Deutsche Bank macht weniger Gewinn – Rechtsrisiken belasten

Deutsche Bank in Frankfurt

Das Geldhaus hat ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 450 Millionen Euro angekündigt.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal besser verdient als gedacht. Die Erträge des Instituts stiegen um elf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn fiel mit 1,4 Milliarden Euro allerdings um neun Prozent geringer aus als im Vorjahr. 

Das lag vor allem an einmaligen Kosten für Rechtsfälle und Restrukturierungen in Höhe von 655 Millionen Euro, wie Vorstandschef Christian Sewing in einer Botschaft an die Beschäftigten mitteilte.

Die Bank räumte ein, dass die Kosten für Rechtsstreitigkeiten höher als erwartet ausgefallen sind. Diese Aufwendungen trugen zu einem deutlichen Kostenanstieg bei. Ohne diese Belastungen wäre der Vorsteuergewinn um 25 Prozent gestiegen, sagte der Vorstandschef.

Dennoch übertraf die Bank damit die Prognosen der Analysten, die dem Geldhaus nur Erträge in Höhe von 7,1 Milliarden Euro und einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro zugetraut hatten. Die Aktie verlor im frühen Handel dennoch mehr als 1,5 Prozent.

„Wir sind im ersten Halbjahr 2023 erneut in allen Geschäftsbereichen dynamisch gewachsen und haben unsere Ertragskraft ebenso unter Beweis gestellt wie unsere robuste Bilanz. Damit sind wir auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen“, sagte Sewing.

Zinseinnahmen blieben die wichtigste Einnahmequelle im zweiten Quartal. Wie andere Geldhäuser auch profitierte die Bank von den gestiegenen Zinsen. Das Kreditbuch des Instituts ist zwar kleiner geworden, weil das Interesse von Unternehmen und Privatkunden an Darlehen nachlässt. Doch die Zinsmarge ist im Vergleich zum Jahresbeginn noch einmal leicht gestiegen. 

Obwohl die Deutsche Bank für mögliche Kreditausfälle fast doppelt so viel zurücklegte wie im Vorjahr, stieg der Zinsüberschuss nach Abzug dieser Risikovorsorge um zwei Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Am stärksten verbesserte sich das Handelsergebnis des Instituts, das sich auf 1,3 Milliarden Euro beinahe verdoppelte. In diese Bilanzposition fließen allerdings nicht allein Gewinne der Investmentbank ein, sondern auch die Marktwertveränderungen von Derivaten aus anderen Sparten der Bank. Der Provisionsüberschuss, also Einnahmen aus Gebühren, sank dagegen. 

Für den weiteren Jahresverlauf ist das Institut etwas zuversichtlicher als zuvor. Es geht davon aus, dass seine Erträge auf Jahressicht „höher als bisher erwartet“ ausfallen und über dem Mittelwert der Spanne von 28 Milliarden bis 29 Milliarden Euro liegen werden.

Schwäche im Privatkundengeschäft

Den höchsten Gewinn erzielte im zweiten Quartal das Firmenkundengeschäft, hier konnte die Deutsche Bank den Vorsteuergewinn auf 670 Millionen Euro steigern. Analysten hatten der Sparte allerdings einen noch höheren Gewinn zugetraut. Die Unternehmensbank überholte die Investmentbank damit erstmals als profitabelste Sparte des Konzerns. 

Bei der Investmentbank halbierte sich der Gewinn beinahe, fiel aber mit 576 Millionen Euro besser aus als befürchtet. Die Bank schlug sich damit im Kapitalmarktgeschäft auch besser als einige große US-Wettbewerber.

Deutlich schwächer fiel das Resultat für das Privatkundengeschäft aus. Zwar steigerte die Sparte ihre Erträge stärker als gedacht. Doch der Gewinn brach um zwei Drittel auf 171 Millionen Euro ein. Dazu haben neben Kosten für Rechtsrisiken auch die Ausgaben für die IT-Integration der Postbank beigetragen, die Ende Juni abgeschlossen wurde.

Die hohen Kosten der Sparte sorgte auch für kritische Nachfragen von Analysten. Um einen Euro zu verdienen, musste die Privatkundenbank 86,6 Cent ausgeben. „Wir sind noch nicht zufrieden mit der Aufwandsquote der Privatkundenbank“, räumte Vorstandschef Sewing ein.

Er verwies darauf, dass die IT-Integration ab 2025 Einsparungen von 300 Millionen Euro im Jahr einbringen soll. Im vergangenen Jahr habe die Bank außerdem 100 Filialen geschlossen und wolle weitere Zweigstellen aufgeben. Die Bank plant außerdem einen weiteren Personalabbau.

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Nicht nur in der Privatkundensparte, auch konzernweit sind die Kosten der Deutschen Bank im zweiten Quartal weiter gestiegen: Die Aufwendungen des Instituts fielen mit 5,6 Milliarden Euro 15 Prozent höher aus als im Vorjahr. Auch ohne Einmaleffekte wie Rechtskosten oder Restrukturierungsaufwendungen erhöhten sich die Kosten bereinigt um rund vier Prozent.

Die höheren Erträge konnten die gestiegenen Kosten nur teilweise ausgleichen: Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag kletterte auf 76 Prozent. Das bedeutet, dass die Bank 76 Cent ausgab, um einen Euro zu verdienen. Analysten hatten allerdings mit einer schlechteren Aufwandsquote gerechnet.

Die Bank hatte im Frühjahr angekündigt, ihre Sparbemühungen zu verstärken und ihr Einsparziel für die nächsten drei Jahre um 500 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Die Bank habe bereits viele Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet, um „die Kostensenkungen von mehr als einer Milliarde Euro zu ermöglichen“, betonte Sewing. Die Bank habe zudem „weitere konkrete Schritte identifiziert, um auf allen Ebenen noch effizienter zu werden“. Dies sei „mit harten Entscheidungen verbunden“.

Insgesamt ist die Ertragslage der Deutschen Bank aber auch aus Sicht der Bankenaufsicht stabil genug, um davon auch die Aktionäre profitieren zu lassen. Sie hat dem Institut genehmigt, eigene Aktien zurückzukaufen. Die Bank hatte Dienstagabend angekündigt, ab August Aktien im Umfang von 450 Millionen Euro vom Markt zu nehmen. 

Viele Investoren hatten auf diese Ankündigung gewartet. Das Rückkaufprogramm ist Teil der Ankündigung des Instituts, an Aktionäre bis 2025 acht Milliarden Euro in Form von Dividenden und Rückkaufprogrammen auszuschütten.

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