Zukunft des Telefonherstellers Gigaset nach Insolvenzverfahren ungewiss


Ein deutsches Amtsgericht hat ein reguläres Insolvenzverfahren gegen das Kommunikationstechnologieunternehmen Gigaset AG, Europas Marktführer für Mobiltelefone, eröffnet. Es stellt sich die Frage, wie – oder ob – das angeschlagene Unternehmen umstrukturiert werden soll.

Das Amtsgericht Münster in Nordrhein-Westfalen hat ein ordentliches Insolvenzverfahren gegen die Gigaset AG eröffnet, wie deutsche Nachrichtenagenturen am Mittwoch berichteten. Das bestätigte das Unternehmen am Dienstagabend auch auf seiner Website.

Zu den Produkten des 175 Jahre alten Unternehmens mit rund 850 Mitarbeitern gehören analoge und IP-basierte DECT-Telefone (Digital Enhanced Cordless Telecommunications), Android-Smartphones, cloudbasierte Smart-Home-Lösungen sowie DECT-Telefone und -Signale für Unternehmen und KMU.

Im September stellten der Vorstand der Gigaset AG, der Holdinggesellschaft des Herstellers, und der Gigaset Communications GmbH, der operativen Niederlassung, Insolvenzanträge.

Im Fall der AG ist das ordentliche Insolvenzverfahren nun „eröffnet“.

Ebenfalls im September beantragte die Gigaset Communications GmbH die Eigenverwaltung „mit dem klaren Ziel, den Betrieb fortzuführen“, sagte Raphael Dörr, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation von Gigaset, gegenüber Euractiv.

Die Gigaset Communications GmbH befindet sich noch in der Antragsphase der Eigenverwaltung. Der Prozess wurde noch nicht eröffnet. Der Prozess der GmbH ist auf die Fortführung des Unternehmens ausgerichtet.

„Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen mit potenziellen Investoren, die erfolgreich und zielgerichtet voranschreiten. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im Januar einen starken neuen Partner präsentieren können, mit dem wir gemeinsam eine vielversprechende Zukunft für die Gigaset Communications GmbH gestalten werden“, sagte Dörr.

Einbruch im Geschäft

Für das Geschäftsjahr 2022 verzeichnete der Telefonhersteller einen Umsatz von 241 Millionen Euro, verglichen mit 217 Millionen Euro im Jahr 2021.

Im April lautete die Mission von Gigaset, bis 2025 ein wachstumsstarker Technologieführer „Made in Germany“ zu sein.

Fünf Monate später meldete der Telefonhersteller aufgrund eines unerwarteten Geschäftseinbruchs Insolvenz an.

„Für die Gigaset AG und ihre mittelbar operativ tätige Tochtergesellschaft Gigaset Communications GmbH befindet sich seit dem 20. September 2023 ein vorläufiges Insolvenzverfahren“, heißt es im Zwischenbericht zum zweiten Quartal.

„Die Inflation drückt die Verbraucherstimmung und trübt die Geschäftsaussichten im zweiten Halbjahr 2023 erheblich. Weitere externe und interne Herausforderungen führen zu einer unüberschaubaren Finanzlage“, heißt es in dem Bericht weiter.

Umstrukturierung?

In Deutschland kann eine Unternehmenssanierung sowohl in Eigenverwaltung als auch in Regelverwaltung erfolgen.

„Wenn das Unternehmen über wettbewerbsfähige Produkte verfügt, wird es sich durch eine Insolvenz sanieren“, sagte Torsten Martini, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht bei der Kanzlei Görg, gegenüber Euractiv.

Zur Auswahl stehen die Durchführung einer übertragenden Sanierung oder die Vorlage eines Insolvenzplans durch den Insolvenzverwalter.

„Dies werden Gläubiger und Verwalter in der Regel stets anstreben [restructuring]einfach weil es für alle Beteiligten – Lieferanten, sonstige Gläubiger, Kunden und vor allem Mitarbeiter – natürlich die bessere Alternative zur Liquidation ist“, fügte Martini hinzu.

Eine Lösung kann dann in einigen Wochen oder Monaten gefunden werden.

„Das Insolvenzverfahren selbst läuft dann in der Regel noch einige Jahre. Das hat aber nichts mit dem Unternehmen zu tun, das jetzt neu aufgestellt wird“, erklärte Martini.

Euractiv geht davon aus, dass Einzelheiten der Umstrukturierung von Gigaset derzeit spekulativ sind, da dies von der Entscheidung der künftigen Investoren abhängt, die noch identifiziert werden müssen.

[Edited by Nathalie Weatherald/Zoran Radosavljevic]

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