Diese fünf Hürden muss Douglas auf dem Weg zur Börse nehmen

Düsseldorf Die Parfümeriekette Douglas setzt ihren Erholungskurs nach den schwierigen Jahren in der Coronazeit fort. Im dritten Quartal ist der Umsatz um 9,7 Prozent auf 910 Millionen Euro gestiegen. Das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) legte um 11,9 Prozent auf 154,3 Millionen Euro zu.

Für Douglas-Chef Sander van der Laan ist das wichtig. Denn die wirtschaftliche Entwicklung des Parfümhändlers wird vom Mehrheitseigentümer, der Privat-Equity-Gesellschaft CVC, zurzeit besonders aufmerksam beobachtet. Denn CVC will im kommenden Jahr einen erneuten Anlauf wagen, Douglas wieder an die Börse zu bringen. Als Berater dafür wurde bereits die Investmentbank Rothschild & Co. angeheuert, wie mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen bestätigten.

„Douglas wächst in einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld weiter und zeigt sich im dritten Quartal erneut widerstandsfähig und ertragsstark“, betonte van der Laan. Doch Umsatzwachstum allein reicht nicht. Vor einem Börsengang muss er fünf entscheidende Hürden nehmen.

In der Pandemie konnte Douglas den Umsatzverlust begrenzen, indem das digitale Geschäft deutlich ausgebaut wurde. Doch erkauft wurde das Plus im E-Commerce mit tiefroten Zahlen. Im Geschäftsjahr 2019/20 stand so ein Verlust von 477 Millionen Euro unter dem Strich. Auch in den Folgejahren lag der Nettoverlust in dreistelliger Millionenhöhe.

Auch im abgelaufenen dritten Quartal 2022/23 hat Douglas einen Nettoverlust vorgelegt. Dieser fiel mit minus 26,1 Millionen Euro allerdings niedriger aus als im Vorjahresquartal, als noch ein Verlust von 51,4 Millionen Euro ausgewiesen wurde.

Im Neunmonatszeitraum liegt Douglas damit noch im Plus, bei einem Nettogewinn von 44,9 Millionen Euro. Allerdings zehrt das Unternehmen noch vom Gewinn aus dem ersten Quartal des Geschäftsjahres (Oktober bis Dezember), in dem das traditionell starke Weihnachtsgeschäft liegt. Ob Douglas mit einem Gewinn aus dem Gesamtjahr geht, ist fraglich. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen im vierten Quartal stets einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe gemacht.

Konzernchef van der Laan will die Profitabilität auf zwei Wegen verbessern: Zum einen setzt er auf kurzfristige Sparmaßnahmen in allen Abteilungen. Zum anderen hat er Effizienzprogramme etwa bei den E-Commerce-Plattformen und in der Lieferkette aufgesetzt, die aber erst längerfristig wirken werden.

Aufgabe 2: Abbau der hohen Schulden

Die Entwicklung sieht auf den ersten Blick gut aus: Sowohl Standard & Poor’s als auch Fitch haben den Ausblick ihres Ratings von negativ auf stabil erhöht. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass beide Ratingagenturen Douglas weiterhin mit B- einstufen, das bedeutet „hochspekulativ“.

Der Investor CVC hatte Douglas bei der Übernahme 2015 mit hohen Schulden belastet, um den Kaufpreis zu finanzieren. Das Unternehmen hat Anleihen im Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro begeben, deren Zinszahlungen belasten. Die gesamte Nettoverschuldung wird im Neunmonatsbericht mit 3,3 Milliarden Euro angegeben.

Zwar gelang den Eigentümern vor zwei Jahren eine Refinanzierung, aber dadurch sind die Zinszahlungen sogar noch gestiegen. Im vergangenen Geschäftsjahr lagen die Finanzierungskosten bei 270 Millionen Euro, im Jahr davor bei 190 Millionen Euro. Ein Teil der Schulden wird jetzt mit 8,25 Prozent verzinst, der größte Brocken, die Senior Secured Notes, mit sechs Prozent.

Wichtiges Ziel müsste es deshalb sein, die Schulden abzubauen. Kritisch dabei ist insbesondere der Term-Loan-B-Kredit. Dessen Zinsen sind nicht fix und steigen seit der Zinswende der EZB. Er ist aber jederzeit zurückzahlbar, ohne eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen. Doch dieses Geld fehlt dann für notwendige Investitionen.

Aufgabe 3: Kosten drücken, ohne das Wachstum abzuwürgen

Sein Restrukturierungsprogramm hat van der Laan euphemistisch „Let it bloom“ genannt. Doch damit das Ergebnis aufblühen kann, wird das Unternehmen einem „strikten Kostenmanagement“ unterworfen, wie es bei der Vorstellung des Programms im März hieß.

