In Tschechien verschärft sich die Debatte über den umstrittenen Vertriebskanal für Medikamente


In Tschechien tobt eine heftige Debatte darüber, ob das Land den sogenannten geschützten Vertriebsweg, der Pharmahersteller dazu verpflichtet, ausgewählte Lieferanten mit Medikamenten zu beliefern, beibehalten oder beenden soll.

Eine frühere Fassung des tschechischen Arzneimittelgesetzes sah vor, dass, wenn ein Händler im Rahmen einer öffentlichen Dienstleistung Arzneimittel an Apotheken liefert, der Hersteller verpflichtet ist, diese Arzneimittel in der entsprechenden Menge zu liefern.

Mit der Maßnahme sollte in erster Linie auf die Situation reagiert werden, dass einige Händler Medikamente nur an Apotheken lieferten, die sie bevorzugten, beispielsweise weil sie Eigentümerbindungen hatten.

Im Jahr 2019 wurde der sogenannte geschützte Vertriebskanal eingerichtet, der als Instrument zur Behebung von Arzneimittelengpässen in bestimmten Apotheken dienen soll, indem den Apotheken das Recht eingeräumt wird, den Arzneimittelhändler selbst zu wählen.

Dem vorgeschlagenen Änderungsantrag zufolge sollen Händler mit Arzneimitteln in ausreichender Menge versorgt werden, um wiederum Apotheken innerhalb von zwei Werktagen nach Eingang der Bestellung beliefern zu können.

Das tschechische Gesundheitsministerium räumte jedoch ein, dass eine Umsetzung in die Praxis kaum möglich sei, und wurde daher aus dem neuen Gesetz, das ab Januar 2024 gilt, gestrichen.

Das Ministerium spricht sich auch gegen einen geschützten Vertriebskanal aus, da seine Existenz den potenziellen und unerwünschten Reexport einiger Arzneimittel aus Tschechien in andere europäische Länder erleichtert, da keine Garantie dafür besteht, dass die gelieferten Arzneimittel im neuen Land verbleiben.

Trotz der Kritik könnte eine bevorstehende Gesetzesänderung, die derzeit im tschechischen Parlament diskutiert wird, den geschützten Vertriebsweg wieder ins Spiel bringen. Allerdings sind weder das Gesundheitsministerium noch die Arzneimittelhersteller damit einverstanden.

„Dann mag die Idee eines geschützten Vertriebskanals verlockend klingen. Der Nutzen für die Patienten ist jedoch illusorisch“, sagte David Kolář, Geschäftsführer des Tschechischen Verbandes der innovativen Pharmaindustrie (AIFP).

„Der geschützte Kanal wird in der Praxis nicht genutzt. Medikamente fließen nicht hindurch. Ihre Verfügbarkeit für Patienten hat sich dadurch nicht verbessert. Aus unserer Sicht handelt es sich also um ein veraltetes Gesetz“, fügte Kolář hinzu.

Auch aus Sicht der tschechischen Aufsichtsbehörde für fairen Marktwettbewerb, dem Amt für Wettbewerbsschutz, ist die wiederholte Einführung eines geschützten Vertriebssystems unangemessen. Nach Angaben der Behörde geht es bei dieser Regelung nicht um die Frage der Zugänglichkeit von Arzneimitteln für Patienten, sondern für Händler.

„Es gibt keinen Grund, warum ein privates Unternehmen (z. B. ein Arzneimittelhändler) eine gesetzliche Garantie dafür haben sollte, dass ein anderes privates Unternehmen (z. B. ein Hersteller) es mit Arzneimitteln beliefert und zu welchen Bedingungen“, betonte Kolář.

Apotheker wollen den geschützten Kanal erhalten

Als tschechische Tageszeitung Zdravotnický deník Berichten zufolge kursiert unter tschechischen Apothekenbesitzern eine Petition, deren Unterzeichner fordern, dass der Gesetzgeber den sogenannten geschützten Vertriebsweg in das Arzneimittelgesetz zurückführt.

Nach Angaben von Marek Hampel, Vorstandsvorsitzender des Apothekenbesitzerverbandes, der den Petitionsausschuss vertritt, wurde das Dokument bisher von fast 500 Apothekenbesitzern und Dutzenden Berufsvertretern unterzeichnet.

„Wir fordern, dass der geschützte Vertriebsweg bei der nächsten Novelle wieder in das Arzneimittelgesetz aufgenommen wird“, sagte Hampel gegenüber Zdravotnický deník.

Er argumentierte, dass das Institut in einer Reihe anderer europäischer Länder erfolgreich tätig sei – beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Hampel meint, dass es schon jetzt in einer durchsetzbaren Form wieder ins Gesetz aufgenommen werden könnte.

[By Aneta Zachová, edited by Vasiliki Angouridi/Zoran Radosavljevic | Euractiv.com]

Lesen Sie mehr mit Euractiv



source-127

Leave a Reply