Elektrowende verzögert sich – „Explorer“ kommt ein halbes Jahr später

Elektro-SUV Explorer

Das Ford-Modell verzögert sich um ein halbes Jahr.

(Foto: PR)

Düsseldorf Lange Zeit hatte Ford mit seiner Elektrostrategie gehadert und damit an Transformationstempo gegenüber der Konkurrenz eingebüßt – auch in Europa. Am Ford-Standort Köln atmeten daher viele auf, als der US-Autobauer dieses Frühjahr endlich ein neues Elektro-SUV namens Explorer ankündigte. Schon Anfang 2024 sollte der Stromer in der Rheinmetropole vom Band laufen, ausgestattet mit Volkswagen-Technik. Zur Umstellung des Werks, in dem bis vor Kurzem noch der Verbrenner-Kleinwagen Fiesta gefertigt wurde, kam sogar Bundeskanzler Olaf Scholz.

Doch die Transformation verzögert sich, wie sich nun herausstellt: Statt Anfang 2024 sollen die ersten Fahrzeuge erst im Sommer 2024 ausgeliefert werden, teilte ein Unternehmenssprecher am Freitag dem Handelsblatt auf Nachfrage mit. Als Grund für die Verzögerung nannte Ford eine neue Batterien-Norm für Elektrofahrzeuge. Diese stehe „im Einklang mit unserer internen Philosophie, unseren Kunden weltweit qualitativ hochwertige und sichere Fahrzeuge zu liefern“, so das Unternehmen.

Bereits am Donnerstag soll die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über den späteren Produktionsanlauf informiert worden sein. Den Beschäftigten im betroffenen Werk in Köln-Niehl droht mit dem Schritt die Arbeit auszugehen. Auch das Beantragen von Kurzarbeit wäre rechtlich heikel, weil es sich bei der Verzögerung um eine Unternehmensentscheidung handelt und nicht um höhere Gewalt, wie etwa in Pandemiezeiten.

Ford-Produktion in Köln droht Kurzarbeit

Zuletzt arbeiteten rund 3500 Mitarbeiter in zwei Schichten direkt und indirekt in Niehl. Der letzte Fiesta lief Mitte Juli in Köln vom Band, seither bereitet sich die Belegschaft auf den Umstieg auf die Elektromobilität vor. Derzeit verhandeln Arbeitnehmervertreter und Werksleitung über das weitere Vorgehen. „Wir sondieren gerade die Lage. Es gibt noch viele Fragen und Themen in den nächsten Tagen und Wochen zu besprechen“, sagt Benjamin Gruschka, Betriebsratschef der Ford-Werke, dem Handelsblatt.

Der Batteriestandard „100.3“ ist in seiner letzten Fassung 2022 festgelegt worden und gilt ab September für Fahrzeugtypen, die komplett neu auf den Markt kommen. Ford will den Standard weltweit anwenden und folgt damit internationalen Konkurrenten wie Tesla oder BYD. Weil der Standard schon länger bekannt ist, mutmaßen Branchenkenner, dass aber auch andere Gründe hinter der Verschiebung stecken könnten. So heißt es aus Unternehmenskreisen, dass die Zeit nun auch genutzt werden könne, um die Einarbeitungsphasen für den Hochlauf der Elektromobilität zu verlängern.

Außerdem ist augenfällig, dass Ford in Europa seine Flotte schneller elektrifiziert als der Mutterkonzern in Amerika. So will der Autobauer in Europa 2030 nur noch Elektroautos verkaufen. Bereits 2024 sollen neun Elektromodelle das Ford-Portfolio schmücken – Kleintransporter eingerechnet. In Köln soll neben dem Explorer bald ein weiteres E-Modell gebaut werden. Mit der Verzögerung könnte sich jedoch der weitere Hochlauf nach hinten verschieben.

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Um neue Elektroautos schnell auf den europäischen Markt zu bringen, setzt Ford auf die MEB-Elektroarchitektur von Volkswagen, also jene Plattform, auf der unter anderem auch Modelle wie der ID.3, ID.4 oder ID.Buzz stehen. Aus Köln und Wolfsburg heißt es, dass beide Seiten weiter an der Kooperation festhielten und lediglich die Batterie getauscht werden müsse, um den neuen Standard zu erfüllen. Ein VW-Sprecher erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass Volkswagen „parallel zu Ford mit der Anpassung der Batterietechnologie in Europa beginnen“ werde und seine Konzernmodelle sukzessive auf den neuen Standard umstelle.

Neben Ford hat auch der indische Autobauer Mahindra die MEB-Technologie bei VW eingekauft. Die Batterie, die VW aktuell in seinem MEB einsetzt, kommt von externen Zulieferern, darunter dem chinesischen Batterieriesen CATL. Ab 2025 produziert Volkswagen in Salzgitter auch eigene Akkus für seine Elektroautos, wird aber weiterhin auf Zulieferer angewiesen sein.

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