Fahrdienst-Vermittler erzielt erstmals operativen Gewinn

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Der Fahrdienst-Vermittler schreibt operativ erstmals schwarze Zahlen.

(Foto: Reuters)

New York Der Fahrdienstvermittler Uber hat erstmals ein Quartal mit einem operativen Gewinn abgeschlossen. Die Firma hatte zwar schon früher schwarze Zahlen geschrieben, das war aber jeweils Sondereinnahmen zu verdanken. Jetzt warf das operative Geschäft allein einen Vorsteuergewinn von 326 Millionen Dollar ab, wie Uber am Dienstag mitteilte. Im Vorjahr gab es auf dieser Basis noch ein Minus von gut 700 Millionen Dollar.

Uber wolle fortan in jedem Quartal profitabel wirtschaften, betonte Firmenchef Dara Khosrowshahi im US-Sender CNBC. Der Konzern habe im abgelaufenen Quartal außerdem noch einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht: Zum ersten Mal hatte Uber einen freien Cashflow von über eine Milliarde Dollar erzielt. Auch für das dritte Quartal rechnet Uber mit einer steigenden Nachfrage nach seinen Dienstleistungen.

An der Wall Street folgte auf die starken Zahlen ein Abverkauf: Die Aktie gab am Dienstagvormittag (Ortszeit) rund sechs Prozent nach. In den vergangenen Tagen war der Kurs in Erwartung guter Nachrichten bereits deutlich angestiegen. Seit Jahresbeginn liegt das Plus bei mehr als 80 Prozent.

Das Erreichen der Profitabilität folgt auf Jahre, in denen das operative Geschäft mehrere Dutzend Milliarden Dollar verlor. Diese betrugen seit 2014 insgesamt 31,5 Milliarden Dollar. Das Unternehmen war 2019 zum Kurs von knapp 42 Dollar an die Börse gegangen. Von einem Zwischenhoch von rund 60 Dollar sackte der Kurs jedoch wieder ab, zuletzt notierten Papiere bei rund 46 Dollar.

Der Fahrdienstleister hatte sich unter seinem Co-Gründer und langjährigen Chef Travis Kalanick erfolgreich als Marke etabliert – das Verb „to uber“ ist in den US-Sprachgebrauch eingezogen. Gleichzeitig legte sich das Unternehmen mit vielen Bürgermeistern, Taxiverbänden und Gewerkschaftern angelegt.

Uber: Lange Zeit umstritten, aber erfolgreich

Teilweise bot Uber seine Dienste ohne Genehmigung an. Große Städte wie Berlin verboten zwischenzeitlich den Betrieb. Und Beobachter kritisierten das Geschäftsmodell des Konzerns, der formal nur als Vermittler unabhängiger selbstständiger Fahrer auftritt, als ausbeuterisch.

Kalanick zog sich 2019 endgültig aus dem Unternehmen zurück und verkaufte alle seine Anteile. Bereits 2017 war er nach einer Reihe von Skandalen unter großem Druck von Investoren als Vorstandschef zurückgetreten, hatte als Verwaltungsrat aber noch großen Einfluss.

Unter seiner Führung geriet die wegen ihrer aggressiven Macho-Kultur ohnehin umstrittene Firma wegen etlicher Vorwürfe – von Sexismus und Diskriminierung über Technologiediebstahl bis zu Spionage-Affären – stark in die Kritik.

Wie Kalanicks Nachfolger Khosrowshahi in der Analystenkonferenz am Dienstag erklärte, verlässt mit Nelson Chai ein weiterer langjähriger Topmanager das Unternehmen. Chai war seit 2018 Finanzchef von Uber und hatte den Börsengang orchestriert. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.

Frachtgeschäft schwächelt weiter

Unterm Strich verbuchte Uber einen Quartalsgewinn von 394 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar. Treiber des guten Ergebnisses war die starke Entwicklung in den beiden Kerngeschäften von Uber, dem Fahrgasttransport und der Essenslieferung („Uber Eats“). Die Anzahl der Fahrten in den USA und Kanada übertraf laut eigenen Angaben zum ersten Mal das Niveau von vor der Covid-Pandemie.

Sorgenkind bleibt die dritte Uber-Sparte, das Frachtgeschäft, das Pakete für Unternehmen transportiert. Es macht weniger als ein Viertel des Umsatzes aus und schwächelt weiter. Die Fahrtbuchungen und Umsätze gingen hier um ein knappes Drittel zurück.

Dara Khosrowshahi

Der Manager hat Uber nach vielen Skandalen neu ausgerichtet.

(Foto: Bloomberg)

Uber hatte 2022 wie viele Technologiekonzerne Hunderte von Arbeitsplätzen abgebaut, vor allem in den Bereichen Personalwesen, Frachtgeschäft und Lebensmittellieferung außerhalb von Nordamerika. Die Kürzungen betrafen aber weniger als drei Prozent der Belegschaft. Anders die Situation beim angeschlagenen Konkurrenten Lyft: Er kündigte im April die Entlassung eines Viertels der Belegschaft an.

Für das laufende Vierteljahr rechnet Uber mit einem um einige Kosten bereinigten Vorsteuergewinn von rund einer Milliarde Dollar. Analysten hatten mit rund 915 Millionen Dollar gerechnet.
Mit Agenturmaterial.

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