Deutsche Unternehmen fahren Produktion unerwartet stark herunter

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Die Industrie allein stellte im Juni 1,3 Prozent weniger her als im Vormonat.

(Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich)

Berlin Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juni überraschend stark gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,5 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet.

Im Mai ergab sich ein Rückgang um revidiert 0,1 Prozent. „Die schlechte Stimmung bei Unternehmen deutet auf eine anhaltende Lethargie hin“, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Für das laufende Quartal scheint ein kleines Produktionsplus das höchste der Gefühle zu sein.“ Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer erklärte: „Die deutsche Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr erneut schrumpfen.“

Die Industrie allein stellte im Juni 1,3 Prozent weniger her als im Vormonat. „Der Ausblick für die Industriekonjunktur bleibt trotz der zuletzt wieder zunehmenden Nachfrage eingetrübt, weil diese stark durch Schwankungen bei Großaufträgen geprägt war“, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. „Angesichts der gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen der Unternehmen ist eine spürbare Erholung derzeit noch nicht absehbar.“

Commerzbank-Fachmann Krämer betonte: „Das Minus im Juni gibt einen Vorgeschmack auf die schlechten Produktionszahlen, die sich für die kommenden Monate abzeichnen.“ Denn der Trend bei den Auftragseingängen weise seit langem nach unten. „Außerdem haben die Unternehmen Umfragen zufolge die während Corona liegen gebliebenen Aufträge bereits abgearbeitet.“

Die angeschlagene Industrie hat sich zuletzt mit einer überraschend hohen Zahl an Bestellungen etwas erholt – auch wegen Großaufträgen aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Ihre Aufträge legten im Juni um 7,0 Prozent zum Vormonat zu und damit so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Schon im Mai hatte es mit 6,2 Prozent einen ungewöhnlich kräftigen Zuwachs gegeben.

Allerdings deuten Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima darauf hin, dass die drei Quartale in Folge nicht mehr gewachsene deutsche Wirtschaft nach wie vor in einer Konjunkturflaute steckt. So meldete die Baubranche – die unter hohen Zinsen und einer Auftragsflaute leidet – im Juni einen Produktionsrückgang von 2,8 Prozent. Die Energieversorger stellten hingegen 0,6 Prozent mehr her als im Monat davor.

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