Frankfurt Die DZ Bank hebt nach einem kräftigen Gewinnsprung im ersten Halbjahr ihre Ziele an. 2023 rechne Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus nun mit einem Vorsteuerergebnis „jenseits von 2,5 Milliarden Euro“, sagte Co-Chef Cornelius Riese am Dienstag.
Bisher hatte das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken – wie in den Vorjahren auch – einen Vorsteuergewinn zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Da die Bank diese Prognose regelmäßig übertroffen und sich weiterentwickelt habe, sei nun „die Zeit gekommen, diese nachhaltige Ergebniserwartung um 500 Millionen nach oben zu verschieben“, sagte Riese. Ab 2024 peilt das Institut also ein Vorsteuerergebnis von zwei bis 2,5 Milliarden Euro an.
Im ersten Halbjahr 2023 hat sich der Gewinn mehr als verdoppelt auf 1,95 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür waren das starke operative Geschäft, die gute Entwicklung an den Kapitalmärkten sowie eine niedrigere Risikovorsorge für Kreditausfälle.
Viele andere deutsche Banken haben ihre Risikovorsorge im ersten Halbjahr wegen des Wirtschaftsabschwungs und der Immobilienkrise deutlich aufgestockt. In der DZ-Bank-Gruppe sank die Risikovorsorge dagegen um 13 Prozent auf 52 Millionen Euro.
Bei der Verbund- und Geschäftsbank gab es unter dem Strich sogar Auflösungen von 36 Millionen Euro, weil das Institut in den vergangenen Jahren sehr konservativ seine Risikovorsorge gebildet habe, sagte Riese.
Zudem sei die Risikovorsorge bei der Tochter DZ Hyp mit 20 Millionen Euro deutlich geringer als bei anderen Immobilienfinanzierern, erklärte Riese. Dies sei unter anderem auf den Rückzug aus der Finanzierung von Gewerbeimmobilien in den USA vor 15 Jahren zurückzuführen.
„Wir sehen noch keine akute Immobilienkrise“
Die Lage an den Immobilienmärkten hat sich wegen gestiegener Zinsen und Baukosten deutlich eingetrübt. Besonders hoch ist der Druck bei Gewerbeimmobilien in den USA.
Das Kerngeschäft der DZ Hyp entwickele sich bisher dennoch stabil, auch wenn die Bank ihr Neugeschäft angesichts des eingetrübten Marktumfelds zurückgefahren habe, sagte DZ-Bank-Co-Chef Uwe Fröhlich.
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Die Projektentwickler, die derzeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten für Schlagzeilen sorgten, seien keine Kunden der DZ Hyp, erklärte Fröhlich. „Derzeit sehen wir noch keine akute Immobilienkrise.“
Nichtdestrotz beobachte die DZ Hyp ein Finanzierungsportfolio sehr genau. Dabei handele es sich vor allem um Projektentwickler und Grundstücksankaufskredite. „Der gewerbliche Immobilienmarkt in Deutschland ist derzeit schwierig, und wir müssen durch dieses Tal jetzt erst mal gemeinsam durchkommen.“
Zur DZ-Bank-Gruppe gehören neben der Verbund- und Geschäftsbank auch große Töchter wie der Versicherer R+V und die Fondsgesellschaft Union Investment. Die R+V erzielte im ersten Halbjahr dank eines guten Kapitalanlageergebnisses und einer geringen Zahl an Schadenfällen einen Vorsteuergewinn von 762 Millionen Euro, nach einem Verlust von 233 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
„Wir haben eigentlich alle negativen Effekte bei der Versicherung durch den Zinsanstieg im letzten Jahr gehabt und haben jetzt die positiven Effekte“, sagte Co-Chef Riese.
Dividendenzahlung für 2022 wird nachgeholt
Wegen eines temporären Bilanzierungseffekts bei der R+V war die Kernkapitalquote der DZ-Bank-Gruppe Ende vergangenen Jahres auf 13,7 Prozent gefallen. Nun kletterte sie wieder auf 15,6 Prozent. Die Quote ist ein wichtiger Indikator für die Robustheit eines Geldhauses.
Wegen des Bilanzierungseffekts hatte die DZ Bank die Dividendenzahlung an ihre Eigentümer für das Geschäftsjahr 2022 verschoben. In den kommenden Monaten werde diese nun aber nachgeholt, kündigte Riese an. Insgesamt sollen rund 360 Millionen Euro an die Eigner – die Volks- und Raiffeisenbanken – ausgeschüttet werden.
Von der EZB-Bankenaufsicht habe die DZ Bank wegen ihres Abschneidens beim branchenweiten Stresstest „keinerlei Auflagen“ zur Dividendenausschüttung erhalten, sagte Riese.
Beim Stresstest mussten die Banken simulieren, welche Folgen ein Einbruch der Wirtschaft und ein Verfall von Immobilien- und Aktienpreisen für sie hätten. Bei der DZ Bank sank die Kernkapitalquote im Stressszenario auf sieben Prozent, womit sie Schlusslicht unter den deutschen Teilnehmern war. Ohne die Bilanzierungseffekte bei der R+V hätte die Quote bei neun Prozent gelegen.
Riese ist mit dem Abschneiden zufrieden und rät, die Ergebnisse nicht überzubewerten. „Es gibt eine Realität und es gibt einen Stresstest“, sagte er. In der Realität habe die DZ Bank zusammen mit den Genossenschaftsbanken das beste Rating aller Finanzorganisationen in Deutschland. „Und wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann muss man sich auch wenig Sorgen um die DZ Bank machen.“
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