Deutschland warnt vor russischem Informationskrieg nach Abhörskandal


Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius warnte am Sonntag vor der wachsenden Gefahr eines russischen Informationskrieges, nachdem ein Telefongespräch zwischen deutschen Beamten abgefangen und an russische Medien weitergegeben wurde.

Eine Telefonkonferenz zwischen hochrangigen Beamten der deutschen Luftwaffe und der Bundeswehr zum Einsatz von Taurus-Raketen in der Ukraine wurde von Russland abgehört, der russische Staatssender RT veröffentlichte am Freitag eine Aufzeichnung des Telefonats.

Nachdem der Fall am Samstag bekannt wurde, schrillten in Deutschland die Alarmglocken und Pistorius forderte eine entschiedene Reaktion.

„Es ist Teil eines Informationskrieges, den Putin führt“, sagte Pistorius am Sonntag. „Es geht um Spaltung. Es geht darum, unsere Einheit zu untergraben. Und dementsprechend sollten wir darauf besonders besonnen, aber nicht weniger entschieden reagieren.“

Laut Pistorius sollten Deutschland und seine Verbündeten nicht „auf Putins Tricks hereinfallen“, die darauf abzielen, „unsere Innenpolitik auseinanderzutreiben“, fügte der deutsche Minister hinzu.

Das Verteidigungsministerium gab zwar an, davon auszugehen, dass das Gespräch tatsächlich von Russland abgehört wurde, untersucht derzeit jedoch, ob alle durchgesickerten Gespräche authentisch sind und hat keine Kenntnis von weiteren Lecks oder Abhörversuchen, kann diese aber auch nicht völlig ausschließen.

In den kommenden Tagen wird der Militärische Abschirmdienst (MAD) den Fall weiter untersuchen und prüfen, ob es bei dem Telefongespräch zu Verstößen gegen IT-Sicherheitsvorschriften gekommen ist. Der deutsche Minister erklärte außerdem, dass nach Abschluss der Untersuchung geeignete Maßnahmen ergriffen würden.

Die Opposition prüft bereits, ob sie einen Untersuchungsausschuss im Bundestag einberufen soll. Scholz solle sich im Bundestag erklären, sagte der Fraktionsvorsitzende der konservativen CSU, Alexander Dobrindt Spiegelund fügte hinzu, dass die Einrichtung eines solchen Ausschusses „nicht ausgeschlossen werden kann“.

Bundeskanzler Olaf Scholz selbst hat sich dazu bereits geäußert. Es handele sich um eine „sehr ernste Angelegenheit“, die „sehr sorgfältig, sehr intensiv und sehr schnell“ untersucht werde, sagte er am Samstag in Rom.

(Oliver Noyan | Euractiv.de)

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