Female Allstar Board 2023: Das sind die Preisträgerinnen

München Die Führungsebenen deutscher Unternehmen bleiben von Männern bestimmt. Auf eine Vorständin kamen in Dax-Konzernen zuletzt noch mehr als drei männliche Spitzenmanager, wie das Handelsblatt Research Institute im Mai berechnete. Und nur eins der größten deutschen Börsenunternehmen wird aktuell von einer Frau geführt: Belén Garijo bei Merck.

Dabei mangelt es nicht an guten Managerinnen, das zeigt der Blick in die Vorstandsgremien der Dax-Unternehmen sowie des deutschen Mittelstands. Mit dem Female Allstar Board will das Handelsblatt gemeinsam mit der Unternehmensberatung Bain & Company außergewöhnlichen Frauen in Führungspositionen eine Bühne geben.

Eine Jury aus erfahrenen Wirtschaftslenkenden hat am Mittwochabend in München fünf Top-Managerinnen für ihre Leistung in der Führungsetage deutscher Unternehmen ausgezeichnet. Zusammen bilden sie einen idealtypisch zusammengesetzten Vorstand – aber eben nur mit Frauen besetzt.

Das Female Allstar Board ist dabei auch Netzwerk: Jede Preisträgerin nimmt fünf junge, engagierte Frauen in das Netzwerk der Initiative auf. Und wer die derzeit spannendsten weiblichen Managerinnen der deutschen Wirtschaft sind und warum sie berufen worden sind, lesen Sie hier.

Sopna Sury im Gespräch mit Hans-Jürgen Jakobs

Im RWE-Vorstand verantwortet sie die Wasserstoffstrategie des Konzerns.

Sopna Sury (Nachhaltigkeit)

Als Sopna Sury 2011 in die Energiewirtschaft wechselte, kam sie, um Dinge zu verändern. „Das ganze Geschäftsmodell war eigentlich auf den Kopf zu stellen“, sagte Sury bei der Preisverleihung. „Das hat mich angezogen.“

Heute personalisiert Sury den grünen Wandel beim Energiekonzern RWE. Seit 2021 verantwortet die einstige Unternehmensberaterin im Vorstand die Wasserstoffstrategie des Konzerns, zuvor war sie bereits bei Eon und Uniper am Aufbau der erneuerbaren Energie beteiligt.

„Ihr Name fällt unweigerlich, wenn in Deutschland über Wasserstoffwirtschaft gesprochen wird“, hob RWE-Personalvorständin Katja von Doren hervor. Sury sei „eine der wichtigsten Repräsentantinnen eines noch jungen Wirtschaftszweiges.“

Aus Sicht der Jury setzt sich Sury sich dafür ein, Wasserstoff als Schlüsseltechnologie sowie den zugehörigen regulatorischen Rahmen mit aufzubauen. Beim Female Allstar Board wurde Sury in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Maria Ferraro

Als Finanzvorständin bereitete sie den Börsengang von Siemens Energy vor.

Maria Ferraro (Finanzen)

Als Finanzvorständin von Siemens Energy vereint Maria Ferraro aus Sicht der Jury tiefes Detailwissen mit Engagement und Menschlichkeit im Umgang mit ihren Mitarbeitern. Die gebürtige Kanadierin kam nach Stationen beim Wirtschaftsprüfer PWC und dem kanadischen Telekomausrüster Nortel Networks zu Siemens.

In ihrer Zeit als Finanzchefin bereitet Ferraro den Börsengang der Energiesparte im September 2020 vor – zu dem Zeitpunkt eine der größten Abspaltungen in Deutschland. Nahezu zeitgleich übernahm Ferraro zusätzlich die neu geschaffene Position als Diversitätsvorständin im Konzern.

Ferraro will ihre Position nutzen, um sich für mehr gesellschaftliche Vielfalt einzusetzen. So initiierte die Managerin mit anderen Dax-Finanzvorständinnen ein lebendiges Frauennetzwerk für junge Talente. Beim Female Allstar Board forderte sie Frauen auf, ihre Fähigkeiten nicht zu unterschätzen.

„Die meisten deiner Jobs waren nicht einfach“, betonte Multi-Aufsichtsrätin Janina Kugel in ihrer Laudatio. Neben ihrer fachlichen Kompetenz zeichne Ferraro aus, dass sie dabei weder ihre Menschlichkeit, noch ihren Humor verloren habe.

Victoria Ossadnik

Im Vorstand von Eon ist sie für das Ressort Digitalisierung zuständig.

