PARIS (AP) – Der Dior-Wahn breitete sich am Freitag der Herrenmode der Pariser Modewoche aus, als über tausend kreischende Fans den prächtigen Place de la Concorde drängten, um einen Blick auf ihre Lieblingsstars zu werfen, von denen einige im Verkehrsgewirr fast ihr Leben riskierten.
Die Betreuer der VIP-Gäste der Show, darunter David Beckham, Naomi Campbell und die koreanischen BTS-Mitglieder J-Hope und Jimin, navigierten durch die Menge wie Lachse, die stromaufwärts schwimmen.
Im Inneren würdigte Dior Herrendesigner Kim Jones Yves Saint Laurent, der 1957 nach dem Tod von Christian Dior mit 21 Jahren zum jüngsten Couturier der Welt wurde.
Hier sind einige Highlights der Herbst-Winter-Kollektionen 2023-2024:
YSL: EINE HOMMAGE
1958 stellte Saint Laurent seine erste Kollektion für Christian Dior vor. Es war ein globales Ereignis, bei dem der Designer Tausende und Abertausende von kreischenden Fans anzog, die sich durch die Straßen drängten. Manche Dinge ändern sich auch in 65 Jahren nie.
Kim Jones nutzte diese Damenkollektion als Inspiration für seine Herrenkollektion – sie spiegelte die Kontraste zwischen maskulin und feminin und britischer Schneiderei und Couture wider.
Jones fing auch seine Fließfähigkeit ein, um ein geschlechtsneutrales Display mit weichen Formen und lockeren Taillen zu produzieren. Aufgeknöpfte Anzüge, die aufgerollt werden, schneiden eine schöne Trapezsilhouette ab, ebenso wie clevere weiße Strickpullover mit Ärmeln, die wie ein Poncho abgeknöpft sind.
Jones hat seine Hausaufgaben gemacht. Bei Saint Laurents Debüt verzichtete er bekanntermaßen auf die schmalen Taillen und langen Stoffe von Dior zugunsten fließenderer Formen, in denen der Körper verschwand, und erfand effektiv die Trapezsilhouette.
Einige Jones-Modelle, wie ein aktualisiertes Matrosenoberteil, wurden direkt aus dem Archiv von 1958 gehoben.
Aber diese erhabene Show war viel mehr als nur eine Hommage. Dreidimensional bedruckte Schuhe folgten zeitgenössischen transparenten Organzawesten mit abgestuften Bändern und sahen aggressiv und dennoch feminin aus. Die schulterfreie Schneiderei auf einem verzierten Perlenmantel erinnerte gleichzeitig an einen lässigen Rebellen und eine sich öffnende Blume.
DIORS STERNE, THESPIANER
Die einzigartige Verschmelzung von Berühmtheit, Kunstfertigkeit, Hysterie, Schönheit und wehenden Düften bei Diors Show überwältigte einfach die Sinne. Es begann mit bemerkenswerten gefilmten Darbietungen der Schauspieler Gwendoline Christie und Robert Pattinson, die Gedichtauszüge rezitierten, durchsetzt mit Bildern der Dior-Kollektion.
„Ich bin wirklich so glücklich, hier bei der Dior-Show zu sein“, sagte Christie gegenüber AP. „Es ist keine Überraschung, dass Kim Jones einer unserer größten lebenden aktuellen Designer ist, den wir haben. Ich habe auch großes Glück, dass er ein sehr alter Freund von mir ist.“
Aber selbst die coole Christie, Star sowohl der Dior-Show als auch von „Game of Thrones“, schien überwältigt, als Journalisten sie nach der Ankunft von Jimin von BTS, der kürzlich als Dior-Markenbotschafter bekannt gegeben wurde, in Sekundenbruchteilen fallen ließen.
PAUL SMITH ÄNDERT JAHRHUNDERTE
Smith vertiefte sich in die Geschichtsbücher für eine nachdenkliche Ausstellung, die das London der 1970er Jahre mit der Stadt der 1870er Jahre zu verschmelzen schien.
Ein Steppmantel mit kariertem Cape demonstrierte dies perfekt. Es flammte hinten auf und sah aus, als wäre es in der Baker Street hergestellt worden und hätte von Sherlock Holmes getragen werden können, wenn es mit einer Pfeife geliefert worden wäre.
An anderer Stelle wirkte ein hoher weißer Kragen wie ein primitives 19. Jahrhundert, während ein dunkler, samtiger Mantel mit einem großen Kragen eine schöne strukturierte Dicke aufwies.
Solch altmodisches Nachdenken verlieh dem Herbst-Winter einen strengeren Stil als gewöhnlich, aber es war eine willkommene Abwechslung.
Auch die 1970er Jahre, ein Prüfstein für Smith, waren reichlich zu sehen. Die Designs umfassten aufgeblasene karierte Mäntel, leuchtend blau bedruckte Hosen und lockere farbige Anzüge mit breiten, abgerundeten Schultern.
Die besten Looks waren diejenigen, die die beiden Epochen verschmolzen, wie ein lockerer himmelblauer Trenchcoat mit voluminösen Lagen, gepaart mit einem gestreiften blauen Seidenfoulard.
BOTTER IST SUPERLATIVE
Aufblitzen von leuchtenden Farben und perversen Macken durchzogen die fabelhafte Co-Ed-Herbstkost von Rushemy Botter und Lisi Herrebrugh.
Wenn es in Botters immer kreativer und exzentrischer Show ein übergreifendes Thema gab, dann war es sicherlich das Zufallsprinzip.
Auf ein Hemdkleid aus glänzendem Satin wurde humorvoll ein blauer Bikini genäht. Die äußere Schicht einer Anzugjacke löste sich ab, um eine schlangenhautähnliche Unterschicht freizulegen. Ein Meerjungfrauen-Look zeigte einen Lachsdruck auf einer engen Weste, der zu einem gewellten metallischen Satinrock „Schwanz“ abstieg. Ein neonpinker Strickpullover auf der Vorderseite eines anderen Pullovers war wahrscheinlich ein ironischer Hinweis darauf, wie kalt das Pariser Wetter in letzter Zeit war.