Goldman-Sachs-Stabschef John Rogers widmet sich neuen Aufgaben

Goldman Sachs

John Rogers, der einflussreiche Stabschef der Wall-Street-Bank, widmet sich neuen Aufgaben. In den vergangenen Monaten haben bereits einige hochkarätige Banker Goldman Sachs verlassen.

(Foto: dpa)

New York Goldman Sachs kommt nicht zur Ruhe. Der langjährige Topmanager John Rogers gibt seinen Posten als Stabschef auf, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Rogers, der seit fast 30 Jahren für Goldman tätig ist, gilt als einflussreiche Schlüsselfigur. Er arbeitet eng mit dem Verwaltungsrat und mit Vorstandschef David Solomon zusammen.

Rogers wird durch seinen früheren Stellvertreter Russell Horwitz ersetzt. Horwitz verließ die Bank vor drei Jahren für eine Führungsrolle bei der Investmentfirma Citadel und kehrt nun zu Goldman zurück.

Rogers wird sich künftig verstärkt um seine anderen Verpflichtungen bei der Bank kümmern, wie er dem Handelsblatt bestätigte. Der 67-Jährige, der enge Verbindungen nach Deutschland pflegt, soll sich etwa vertieft regulatorischen Fragen und gemeinnützigen Initiativen der Bank widmen, teilte Vorstandschef Solomon in einer E-Mail an die Belegschaft mit. Rogers bleibt Mitglied des sogenannten Management Committee, eines einflussreichen Gremiums, in dem wichtige Personalentscheidungen und Fragen zur Strategie beschlossen werden.

Unter CEO Solomon hat es in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe hochkarätiger Abgänge gegeben. So hat erst am Montag der renommierte Rohstoffanalyst Jeff Currie seinen Rückzug verkündet. Er verlässt die Bank nach 27 Jahren. Im Juli etwa kündigte Julian Salisbury, Chief Investment Officer der Asset- und Wealth-Management-Sparte. Er wechselt zur Investmentfirma Sixth Street.
Ende Mai hatte die renommierte Bankerin Dina Powell ihren Rückzug angekündigt. Sie war für die Beziehungen der Bank zu Staatsfonds verantwortlich.

Turbulente Zeiten für Goldman Sachs

Das einst erfolgsverwöhnte Wall-Street-Institut steckt gerade in einer Identitätskrise. Die anhaltende Flaute im Kerngeschäft und der schwierige Umbau ließen den Quartalsgewinn zuletzt einbrechen. Solomon, der die Bank seit fast fünf Jahren führt, befindet sich mitten in einem umfassenden Stellenabbau. Boni wurden deutlich zurückgefahren. Insidern zufolge ist die Stimmung schlecht. Das liegt auch an dem teuren Vorstoß ins Retailgeschäft, den Solomon für gescheitert erklärt hat und der nun rückabgewickelt werden muss. „Goldman führt Krieg mit sich selbst“, titelte das „Wall Street Journal“ im Juni.

Pressechef Tony Fratto räumte im Juli ein, dass es „eine Menge Stress verursachen kann, wenn die Bank einige schwierige Quartale erlebt“. Schließlich seien einige der Goldman-Mitarbeiter „in dem, was sie tun, die Besten der Welt“. Die vielen negativen Schlagzeilen um die Bank hält er indes für übertrieben: „Das Drama ist in den Nachrichten deutlich größer als bei uns im Gebäude.“

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