Wirtschaftsimpulse in der Eurozone beschleunigen sich dank Dienstleistungen: Können die Aktienkurse weiter steigen?


Das Wachstum des privaten Sektors in der Eurozone erreicht einen Zehn-Monats-Höchststand, angetrieben durch einen robusten Dienstleistungssektor. Das Vertrauen der Anleger ist nach wie vor hoch, doch weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten hängen von einer anhaltenden Desinflation und möglichen Zinssenkungen der EZB ab, da steigende Ölpreise eine Gefahr für die Stabilität darstellen.

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Die Wirtschaft der Eurozone erlebt einen Aufschwung, wobei die jüngsten Unternehmensumfragen auf die stärkste Expansion der Aktivitäten im privaten Sektor in den letzten zehn Monaten hinweisen, was vor allem auf das robuste Wachstum des Dienstleistungssektors zurückzuführen ist.

Den neuesten zusammengesetzten PMI-Daten der Eurozone zufolge stieg die Aktivität im März auf 50,3, den robustesten Wert seit Mai 2023. Diese Korrektur gegenüber einer ursprünglichen Schätzung von 49,9 bedeutet einen deutlichen Sprung gegenüber 49,2 im Februar und deutet auf expansive Wirtschaftsbedingungen hin.

Sektorale Divergenz: Dienstleistungen vs. verarbeitendes Gewerbe

Es besteht jedoch nach wie vor ein starker Kontrast zwischen der Gesundheit des Dienstleistungssektors und des verarbeitenden Gewerbes. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor der Eurozone stieg von 50,2 im Februar auf 51,5. Andererseits verharrte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im März 2024 mit 46,1 im Rückgangsbereich, was die anhaltenden Herausforderungen in der Branche unterstreicht.

Der März verzeichnete eine anhaltend robuste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Dienstleistungssektor, wobei die Beschäftigungsquote im achtunddreißigsten Monat in Folge stieg. Darüber hinaus deutet eine deutliche Verlangsamung der Inflation der Inputkosten im Dienstleistungssektor auf ein Achtmonatstief auf einen nachlassenden Preisdruck hin, ein willkommenes Zeichen für die Wirtschaft der Eurozone.

Der Optimismus unter den Unternehmen stieg stark an und erreichte den höchsten Stand seit dem Vorabend der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022.

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, lieferte eine aufschlussreiche Analyse und stellte fest: „Der Dienstleistungssektor in der Eurozone findet allmählich Fuß, angetrieben durch ein über der Inflation liegendes Lohnwachstum, das die Kaufkraft der Haushalte stärkt.“ Er führte weiter aus: „Einzelpersonen neigen eher dazu, auswärts zu essen, zu reisen und ihr Geld für andere Dienstleistungen auszugeben. Ein vollwertiger Boom ist jedoch nicht in Sicht.“

Regionale Highlights: Italien und Spanien führen den Service-Ausbau an

Dieser optimistische Ausblick spiegelt sich in mehreren Ländern der Eurozone wider: Spanien (55,3) und Italien (53,5) erreichten in ihrem Composite PMI Output Index den höchsten Stand seit 11 Monaten, gefolgt von Irland (53,2). Obwohl Frankreich (48,3) und Deutschland (47,7) Verbesserungen verzeichnen, deuten ihre Zahlen immer noch auf einen Rückgang hin, wenn auch in geringerem Tempo.

Der deutsche Dienstleistungssektor hat die Stagnationsmarke deutlich überschritten: Der PMI für den Dienstleistungssektor stieg im März von 48,3 im Februar auf 50,1, ein Zeichen einer leichten Erholung. Die Dienstleistungssektoren Spaniens und Italiens verzeichneten ein starkes Wachstum, wobei die PMIs 10- bzw. 11-Monats-Höchstwerte erreichten.

Trotz dieser positiven Entwicklungen schrumpfte der französische Dienstleistungssektor weiter und markierte damit eine zehnmonatige Abwärtsspirale, wenn auch mit dem bisher schwächsten Tempo.

Dr. Tariq Kamal Chaudhry, Ökonom bei der Hamburg Commercial Bank, hob die positive Stimmung unter den Dienstleistern in Italien hervor und stellte einen Anstieg der Bestellungen sowohl im In- als auch im Ausland fest. „Dieser Aufschwung“, bemerkte er, „positioniert den Dienstleistungssektor als wichtigen Wachstumsmotor in der italienischen Wirtschaft, die mit stagnierenden Wachstumsraten konfrontiert war.“ Der HCOB Nowcast prognostiziert, dass diese Dynamik das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2024 leicht über Null bringen könnte.

Kann die europäische Aktienmarktrallye weitergehen?

Die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone setzt sich fort, wobei die Leistung des Dienstleistungssektors auf eine mögliche Aufwärtskorrektur der Wachstumsprognosen für das erste Halbjahr 2024 hindeutet.

Der europäische Aktienmarkt, der sich im Euro Stoxx 50-Index widerspiegelt, befindet sich auf dem höchsten Stand seit November 2000. Er verzeichnete neun Wochen in Folge Zuwächse und verzeichnete einen Anstieg von 12 % seit Jahresbeginn. Diese Zahlen spiegeln das Vertrauen der Anleger in die wirtschaftliche Erholung und die Gesundheit des Unternehmenssektors im Euroraum wider.

Die aktuellen Marktbewertungen geben keinen besonderen Anlass zur Sorge, da das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei etwa dem 14-fachen liegt, was dem historischen Zehnjahresdurchschnitt entspricht. Dies deutet darauf hin, dass der Markt im historischen Vergleich nicht überbewertet ist, was Raum für vorsichtigen Optimismus unter den Anlegern lässt.

Die Nachhaltigkeit dieser Aktienrallye dürfte durchaus von der Fortsetzung aktueller Trends abhängen, nämlich sinkenden Inflationsraten, der Erwartung von Zinssenkungen der EZB und Aufwärtskorrekturen der Gewinnschätzungen europäischer Unternehmen. Diese Faktoren bildeten die Grundlage für den anhaltenden Optimismus an den Märkten.

Ein Hauptrisiko für europäische Aktien ergibt sich derzeit jedoch aus dem allgemeinen Anstieg der Rohstoffpreise. Der Anstieg des Brent-Rohöls auf 90 US-Dollar pro Barrel, was einem Anstieg von 16 % seit Jahresbeginn entspricht, könnte ein Vorbote eines Wiederanstiegs der Inflation in Europa sein. Eine solche Entwicklung könnte die Gewinnmargen der Unternehmen schmälern und die EZB hinsichtlich ihrer Zinsentscheidungen unter Druck setzen.

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