Großschäden drücken Gewinn von Munich Re

München Die Munich Re hat im ersten Halbjahr einen Milliardengewinn erzielt, blieb jedoch trotzdem unter dem Ergebnis des Vorjahrs. Zwischen Januar und Juni verdiente der weltgrößte Rückversicherer ein Nettoergebnis von 2,425 Milliarden Euro nach 3,066 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das gab das Unternehmen am Donnerstagmorgen bekannt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum trugen diesmal höhere Belastungen aus Großschäden zum Rückgang bei.

Positiv wertet der Dax-Konzern die starke Geschäftsentwicklung in allen Bereichen. „Alle Geschäftsbereiche tragen dazu bei“, sagte Konzernchef Joachim Wenning zum Ergebnis. Für das Gesamtjahr erwartet die Munich Re weiterhin ein Ergebnis von vier Milliarden Euro. Nach dem starken ersten Halbjahresergebnis sei die Wahrscheinlichkeit gestiegen, diese Zahl zu übertreffen, hieß es. 

Generell zeichnete sich in den vergangenen Monaten ab, dass die Geschäfte bei den Rückversicherern gut laufen. Bei Swiss Re, der Nummer zwei in der Branche, führten Krieg, Katastrophen und Inflation im Zeitraum von Januar bis Juni zu einem Gewinn von 1,45 Milliarden Dollar, ein Plus von 157 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Die Hannover Rück hatte am Mittwoch einen Nettogewinn von 960 Millionen Euro gemeldet und damit 18 Prozent mehr verdient als im Vorjahreszeitraum. Dabei war die Nachfrage nach Versicherungsschutz nach den vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit wie Pandemie, Krieg und Inflation groß.

Strategiewechsel im Neugeschäft

Bei der Munich Re machte sich dabei ein Umdenken bemerkbar, das Konzernchef Joachim Wenning bereits vor Monaten angekündigt hatte. Man wolle gezielt Geschäfte nicht fortführen, die nicht den erwarteten Vorstellungen an Preisen und Bedingungen entsprechen.

Diese Strategie machte sich bereits bei der jüngsten Vertragserneuerung im Juli bemerkbar. Dabei ging das Geschäftsvolumen um knapp zwei Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zurück, der Konzern konnte aber höhere Preise um 5,1 Prozent durchsetzen. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz des Dax-Konzerns um 5,5 Prozent auf 28,5 Milliarden Euro. Der Umsatz gilt seit diesem Jahr als maßgebliche Zahl für die Einschätzung der Geschäftsentwicklung. Grund dafür ist die Umstellung auf den neuen Bilanzierungsstandard IFRS 17, davor war die Entwicklung des Prämienaufkommens entscheidend.

Traditionell liefert bei der Munich Re die Rückversicherung im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung den größten Ergebnisbeitrag. Im ersten Halbjahr waren es 1,955 Milliarden Euro, vor einem Jahr standen an dieser Stelle noch 2,763 Milliarden Euro. „Das Vorjahresergebnis war durch Sondereffekte verzerrt“, so Finanzvorstand Christoph Jurecka.

Hinzu kamen nun hohe Belastungen aus Naturkatastrophen. Dabei ragten die schweren Unwetter im Mai in Italien mit Schäden in Höhe von 200 Millionen Euro heraus. Dennoch lag die Schaden-Kosten-Quote bei sehr guten 86,2 Prozent und damit ganz in der Nähe der Planzahl von 86 Prozent.

Überschwemmungen in Teilen Italiens

Naturkatastrophen wie etwa die Unwetter in Italien belasteten das Ergebnis des Rückversicherers.

(Foto: dpa)

Im Rahmen der aktuellen Konzernstrategie „Ambition 2025“ versucht der Dax-Konzern, sein Kerngeschäft an den Rändern weiter zu stärken. In den nächsten Jahren sollen mit der Rückversicherung von Lebensversicherungen, der Tochter Ergo und dem Spezialversicherungsgeschäft in den USA drei Bereiche stark wachsen. Damit soll das Konzerngefüge deutlich breiter aufgestellt werden, so der Plan. Vielversprechende Entwicklungen zeigen sich bereits. So trug die Rückversicherung von Lebensversicherungen in den ersten sechs Monaten 561 Millionen Euro zum Gesamtergebnis bei. Von der angepeilten einen Milliarde Euro im Gesamtjahr hat die Munich Re so bereits mehr als die Hälfte erreicht.

Gewinn von Ergo soll weiter wachsen

Über den Erwartungen lag auch der Erstversicherer Ergo, der 470 Millionen Euro zum Gesamtergebnis beitrug. Zu den anvisierten 700 Millionen Euro im Gesamtjahr haben die Düsseldorfer damit bereits zwei Drittel des Ziels bewältigt. „Für die Zukunft bis 2025 und danach bin ich zuversichtlich, dass Ergo ein Ertragspotenzial jenseits von 700 Millionen Euro erreichen kann“, sagte Konzernchef Joachim Wenning am Donnerstag.

Im Bereich der Spezialversicherungen in den USA, für das mit dem Amerikaner Michael Kerner zu Jahresbeginn erst ein eigenes Vorstandsressort geschaffen wurde, sind die Erwartungen ebenfalls groß. Bis ins Jahr 2025 sollen hier die Beitragseinnahmen um 25 Prozent auf rund zehn Milliarden Euro steigen.

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Einen Strategiewechsel gab es in der Kapitalanlage. Das Kapitalanlageergebnis des insgesamt knapp 210 Milliarden Euro großen Portfolios stieg im zweiten Quartal zwar auf 596 Millionen Euro nach 317 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die laufende Rendite von 1,1 Prozent lag jedoch deutlich unter den Ergebnissen der Konkurrenz. Denn der Rückversicherer hat festverzinsliche Wertpapiere verkauft. „Wir haben das gemacht, weil wir es uns leisten konnten“, begründete Finanzvorstand Christoph Jurecka den Schritt. Mit der Umschichtung auf andere Anlageklassen möchte das Unternehmen die Kapitalerträge in Zukunft deutlich erhöhen. Zuletzt wurde der Bestand an Aktien und an US-Dollar erhöht. Hier zeichnen sich bereits Erfolge ab. Die Wiederanlagerendite stieg deutlich auf 4,3 Prozent an.

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