau bleiben könnten. Die US-Notenbank Federal Reserve will mit ihrem straffen Zinskurs den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne jedoch die Wirtschaft abzuwürgen.

Auch die schwächelnde Konjunktur in China treibt die Investoren um. Bislang ist es der Führung in Peking noch nicht gelungen, die eigene Wirtschaft nach dem Ende der strikten Corona-Restriktionen wieder auf Trab zu bringen. So sanken die Ausfuhren im August den vierten Monat in Folge. Entsprechend drückten Nachfragesorgen die Kurse an den Rohstoffmärkten.

Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 8265 Dollar je Tonne und stand so tief wie seit zwei Wochen nicht mehr. China als weltgrößter Kupferverbraucher kaufte im August fünf Prozent weniger von dem Metall als im Vorjahreszeitraum.

„Wir sind hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten für Kupfer vorsichtig. China bleibt die wichtigste Quelle der Vorsicht“, sagte Analystin Ewa Manthey von ING. „Aufgrund der unsicheren Aussichten für China bestehen bis zum Jahresende weiterhin Abwärtsrisiken.“

Blick auf weitere Einzelwerte:

Insulet: Die Titel des Herstellers von Insulinpumpen brachen um mehr als zehn Prozent ein. Der Chef des Konzerns, James Hollingshead, sagte auf einer Branchenkonferenz, dass die neue Generation von Diabetesmedikamenten (GLP-1) die Zeit verlängern könnte, bis ein Diabetespatient von Insulin abhängig wird.

„Was wir sehen könnten, ist, dass GLP-1 die Zeit bis zum Fortschreiten der Insulintherapie beeinflusst“, sagte Hollingshead. Insulet produziert und vertreibt unter der Marke „Omnipod“ Geräte zur Insulinverabreichung, die Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes die Notwendigkeit mehrerer täglicher Injektionen ersparen. 

West Rock: Fusionpläne des Verpackungsherstellers mit dem irischen Rivalen Smurfit Kappa katapultieren die Aktien des US-Konzerns um rund vier Prozent auf 33,20 Dollar nach oben. Finanzielle Details zu dem geplanten Zusammenschluss wurden nicht genannt.

Die fusionierte Gruppe würde ihren Hauptsitz in Dublin haben und an der New Yorker Börse notiert sein. Papierverpackungsunternehmen, die unter anderem Online-Händler wie Amazon.com beliefern, haben nach einem Boom während der Pandemie eine Abschwächung der Nachfrage erlebt.

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CVS und Pets At Home: Die Aktien der britischen CVS Group und Pets at Home fallen, nachdem der Markt für Veterinärdienstleistungen ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten ist. CVS brechen um bis zu 17,9 Prozent auf 1713 Pence ein und stehen damit auf ihrem tiefsten Stand seit Dezember 2020. Pets at Home verlieren 9,4 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief.

Die Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) will angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten die für Veterinärdienstleistungen erhobenen Gebühren prüfen. „Ein Durchgreifen bei Behandlungen und Preisen könnte die Margen im gesamten Sektor beeinträchtigen“, erklärte Hargreaves-Analystin Sophie Lund-Yates in einer Notiz.

Philips: Im Rechtsstreit um fehlerhafte Beatmungsgeräte hat sich der Medizintechnikkonzern Philips mit einem Teil der US-Kläger auf eine Vergleichszahlung geeinigt. Die Einigung bezieht sich allerdings nur auf Kläger, die wirtschaftlichen Schaden geltend machten, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Dazu zählen etwa Nutzer der Geräte sowie Versicherer.

Davon unberührt sind hingegen Klagen, in denen es um angebliche gesundheitliche Schäden geht. An der US-Börse verlieren Aktien 0,5 Prozent.

Gamestop: Der angeschlagene Videospiele-Händler, der in der Vergangenheit hauptsächlich aufgrund der Spekulation von Nutzern der Internetplattform Reddit und der Kooperation mit einer Kryptobörse Schlagzeilen schrieb, konnte die Umsatzerwartungen für das Berichtsquartal übertreffen und einen wesentlich geringeren Verlust ausweisen. Für die Papiere ging es dennoch 1,5 Prozent nach unten.

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