Zu den Protesten gegen die extreme Rechte in Deutschland ziehen Hunderttausende an – in München sind es zur Sicherheit zu viele

Ein Protest gegen die extreme Rechte in der deutschen Stadt München am Sonntagnachmittag endete aus Sicherheitsgründen vorzeitig, nachdem etwa 100.000 Menschen erschienen waren, teilte die Polizei mit. Die Demonstration war eine von Dutzenden im ganzen Land an diesem Wochenende, an der insgesamt Hunderttausende Menschen teilnahmen.

Die Demonstrationen folgten einem Bericht, wonach sich Rechtsextremisten kürzlich getroffen hätten, um über die Abschiebung von Millionen Einwanderern, darunter einige mit deutscher Staatsbürgerschaft, zu diskutieren. Bei dem Treffen waren auch einige Mitglieder der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD) anwesend.

In der westlichen Stadt Köln bestätigte die Polizei, dass am Sonntag „Zehntausende“ Menschen zum Protest erschienen seien, die Organisatoren sprachen von rund 70.000 Menschen. Zu einer Protestkundgebung am Sonntagnachmittag in Berlin seien mindestens 60.000 und möglicherweise bis zu 100.000 Menschen gekommen, teilte die Polizei nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur dpa mit.

Eine ähnliche Demonstration am Freitag in Hamburg, der zweitgrößten Stadt Deutschlands, lockte nach Angaben der Polizei 50.000 Menschen an und musste aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet werden. Und zu den Samstagsprotesten in anderen deutschen Städten wie Stuttgart, Nürnberg und Hannover kamen Zehntausende Menschen.

Obwohl es in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits andere Proteste gegen die extreme Rechte gab, sind Größe und Ausmaß der Proteste, die an diesem Wochenende stattfinden – nicht nur in Großstädten, sondern auch in Dutzenden kleinerer Städte im ganzen Land – bemerkenswert. Die große Beteiligung in ganz Deutschland hat gezeigt, wie diese Proteste den Widerstand der Bevölkerung gegen die AfD auf neue Weise mobilisieren.

In Meinungsumfragen liegt die AfD weit oben: Jüngsten Umfragen zufolge liegt sie mit rund 23 % bundesweit auf dem zweiten Platz und liegt damit deutlich über den 10,3 %, die sie bei der letzten Bundestagswahl 2021 erreicht hatte.

In ihren ostdeutschen Hochburgen Brandenburg, Sachsen und Thüringen liegt die AfD vor den Wahlen im Herbst in den Umfragen an der Spitze.

Auslöser der Proteste war ein Bericht des Medienportals Correctiv letzte Woche über ein angeblich rechtsextremes Treffen im November, an dem angeblich Vertreter der extremistischen Identitären Bewegung und der AfD teilgenommen hätten. Ein prominentes Mitglied der Identitären Bewegung, der österreichische Staatsbürger Martin Sellner, stellte seine „Remigration“-Vision für Abschiebungen vor, heißt es in dem Bericht.

Die AfD distanzierte sich von dem Extremistentreffen mit der Begründung, sie habe keine organisatorische oder finanzielle Verbindung zu der Veranstaltung, sie sei nicht für die dortigen Diskussionen verantwortlich und die Teilnehmer hätten dies nur aus rein persönlichen Gründen getan. Dennoch hat sich eine der AfD-Fraktionsvorsitzenden, Alice Weidel, von einem Berater, der dort war, getrennt und gleichzeitig die Berichterstattung selbst angeprangert.

Prominente deutsche Politiker und gewählte Amtsträger brachten am Sonntag ihre Unterstützung für die Proteste zum Ausdruck und schlossen sich den Führern großer Parteien aus dem gesamten Spektrum an, die sich bereits zu Wort gemeldet hatten.

„Die Zukunft unserer Demokratie hängt nicht von der Stärke ihrer Gegner ab, sondern von der Stärke derjenigen, die die Demokratie verteidigen“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Videoerklärung. Diejenigen, die protestierten, fügten hinzu, „verteidigen unsere Republik und unsere Verfassung gegen ihre Feinde.“

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