Victoria Ossadnik (Digitalisierung)

An der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Energiewirtschaft prägt Victoria Ossadnik den Energiekonzern Eon, findet das Auswahlgremium. Seit 2021 ist die promovierte Physikerin Vorständin für das wegweisende Ressort Digitalisierung. In ihrer Funktion will Ossadnik die Energiewende vorantreiben, die komplexen Netze sowie den Vertrieb optimieren.

Der ehemalige Eon-Chef Johannes Teyssen erklärte bei der Preisverleihung: „Victoria geht selten den konventionellen und nie den einfachen Weg.“ Nach ihrer Promotion wechselte Ossadnik 1999 in die von Männern dominierte IT-Branche. Später arbeitete sie sieben Jahre lang für Microsoft, wo sie zuletzt die Organisation der Unternehmens-Servicedaten und den Bereich künstliche Intelligenz leitete.

Ossadnik sei ihren erfolgreichen Lebensweg „immer gegen den Strom, immer auf der schwierigen Seite“ gegangen, würdigte Teyssen. Vom Female Allstar Board wurde die Managerin in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet.

Renate Wagner

Vielfalt ohne Inklusion funktioniert nicht“, sagte die Allianz-Vorständin.

Renate Wagner (Personal)

Ihre Leidenschaft für Zahlen begleitet Renate Wagner durch ihre Karriere, wie sie selbst am Rande der Veranstaltung erklärte. Nach mehreren Stationen in der Finanzwirtschaft und leitenden Positionen bei der Allianz ist die Mathematikerin inzwischen Vorständin für Personal, Übernahmen und die Region Asien-Pazifik. Im Konzernvorstand managte sie unter anderem die Neuordnung der Allianz Deutschland.

Der ehemalige Allianz-Vorstand Werner Zedelius beschrieb Wagner bei der Preisverleihung als „hochintelligent, in der Lage neue Fragen zu stellen, neue Antworten zu haben oder zu fordern“. Die als durchsetzungsstark geltende Managerin habe ihren eigenen Weg gefunden.

Ob monatliche Teamtage, jährliche Lernstunden oder die Möglichkeit, bis zu 25 Tage im Jahr vom Ausland aus zu arbeiten: Aus Sicht der Jury hat Wagner das Arbeitsumfeld bei der Allianz entscheidend weiterentwickelt. Mit Umfragen bindet Wagner die Mitarbeiter in die Personalstrategie ein.

Um langfristig mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen, brauche es laut Wagner eine entsprechende Unternehmenskultur. „Vielfalt ohne Inklusion funktioniert nicht“, erinnerte die Managerin bei der Preisverleihung.

Antje von Dewitz

Sie führt das Familienunternehmen Vaude in zweiter Generation.

(Foto: Vaude)

Antje von Dewitz (Chief Executive)

Eigentlich war sich Antje von Dewitz nicht sicher, ob sie das Familienunternehmen Vaude übernehmen will, sagt sie. Dass es doch dazu kam, verdankt die Unternehmerin einem Praktikum zu Studienzeiten, während dem sie die Gestaltungsmöglichkeiten im väterlichen Betrieb für Outdoor-Ausrüstung erkannte. Ihr Ziel: Nachhaltigkeit als grundlegendes Unternehmensprinzip zu etablieren.

Dieses Ziel verfolgt von Dewitz aus Sicht der Jury hartnäckig und immer mit dem Blick auf unternehmerischen Erfolg. Die heute 50-Jährige führt das Familienunternehmen seit 2009 in zweiter Generation. In dieser Zeit trieb von Dewitz etwa die Suche nach umweltfreundlichen Alternativen für schädliche Produktionsstoffe voran. Politisch setzte sie sich für das Lieferkettengesetz ein.

Mainau-Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte lobte die Unternehmerin für ihren Einsatz im Sinne der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit: „Antje will mit Vaude Teil der Lösung sein und setzt ihre Vision von einem komplett nachhaltigen Unternehmen beharrlich um.“

Auch mit ihrer Führungskultur will von Dewitz Nachhaltigkeit vorleben. So arbeitet die Unternehmerin, Mutter von vier Kindern, bei Vaude seit Jahren an einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

In der Jury waren Paul Achleitner, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, Simone Bagel-Trah, Aufsichtsratsvorsitzende von Henkel, Hans-Jürgen Jakobs, Handelsblatt Senior Editor, Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin und Walter Sinn, Managing Partner bei Bain & Company.

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