Deutschland unterstützt 20-Milliarden-Euro-Angebot zum Bau eines Wasserstoffrohrnetzes


Um das „Henne-Ei“-Dilemma der Wasserstoffwirtschaft zu lösen, ist die Bundesregierung bereit, sich für ein 9.700 Kilometer langes und 20 Milliarden Euro teures Netz von Wasserstoffpipelines einzusetzen.

Die deutsche Wasserstoffwirtschaft steht vor einem großen Sprung: Die Regierung gibt grünes Licht für einen umfassenden Infrastrukturplan: die 9.700 Kilometer lange und 20 Milliarden Euro teure „Wasserstoffautobahn“, die bis 2032 gebaut werden soll.

Am Mittwoch (15. November) werde die Bundesregierung ihren Vorschlag zur Schaffung eines durch staatliche Garantien abgesicherten Kernnetzes von Wasserstoffpipelines offiziell verabschieden, erklärte der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz des Landes, Robert Habeck, am Dienstag.

Das im Juli vorgeschlagene neue Wasserstoffnetz werde einen „wirklich entscheidenden Einfluss auf Deutschland und vielleicht auch Europa“ haben, fügte er hinzu.

„Wir gehen voran, um das Henne-Ei-Problem zu lösen, nämlich erst die Infrastruktur und dann den Hochlauf, und das dann entsprechend zu organisieren“, erklärte Thomas Gößmann, Vorstandsvorsitzender des deutschen Ferngasnetzbetreibers FNB, der neben Habeck sprach.

Das Küken-Ei-Dilemma von Wasserstoff ist eine häufig genannte Herausforderung für den entstehenden Wasserstoffmarkt, auf dem es nur wenige neue Abnehmer und so gut wie keine Infrastruktur gibt.

Um die Pattsituation zu überwinden, bietet Berlin in der Hochlaufphase Steuervergünstigungen an, um sicherzustellen, dass Unternehmen ihre Investitionen amortisieren können durch staatliche Förderung bis 2055 gewährleistet. Ab diesem Datum wird sich die Regierung aus dem Programm zurückziehen, unabhängig davon, ob die Infrastruktur gewinnbringend ist oder nicht.

Auf die Frage nach den Kosten des Vorhabens antwortete der Minister, dass es keine Alternative gebe.

Wasserstoff sei für die Erreichung der Klimaneutralität unerlässlich, erklärte Habeck und wies darauf hin, dass das sauber verbrennende Gas die Dekarbonisierung schwer zu reduzierender Sektoren wie der Chemieindustrie, einem wichtigen Teil der deutschen Industrie, ermöglichen werde.

„Die Energie muss irgendwo herkommen und billiger sein als fossile Brennstoffe. Und das wird Wasserstoff sein“, sagte er.

Konkrete nächste Schritte dürften zeitnah erfolgen. „Im Jahr 2025 muss der erste Wasserstoff fließen“, sagte Gößmann und wies darauf hin, dass mit dem Bau voraussichtlich nächstes Jahr begonnen werden soll.

Infrastruktur im Herzen Europas

Auch die europäischen Nachbarn Deutschlands würden von den deutschen Investitionen profitieren, betonte Habeck „Das deutsche Kernnetz ist auch der Kern eines europäischen Wasserstoffnetzes oder kann es werden.“

Beim „Umfang und der Art der Finanzierung“ sei Deutschland europaweit führend, betonte er. Die meisten Wasserstoffpipelines sollen als Nachrüstung der bestehenden Gasinfrastruktur dienen, so dass Industriecluster am besten in der Lage seien, Wasserstoff über die neuen „Autobahnen“ zu beziehen, fügte er hinzu.

Nach dem aktualisierten Plan würden die künftigen Wasserstoffautobahnen Deutschlands das Land mit allen seinen europäischen Nachbarn verbinden, darunter Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und den Niederlanden.

Lagerung ungelöst

Unterdessen bleibt ein weiteres Problem ungelöst: die Lagerung.

Prognosen zufolge benötigt das Land bis 2045 74 Terawattstunden (TWh) an Wasserstoffspeicherkapazität, beginnend mit 2 TWh im Jahr 2030.

Die Industrie schätzt, dass die derzeitige Erdgasspeicherkapazität in Deutschland von 256 TWh in 32 TWh Wasserstoffspeicher umgewandelt werden könnte – aufgrund der sehr unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Gase.

Es würde somit eine erhebliche Speicherlücke verbleiben.

In Berlin haben Regierung und Gaswirtschaft begonnen, über Möglichkeiten zur Finanzierung dieser zusätzlichen Speicher zu diskutieren. In einem ersten Regierungspapier, das Euractiv vorliegt, wurde vorgeschlagen, dass sich die zusätzliche Speicherung selbst finanzieren sollte – ein Vorschlag, der von der Industrie schnell abgelehnt wurde.

Die Kosten für Investitionen in die Speicherung übersteigen bei weitem ihre Fähigkeit, Einnahmen zu erzielen, indem sie Energie speichern, wenn genügend Energie vorhanden ist, und sie verkaufen, wenn sie knapp ist, argumentiert die Branche.

„Insofern besteht dringender Bedarf an einem Instrument zur Refinanzierung von Investitionen, da die Nachfrage und damit die Zahlungsbereitschaft am Markt noch nicht ausreicht“, sagte INES, der Verband deutscher Gasspeicherbetreiber.

[Edited by Nathalie Weatherald and Frédéric Simon]

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