Energiespeicher-Start-up Kraftblock erhält 20 Millionen Euro

Kraftblock-Speicher

Das Granulat in den Containern kann ungenutzte Abwärme aufnehmen, die etwa bei Industrieunternehmen entsteht, und sie bis zu zwei Wochen später wieder abgeben.

Düsseldorf Das Unternehmen Kraftblock sammelt 20 Millionen Euro ein. Sechs Investoren aus Ländern auf der ganzen Welt beteiligen sich an der saarländischen Firma.

Kraftblock baut Hochtemperatur-Speichersysteme. Dabei handelt es sich um Speicher in Form rechteckiger Blöcke, die mit einem Granulat gefüllt sind. Dieses Granulat kann ungenutzte Abwärme aufnehmen, die etwa bei Industrieunternehmen entsteht, und sie bis zu zwei Wochen später wieder abgeben.

Solche Speicher werden im Zuge der Energiewende immer wichtiger. Jan Wittmaack, Partner und Experte für Klima & Nachhaltigkeit in Private Equity bei BCG sagt: „Thermische Speicher sind ein innovativer und interessanter Ansatz, weil hier Energie gespeichert wird, die bislang einfach verpufft.“

Mit Abwärme Chips frittieren und Baustellen trocknen

Aktuell kommt der Wärmespeicher von Kraftblock in Pilotprojekten in der Keramikindustrie und bei der Baustellentrocknung zum Einsatz. Dabei wird ein Gebäude mit einer Art großen Heizung getrocknet.

Der Kraftblock-CEO und Co-Gründer Martin Schichtel erklärt: „Unsere Speicher nehmen die ungenutzte Abwärme von ländlichen Kraftwerken auf. Dann werden sie auf einen Lkw geladen und zur Baustelle gefahren. Dort treibt ein Gebläse die Wärme aus dem Speicher heraus und in Rohre, die in die zu trocknenden Räume führen.“

Zudem baut Kraftblock mit dem Chipshersteller Pepsico und dem niederländischen Energieversorger Eneco derzeit ein Projekt auf: Eneco liefert Ökostrom aus Windrädern an Kraftblock. Damit erhitzt das Unternehmen seine Speicher. Später geben die Speicher ihre Wärme an ein Thermalöl ab, das den Topf erhitzt, in dem die Kartoffelchips frittiert werden.

Darüber hinaus arbeitet Kraftblock an einem Projekt mit einem saarländischen Stahlwerk. Schichtel sagt: „Die Stahlindustrie muss massiv dekarbonisiert werden. Sie verursacht acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.“

Kraftblock macht die Abwärme nutzbar, die durch Fackelgase von Stahlwerken entsteht. So muss diese Wärme nicht zusätzlich unter erneuter Verbrennung von fossilen Rohstoffen erzeugt werden.

Wärmespeicherung über einen langen Zeitraum

Immer mehr Unternehmen erkennen den Wert von Energiespeichern. „Wir nehmen wahr, dass sich das Interesse an Energiespeichern verändert. In der Vergangenheit mussten wir anderen Unternehmen erklären, was wir überhaupt tun. Mittlerweile bekommen wir sehr qualifizierte Anfragen von Unternehmen, die genau wissen, was sie brauchen“, sagt Schichtel.

Ein Auslöser für diesen Sinneswandel sei der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Er habe das Denken vieler Unternehmen verändert, sagt der Kraftblock-Chef. Diese machten sich jetzt mehr Gedanken darüber, wie sie ihre Energieversorgung umstellen könnten.

Kraftblock-Container

Der Wärmespeicher des Start-ups kommt in Pilotprojekten in der Keramikindustrie und bei der Baustellentrocknung zum Einsatz.

(Foto: Kraftblock)

Je unsicherer die gleichmäßige Versorgung mit Energie ist, umso wichtiger werden Speicher. Das gilt für Zeiten, in denen große Kohle- oder Gaslieferanten wie Russland wegen geopolitischer Konflikte wegbrechen – aber auch für die zunehmend schwankende Stromerzeugung aus immer mehr erneuerbaren Energien.

Speicher gibt es daher in immer mehr Varianten. Thermische Speicher hätten BCG-Experte Wittmaack zufolge gegenüber anderen Speichern den Vorteil einer größeren Kapazität. „Das heißt, sie können eine große Menge Energie speichern und über einen längeren Zeitraum halten“, sagt Wittmaack. Zudem nähmen Kapazität und Leistung von thermischen Speichern anders als bei Batterien über die Zeit kaum ab. Und Anwendungen, die Energie direkt in Form von Wärme speicherten, hätten einen hohen Wirkungsgrad.

Neue Investoren als Marktöffner

Das neue Geld will Kraftblock vor allen Dingen in neue Mitarbeiter investieren. Aktuell arbeiten 30 Menschen für das Unternehmen.

Die neuen Investoren sollen allerdings nicht nur finanzielle Mittel mitbringen. Ein Kapitalgeber ist beispielsweise der Energy Transition Tech Fund der spanischen A&G Bank, der Expertise im Bereich Finanzierung mitbringt. Ein anderer ist der in Italien, Nord- und Südamerika operierende Fonds TechEnergy Ventures, der Wissen zum Anlagenbau einbringen soll.

>> Lesen Sie hier: Kraftblock – Start-up setzt auf flexible Wärme in der Industrie

Über Shell Ventures sagt Schichtel: „Shell ist für uns eine Mischung aus Investor, potenziellem Kunden und Technologieträger.“ Er hofft, so auch weitere potenzielle Kunden erreichen zu können. Ölkonzerne eignen sich, weil Kraftblock unter anderem aus ihren Fackelgasen Abwärme gewinnen kann.

Shell hat in der Vergangenheit bereits häufiger vielversprechende Start-ups komplett aufgekauft – so zum Beispiel das Ladesäulen-Unternehmen New Motion, das jetzt Sell Recharge heißt, und Ubitricity.

Für Schichtel sind derartige Vorgänge derzeit noch weit weg, aber nicht undenkbar. „Es wäre vermessen, auszuschließen, dass ein Akteur wie Shell uns eines Tages komplett übernimmt. Aber aktuell sind wir eigenständig aufgestellt und halten den Großteil an der Firma selbst“, sagt er. „Vorerst denken wir nicht über eine weitere Finanzierungsrunde oder einen Börsengang nach.“

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