Treasure, Rückblick auf die Berliner Filmfestspiele: Stephen Fry und Lena Dunham sind ein unterhaltsames, wenn auch unwahrscheinliches Duo

Schatzein sanftes, charakterbasiertes Drama mit Stephen Fry und Lena Dunham in den Hauptrollen, thematisiert den Holocaust ganz anders als andere aktuelle Filme, darunter Jonathan Glazers düsterer und erschreckender Film Die Interessenzone oder Bianca Stigters ebenso verstörendes Archiv Drei Minuten – Eine Verlängerung. Der Film, eine Adaption von Lily Brets Roman und Weltpremiere an diesem Wochenende bei den Berliner Festspielen, verwendet Launen und Anekdoten statt Schocktaktiken. Manchmal wirkt es eher wie eine Sitcom als wie eine Geschichte über das Erbe der Vernichtungslager. Zum Glück bietet es immer noch tiefgründige Einblicke in alles, vom gelegentlichen Antisemitismus bis zur Plage des historischen Vergessens.

Fry und Dunham spielen Vater und Tochter Edek und Ruth, die 1991 von New York nach Polen reisen, um Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Er ist ein polnischer Überlebender der Lager. Sie ist eine Journalistin, die verzweifelt versucht, etwas über ihre Vergangenheit herauszufinden.

Es dauert ein paar Augenblicke, bis man sich an Frys starken osteuropäischen Akzent gewöhnt, aber der britische Schauspieler gibt eine charmante und bewegende Darstellung ab. Sein Edek ist eine weißbärtige und exzentrische Figur, die ständig Witze macht und dem polnischen Hotelpersonal extravagante Trinkgelder gibt. Wir können die Häftlingsnummer auf seinem Arm sehen, aber er weigert sich standhaft, über seine Erlebnisse zu sprechen. Er scheint auch kein großes Interesse daran zu zeigen, die Orte seiner Jugend wieder aufzusuchen, beispielsweise das Zuhause, aus dem er mit seiner Familie nach Auschwitz geschickt wurde. Seine Frau ist kürzlich gestorben, aber auch er möchte nicht über sie sprechen. Auch zu seinen jüdischen Wurzeln wird er sich nicht bekennen.

Ruth ist mittlerweile Musikjournalistin. Ihr Vater, der sie in Verlegenheit bringt, indem er sie „Kürbis“ nennt, ist außerordentlich stolz darauf, dass sie einmal die Rolling Stones interviewt hat. Sie ist verschmitzt und witzig, aber auch eine eindeutig unglückliche Figur, die zu viel Junkfood isst und immer noch mit der Trennung ihrer letzten Beziehung zurechtkommt.

Dunham und Fry haben eine gute komische Beziehung. Sie verdreht ständig die Augen über die Witze seines Vaters und den eigenwilligen Gebrauch der englischen Sprache. Er bringt sie in Verlegenheit, indem er offen über Sex spricht, und verärgert sie, indem er sich nie an ihre Pläne hält. Sie sind ein reizvolles, seltsames Paar, mit Dunham als mürrischem Walter-Matthau-Typ und Frys stets optimistischem Jack Lemmon.

Der deutschen Regisseurin Julia von Heinz gelingt es gut, das postkommunistische Polen der frühen Neunziger in all seinen Grautönen und seiner Monotonie heraufzubeschwören. Manchmal besteht die Gefahr, dass die Geschichte ins Stocken gerät. Wie seine beiden Hauptfiguren scheint es einfach nicht zu wissen, wohin es geht. Vater und Tochter fahren auf der Rückbank eines Taxis mit einem sehr zuvorkommenden Fahrer durch Polen. Edek möchte nicht mit der Bahn reisen – allerdings nicht aus den zunächst vermuteten Gründen. Später besuchen die beiden schließlich Auschwitz-Birkenau. Angesichts der Tatsache, dass sie in einem Caddy-Auto durch die Gegend flitzen, hätten diese Szenen leicht krass und unsensibel wirken können. Stattdessen sind sie überraschend zart.

Schatz dürfte für ein allgemeines Publikum weitaus zugänglicher sein als abweisendere Holocaust-Filme. Der Film grenzt mitunter an eine rührselige Stimmung – und einige der charakterbasierten Komödien wirken ein wenig gezwungen –, sind aber dennoch sympathisch und fesselnd und behandeln sehr düstere Themen im Allgemeinen auf sichere Art und Weise.

Regie: Julia von Heinz. Darsteller: Stephen Fry, Lena Dunham, Zbigniew Zamachowski. 112 Minuten.

„Treasure“ läuft von heute bis zum 22. Februar auf den Berliner Filmfestspielen und wartet auf eine Veröffentlichung in Großbritannien

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