Industrieabfall rettet Deutschland die Einhaltung der Klimaziele 2022


Die deutsche Industrie hat die Treibhausgasemissionen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 10 % gesenkt, sodass das Land sein Gesamtemissionsziel trotz zusätzlicher Emissionen, die durch eine zunehmende Abhängigkeit von der Kohleverstromung verursacht werden, einhalten kann.

Während die Emissionen in der Industrieproduktion sanken, verzeichneten andere Sektoren einen Anstieg der Treibhausgasemissionen, insbesondere der Energie- und der Verkehrssektor, der die im nationalen Klimagesetz festgelegten Ziele kontinuierlich verfehlte.

Insgesamt sanken die Treibhausgasemissionen im Jahr 2022 nach Zahlen des Umweltbundesamtes um 1,9 % gegenüber dem Vorjahr, was in etwa den Klimazielen des Landes entspricht.

Der Rückgang der Treibhausgasemissionen im Industriesektor war jedoch hauptsächlich auf eine geringere Produktionsleistung sowie die Substitution durch lokal produzierte Produkte zurückzuführen energieintensive Komponenten mit Importen.

„Der leichte Rückgang der Emissionen, den Deutschland im Jahr der fossilen Energiekrise verzeichnet, ist vor allem auf Energieeinspareffekte und Produktionsrückgänge in der energieintensiven Industrie zurückzuführen – nicht auf Klimaschutzmaßnahmen“, sagt Simon Müller, Leiter der einflussreichen Denke Panzer Agora Energiewendesagte in einer Erklärung.

Entsprechend Reuterswar die gesamte Industrieproduktion in Deutschland im Jahr 2022 nur um 0,6 % niedriger als im Jahr 2021, aber aufgrund der gestiegenen Energiekosten mussten einige energieintensive Sektoren stärkere Rückgänge hinnehmen.

Für die konservative Oppositionspartei CDU/CSU (EVP) ist die Reduzierung der Produktion in energieintensiven Industrien kein Grund zum Feiern.

„Vor allem in den energieintensiven Industrien stehen rund 800.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, warnte Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion.

„Der Industriestandort Deutschland ist in Gefahr“, sagte sie.

Verkehrs- und Bausektor verfehlen ihre gesetzlichen Ziele

Umwelt-NGOs kritisieren derweil scharf die steigenden Emissionen im Verkehrssektor, der die sektorspezifischen Ziele des nationalen Klimagesetzes immer wieder verfehlt.

Wie im Gesetz festgelegt, muss das Verkehrsministerium nun ein Notprogramm entwickeln – das sagen Aktivisten Verkehrsminister Volker Wissing (FDP/Renew Europe) reichte auch für das Vorjahr nicht aus.

„Angesichts der heute vorgelegten Zahlen ist das klar [transport minister] Volker Wissing erschafft seine eigene Realität“, Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Deutschen Umweltbundesamtes NABUsagte in einer Erklärung.

„Ernsthafte Klimaschutzambitionen sind ihm während seiner Amtszeit nicht mehr zuzumuten“, so Krüger weiter.

Auch Umwelt-NGOs bemängeln unzureichende Emissionsminderungen im Gebäudesektor, der ebenfalls hinter seiner gesetzlichen Verpflichtung zurückbleibt.

„Der Rechtsbruch geht weiter: Bereits zum dritten Mal verfehlt die Bauwirtschaft ihre gesetzlichen Vorgaben“, Elisabeth Staudt von NGO Deutsche Umwelthilfe sagte EURACTIV.

„Ohne verbindliche Sanierungsziele für den Gebäudebestand und einen sofortigen Stopp des Einbaus von Öl- und Gasheizungen werden wir diese Krise nicht bewältigen können“, fügte sie hinzu.

Verstärkter Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung

Während Verkehr und Gebäude ihre Ziele verfehlten, war der größte Anstieg der Emissionen im Energiesektor zu verzeichnen, der sowohl die Stromerzeugung als auch die Kraft-Wärme-Kopplung umfasst.

Dies war hauptsächlich auf eine Zunahme des Kohleverbrauchs zurückzuführen, da das Land die Stromerzeugung aus Gaskraftwerken sowie die Kernenergie aufgrund des nationalen Ausstiegs reduzierte.

„Trotz des insgesamt rückläufigen Energieverbrauchs, insbesondere in der Industrie, zeigt sich seit Sommer 2022 der Anstieg der Treibhausgasemissionen durch den verstärkten Einsatz von Stein- und Braunkohle in der Energiewirtschaft“, Das teilte Dirk Messner, Leiter des Umweltbundesamtes, mit.

„Dem muss die Bundesregierung nun mit einem wirksamen Programm entgegenwirken – aber die Aufgabe muss gesamtgesellschaftlich angegangen werden“, fügte er hinzu.

Bisher hinkt der Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren weit hinter dem Ziel der Regierung her.

„Wir müssen es schaffen, dreimal so viel Leistung zu installieren wie heute, um den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern“, sagte Messner.

[Edited by Zoran Radosavljevic]



source-127

Leave a Reply