Die USA und der Vietnam verbünden sich – zum Ärger Chinas

US-Präsident Joe Biden wird in Hanoi von Außenminister Bui Thanh Son empfangen

Die einst verfeindeten Nationen wollen noch stärker zusammenarbeiten.

(Foto: AP)

Neu-Delhi Im Ringen um Einfluss in Asien verbünden sich die USA mit Vietnam. Die beiden Länder stünden vor enormen Chancen, sagte US-Präsident Joe Biden am Sonntag bei einem Kurzbesuch in Hanoi, der Hauptstadt des kommunistisch regierten Landes, mit dem die Amerikaner künftig in der Halbleiterindustrie enger zusammenarbeiten wollen.

„Vietnam und die Vereinigten Staaten sind wichtige Partner in einer sehr kritischen Zeit“, fügte Biden in einem Gespräch mit Nguyen Phu Trong, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei und mächtigsten Mann des Landes, hinzu.

Die beiden Länder vereinbarten, ihre Beziehungen formell zu einer „strategischen Partnerschaft“ aufzuwerten – ein Status, den das 100-Millionen-Einwohner-Land in Südostasien bisher nur wenigen Ländern, darunter China und Russland, gewährt hat. Lange sträubte sich Hanoi gegen diesen Schritt – aus Sorge, den wichtigsten Handelspartner China zu verärgern. Nun soll dieses Risiko offenbar hingenommen werden.

Die Entscheidung steht auch vor dem Hintergrund eines zunehmend angespannten Verhältnisses zwischen Vietnam und China: Die Regierung in Peking reklamiert Inseln im Südchinesischen Meer für sich, die Vietnam als sein Staatsgebiet betrachtet. Die USA schickten im Juni einen Flugzeugträger nach Vietnam und wollen das Land auch dabei unterstützen, von russischen Rüstungslieferungen unabhängiger zu werden.

Neben sicherheitspolitischen Erwägungen ist Vietnam für die USA auch aus wirtschaftlichen Gründen von großer Bedeutung. Das Land etablierte sich in den vergangenen Jahren als einer der wichtigsten alternativen Produktionsstandorte für Unternehmen, die angesichts der Spannungen mit China auf eine Diversifizierung ihrer Lieferketten setzen. Vertreter mehrerer US-Tech-Konzerne werden am Montag zu Gesprächen in Hanoi erwartet.

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Biden verwies auch auf die historische Dimension der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Vietnamkriegs. „Wir können einen 50-jährigen Bogen des Fortschritts zwischen unseren Nationen spannen“, sagte er. „Vom Konflikt über die Normalisierung bis hin zu diesem neuen, höheren Status.“ In Vietnam will man sich aber dennoch nicht ganz auf die Amerikaner verlassen: Um eine Balance in den Beziehungen zu demonstrieren, plant die Regierung in Hanoi auch ein baldiges Spitzentreffen mit China.

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