Wie American Sniper an den Kinokassen zum größten Januar-Film aller Zeiten wurde


„Ich bin stolz auf meinen Dienst, aber ich habe ihn verdammt noch mal nicht für eine Medaille getan. Sie machen mich nicht besser oder schlechter als alle anderen Spieler, die gedient haben. Medaillen erzählen nie die ganze Geschichte“, Kyle sagte in seinen Memoiren. Das hat sich als sehr wahr erwiesen. Die Medaillen waren nur ein Teil seiner Geschichte, wobei der Schwerpunkt auf „Geschichte“ lag.

Kyle wurde vorgeworfen, nach seinem Tod Halbwahrheiten und Lügen erzählt zu haben. Er angeblich beschönigte seine militärische Laufbahn und behauptete, er hätte mehr Tapferkeitssterne verdient, als er in Wahrheit verdient hatte. Kyle auch angeblich gelogen unter anderem über die Tötung von Plünderern während des Hurrikans Katrina und die Entdeckung chemischer Waffen im Irak. Der Mythos, den Kyle für sich selbst aufbaute, basierte nicht auf harten, unanfechtbaren Fakten. Trotzdem entschieden sich Eastwood, Hall und Cooper für eine unkritische Heldenerzählung.

Auch „American Sniper“ interessiert sich als Film kaum für das „Warum“ des Krieges im Irak. Man könnte das als eine Entscheidung Eastwoods als Filmemacher abtun. Viele Beobachter hatten jedoch das Gefühl, dass die schiere mangelnde Bereitschaft, sich mit der Politik rund um den Krieg auseinanderzusetzen und daraus eine reine Heldengeschichte zu machen, problematisch sei. „Es ist ein Film, der den Zuschauern eine falsche Vorstellung davon vermittelt, was passiert ist.“ Vox überlegte im Januar 2015.

Abgesehen von problematischen Elementen kam „American Sniper“ genau zum richtigen Zeitpunkt. Obwohl der Krieg im Irak in den Augen vieler Amerikaner (und der Menschen auf der ganzen Welt) fragwürdig war, war das Publikum durchaus bereit, diese Heldengeschichte anzunehmen. Zum Teil, weil es Blockbuster-Unterhaltung bot, ohne dass es in diesem Bereich Konkurrenz gab. Das karge Ödland im Januar war für diesen Film ein klarer Weg, die Rekorde an den Kinokassen zu brechen.

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