Wie schwierig es ist, gleichzeitig die Profitabilität zu steigern und das Wachstumstempo zu halten, ist van der Laan bewusst. Entsprechend zurückhaltend sind seine Ziele. So will er bis 2026 den Umsatz auf fünf Milliarden Euro steigern, ein Wachstum von weniger als 10 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2021/22 war der Umsatz noch um 17 Prozent gewachsen.

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Die ehemalige Chefin Tina Müller, die im November 2022 von Sander van der Laan abgelöst wurde, hatte im Filialnetz aufgeräumt und zahlreiche unprofitable Läden geschlossen. Van der Laan baut jetzt gezielt wieder auf und erschließt dabei auch ganz neue Märkte wie Slowenien und Belgien, wo erste Läden eröffnet wurden. Dafür verschiebt er den Schwerpunkt der Investitionen wieder stärker vom E-Commerce zum stationären Geschäft.

Der Wunschtermin der Eigentümer für einen Börsengang wäre der April 2024 – kurz nachdem die Bilanz für das wichtige Weihnachtsgeschäft veröffentlicht worden sein wird. Und da möchte das Unternehmen mit guten Zahlen glänzen.

Aufgabe 4: Lösung für die teuer zugekaufte Onlineapotheke

Als großes Zukunftsprojekt hatte van der Laans Vorgängerin Müller den Einstieg in den Verkauf von Gesundheitsprodukten und sogar Medikamenten gepriesen. „Für uns ist das der strategische Einstieg in den deutschen und europäischen Onlineapothekenmarkt, der mit einem dreistelligen Milliardenvolumen noch größer ist als der Beautymarkt“, hatte sie noch Anfang 2022 im Interview mit dem Handelsblatt geschwärmt, als sie den Kauf der Onlineapotheke Disapo bekannt gab.

>> Lesen Sie hier: „Markt mit dreistelligem Milliardenvolumen“ – Douglas greift im Apothekengeschäft an

33,6 Millionen Euro soll Douglas im Februar 2022 für die Onlineapotheke gezahlt haben, die im Geschäftsjahr 2021/22 gerade mal einen Umsatz von 43 Millionen Euro erzielt hatte. Für die Übernahme und weitere Investitionen in den Ausbau dieses Geschäfts nahm Douglas einen Kredit von 75 Millionen Euro auf.

Sander van der Laan

Der Douglas-Chef eröffnet neue Läden in Slowenien und Belgien.

(Foto: Douglas)

Doch ein gutes Jahr später gilt Disapo unter dem neuen Chef aber immer noch als Fremdkörper. Van der Laan bewertet die Chancen, die das Geschäft bringen könnte, geringer, als Müller es getan hatte. Er stellte schon rasch die Frage, ob der Aufwand gerechtfertigt ist, den man für den Aufbau dieses Bereichs betreiben müsste.

Noch ist nicht entschieden, was aus dem Bereich wird. Doch rechtzeitig vor einem Börsengang soll die Entscheidung fallen. Beim Mehrheitseigner CVC gibt es auch die Überlegung, dass die Expansion in den Gesundheitsmarkt ein möglicher Teil einer Börsenstory sein könnte. 

Aufgabe 5: Eine Frau fürs Topmanagement

Vor einem Jahr hatte Douglas noch kein Problem seine selbstgesetzte Frauenquote von 33 Prozent für das Topmanagement zu erfüllen. Damals waren zwei von drei Geschäftsführungsposten mit Frauen besetzt: Neben Chefin Tina Müller verantwortete Vanessa Stützle im obersten Gremium den E-Commerce.

Geblieben ist vom damaligen Top-Trio nur Finanzchef Mark Langer. Stützle leitet seit September 2022 das Start-up Luqom, das Leuchten im Onlinehandel vertreibt. Und Philipp Andrée komplettiert als Chief Commercial Officer die rein männliche Führungsriege. Auch die Führung der deutschsprachigen Märkte übernahm mit Veit Weiland ein Mann, nachdem die bisherige Deutschlandchefin Nicole Nitschke das Unternehmen „in beiderseitigem Einvernehmen“ verlassen hatte.

Eine Zeit lang wurde Einkaufschefin Isabelle Henrichs als eine mögliche Aufsteigerin in die Geschäftsführung gehandelt. Doch mittlerweile ist wieder alles offen. Aber um bei einem Börsengang kritischen Fragen nach der Diversity auszuweichen, dürfte Konzernchef van der Laan dieses Problem noch rechtzeitig lösen.

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