Fresenius steht vor Verkauf von Kinderwunschkliniken

Frau mit Baby

Helios hatte sich Wachstumschancen mit Reproduktionsmedizin erhofft.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Gesundheitskonzern Fresenius hat seine Kinderwunschklinikgruppe Eugin Finanzkreisen zufolge zum Verkauf gestellt. Das Bad Homburger Unternehmen erwarte in diesen Tagen bindende Angebote für die Tochter, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eugin, für das 2023 ein Ebitda in Höhe von rund 30 Millionen erwartet wird, könne dabei mit 400 bis 500 Millionen Euro bewertet werden.

Finanzinvestoren wie etwa KKR und CVC sowie Mubadala aus Abu Dhabi zählten zu denjenigen, von denen eine Offerte erwartet wird. Fresenius und die möglichen Bieter lehnten Stellungnahmen ab.

Der seit Oktober vergangenen Jahres amtierende Vorstandsvorsitzende Michael Sen hat Fresenius einen tiefgreifenden Umbau verordnet. An vorderster Stelle stehen die Vereinfachung der Konzernstruktur und eine Entflechtung von der Dialysetochter FMC, die Fresenius zuletzt mehrere Gewinnwarnungen eingebrockt hatte.

Die FMC-Rechtsform wurde mittlerweile von einer Kommanditgesellschaft auf Aktien in eine normale Aktiengesellschaft umgewandelt, wodurch FMC im Konzernabschluss nicht mehr voll konsolidiert wird. Fresenius hält 32 Prozent an FMC.

Sen will den Konzern auf die beiden Bereiche Kabi (Medikamente und klinische Ernährung) sowie Helios (Kliniken) konzentrieren. Die kleinste Sparte Vamed, in der unter anderem die Rehakliniken und das Dienstleistungsgeschäft für Kliniken gebündelt sind, soll perspektivisch verkauft, zunächst aber restrukturiert werden.

Auch Kliniken in Lateinamerika sollen verkauft werden

Doch auch innerhalb der beiden Kerngeschäfte gibt es noch kleinere Einheiten, die nicht mehr im Fokus stehen, etwa die Kinderwunschklinikgruppe Eugin, die erst seit 2020 Teil des Unternehmens ist. Auch für ein Bündel von Kliniken in Lateinamerika sucht Helios nach einem Käufer, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.

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Die Eugin-Gruppe betreibt 44 Kliniken und 37 weitere Standorte in zehn Ländern. Beim Kauf 2020 war Eugin mit 430 Millionen Euro einschließlich Minderheitsbeteiligungen und übernommener Schulden bewertet worden.

Helios hatte sich Wachstumschancen mit Reproduktionsmedizin erhofft. Doch um in diesem Bereich erfolgreich zu expandieren, wären Investitionen nötig, für die Fresenius derzeit nicht das Geld hat. Die Synergien mit den anderen Klinikbereichen von Helios gelten als überschaubar. Zudem sind einige Abläufe anders, etwa weil Kinderwunsch-Behandlungen oft privat und nicht von Krankenkassen gezahlt werden.

In Fertilitätssektor tummeln sich Private-Equity-Firmen, die Kliniken aufkaufen und zu schlagkräftigen Ketten schmieden. KKR hatte erst in diesem Jahr für drei Milliarden Euro die spanische Reproduktionsmedizingruppe Ivirma Health gekauft und zwei Jahre zuvor den italienischen Wettbewerber Generalife. Nordic Capital erwarb vergangenes Jahr die britische Care Fertility und CVC über seine In-vitro-Fertilisations-Gruppe Futurelife das Londoner Centre for Reproductive and Genetic Health.

Die Sparte Helios Fertility verbuchte im ersten Halbjahr 2023 eine Umsatzsteigerung um 14 Prozent auf 134 Millionen Euro, vor Zinsen und Steuern lag der Gewinn auf dem Vorjahresniveau von elf Millionen Euro. Bei der Präsentation der Quartalszahlen hatte das Unternehmen ihren positiven Beitrag betont.

Die Eugin-Gruppe war ursprünglich ein spanischer Anbieter, der sich 2019 mit dem Kauf der US-Reproduktionsklinikkette Boston IVF verstärkt hatte. Die bedeutendsten Märkte des Unternehmens sind die USA, Spanien, Brasilien, Italien und Schweden. Die Standorte liegen hauptsächlich in Ballungsgebieten wie Boston, Barcelona, Sao Paulo und Mailand.

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