DWS hat neue Rückstellungen von netto 20 Millionen Euro gebildet

Demnach hat das Fondshaus seit Januar für operationelle Risiken neue Rückstellungen in Höhe von zwei Millionen und für sonstige Risiken neue Rückstellungen von 21 Millionen Euro gebildet. Verwendet wurden eine und aufgelöst drei Millionen Euro. Zu der Rundungsdifferenz äußerte sich die DWS nicht.

Die Deutsche-Bank-Tochter erklärte in ihrem Halbjahresbericht, dass sie sich „in fortgeschrittenen Gesprächen“ mit der US-Wertpapieraufsicht SEC befinde zu den Vorwürfen, dass das Haus sich nachhaltiger dargestellt habe, als es sei. Das endgültige Ergebnis stehe noch nicht fest. Die Rückstellungen beziehen sich Unternehmenskreisen zufolge nicht nur auf die Vorwürfe der SEC.

Seit knapp zwei Jahren untersuchen Behörden in den USA und Deutschland, ob die DWS ihre nachhaltigen Fonds als grüner dargestellt hat, als sie waren, also sogenanntes Greenwashing betrieben hat. Die DWS wies die Vorwürfe stets zurück, schloss allerdings Bußgelder als Folge der Untersuchungen nicht aus.

Im Interview mit dem Handelsblatt hatte DWS-Chef Stefan Hoops Ende vergangenen Jahres eingeräumt, dass „man im Nachhinein schon feststellen kann, dass es eine Zeit lang überschwängliches Marketing bei dem Thema Nachhaltigkeit gab“.

Von den ausgewiesenen Rückstellungen in Höhe von insgesamt 56 Millionen Euro weist die DWS seit Anfang des Jahres Rückstellungen für zivile Verfahren in Höhe von acht Millionen Euro aus. Investoren rechnen mit einer Strafzahlung im Zusammenhang mit den Greenwashing-Vorwürfen in zweistelliger Millionen-Höhe.

Analystenerwartungen übertroffen

Die DWS übertraf im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten. Der bereinigte Vorsteuergewinn stieg gegenüber dem ersten Quartal um 27 Prozent auf 260 Millionen Euro, erwartet worden waren rund 230 Millionen Euro. Im Jahresvergleich sank der Gewinn allerdings um 13 Prozent. Ebenso ging das Konzernergebnis im Vorjahresvergleich um sechs Prozent zurück auf 145 Millionen Euro.

Die bereinigten Erträge kletterten im Quartalsvergleich um zehn Prozent auf 668 Millionen Euro. Damit lagen sie allerdings knapp unter dem Niveau aus dem zweiten Quartal 2022.

Auch die Halbjahresergebnisse liegen unter denen im Vorjahr. Die DWS begründet den Rückgang im Jahresvergleich mit den niedrigeren Managementgebühren infolge der schwachen Kapitalmärkte im Jahr 2022, die zu einem niedrigeren durchschnittlichen verwalteten Vermögen im ersten Halbjahr 2023 führten. Dort spiegele sich das vor Beginn des Ukrainekriegs besonders positive Umfeld für Vermögensverwalter im ersten Quartal 2022.

Die DWS sammelte wieder mehr neues Kapital ein

Anleger vertrauten der DWS nach einem schwachen Jahr 2022 nun im zweiten Quartal in Folge wieder deutlich mehr neues Kapital an, per Saldo waren es 9,3 Milliarden Euro. Analysten hatten mit knapp sechs Milliarden Euro gerechnet.

Vor allem legten Investoren Geld in die beliebten, preiswerten ETF der Marke XTrackers und alternative Fonds an, die netto 6,2 Milliarden Euro und 3,9 Milliarden Euro einsammelten. Auch aktiv gemanagte Anleihefonds und gemischte Fonds sammelten neues Kapital ein. Aus aktiv gemanagten Aktienfonds und Geldmarktfonds floss dagegen Geld ab.

Das verwaltete Vermögen stieg dank Kursgewinnen von Wertpapieren und Nettomittelzuflüssen im zweiten Jahresviertel auf 859 Milliarden Euro. DWS-Chef Hoops zeigte sich zufrieden: „Erfreulicherweise sehen wir über unsere gesamte Organisation hinweg ein deutlich positives Momentum“, stellt er fest.

Die Kostenertragsquote ist gegenüber dem Vorjahresquartal von 66,3 Prozent auf 61 Prozent gesunken. Das bedeutet, dass die DWS 61 Cent aufwenden muss, um einen Euro zu verdienen.

Im zweiten Quartal sind die bereinigten Kosten gegenüber dem Vorquartal um ein Prozent gestiegen auf 408 Millionen Euro. Das ist laut DWS auf die Bemühungen zurückzuführen, die Kosten zu senken. Dazu sind Stellen in der zweiten und dritten Führungsebene abgebaut worden.

Die scheidende Finanzchefin Claire Peel sieht die DWS „auf Kurs“, wie angekündigt für das Gesamtjahr 2023 eine Kostenertragsquote von unter 65 Prozent zu erreichen. Peel verlässt die DWS im Spätsommer, wohl um einen besser dotierten Job wahrzunehmen. Peel verdiente 2022 laut dem jüngsten Geschäftsbericht ein Zielgehalt von zwei Millionen Euro. Das sind knapp 30 Prozent des Gehalts von Hoops und weniger als der Verdienst des Chef-Anlagestrategen und COOs.

Neben einem neuen CFO wird aktuell ein neuer Aufsichtsratschef für die DWS gesucht. Karl von Rohr legt seinen Posten Ende Oktober nieder, wurde aber als einfaches Mitglied wieder in das Gremium gewählt.

Die DWS stellt sich offenbar auf unruhigere Kapitalmarktbedingungen ein. Sie rechnet damit, dass das verwaltete Vermögen am Ende des Jahres, aber auch die bereinigten Kosten für 2023 gegenüber dem Vorjahr nur leicht zunehmen. Ansonsten bleibt der Ausblick unverändert.

Bei Anlegern kommen die Ankündigungen und die Zahlen der DWS offenbar gut an. Der Kurs der DWS-Aktie legte am Vormittag um 2,5 Prozent zu auf gut 30 Euro.

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