Das deutsche Kabinett stimmt Plänen zur Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum zu

Die deutsche Regierung hat am Mittwoch einem Gesetzentwurf zugestimmt, der den Kauf und Besitz von Cannabis für den Freizeitgebrauch legalisiert. Der Gesundheitsminister wehrt sich gegen Kritik an den umstrittenen Plänen.

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Die Gesetzgebung würde Erwachsenen erlauben, bis zu 25 Gramm (0,9 Unzen) Cannabis zu besitzen und bis zu drei Pflanzen für den persönlichen Gebrauch anzubauen.

Den Menschen wäre es auch gestattet, gemeinnützigen „Cannabis-Clubs“ mit bis zu 500 Mitgliedern beizutreten, in denen die Droge legal angebaut und gekauft werden kann.

Der Gesetzentwurf muss noch von den Abgeordneten im Deutschen Bundestag verabschiedet werden, die am 4. September aus der Sommerpause zurückkehren.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach nannte den Gesetzesentwurf „einen Wendepunkt“ in der deutschen Haltung gegenüber Cannabis.

Der lockerere Ansatz würde gegen den Schwarzmarkt und die Drogenkriminalität vorgehen, die Strafverfolgungsbehörden entlasten und einen sichereren Marihuanakonsum ermöglichen, sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Minderjährigen sei der Konsum der Droge weiterhin verboten und die Regierung werde eine Kampagne starten, die vor den Gesundheitsrisiken insbesondere für junge Menschen warne, fügte er hinzu.

„Das Konzept, das wir präsentieren, ist eines der kontrollierten Legalisierung“, sagte er gegenüber Reportern.

„Wir wollen den Konsum begrenzen und sicherer machen“, sagte Lauterbach.

Das vorgeschlagene Gesetz ist ein Vorzeigeprojekt der Mitte-Links-Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz und würde Deutschland eine der liberalsten Cannabispolitiken in Europa bescheren.

Doch der Gesetzesentwurf ist weniger ehrgeizig als ursprünglich geplant.

Pläne, den weitverbreiteten Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften zu ermöglichen, wurden im April fallen gelassen, nachdem die Europäische Kommission Bedenken geäußert hatte.

‘Unverantwortlich’

Dennoch stößt der aktuelle Vorschlag auf heftigen Widerstand bei konservativen Politikern, Ärzten und Strafverfolgungsbeamten.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek von der oppositionellen CDU bezeichnete die Pläne als „unverantwortlich“. Beispiele aus dem Ausland hätten gezeigt, dass die Liberalisierung kaum dazu beitrage, den Schwarzmarkt einzudämmen, sagte er.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland gab in einer gemeinsamen Erklärung mit anderen Jugendgesundheitsverbänden eine gemeinsame Erklärung ab, in der er die Pläne „aufs Schärfste“ verurteilte und sagte, sie könnten den Cannabiskonsum bei jungen Menschen fördern.

Auch Polizeigewerkschaften und Richter kritisierten die Gesetzgebung als zu bürokratisch und befürchteten, dass sie das Justizsystem stärker belasten als entlasten würde.

Lauterbach begrüße die durch die Pläne ausgelösten „kontroversen Diskussionen“, Kritiker hätten aber keine Lösungsansätze vorgebracht.

Lauterbach betonte, dass die Entkriminalisierung der Droge bei gleichzeitiger Einführung einer Reihe von Beschränkungen und der Darlegung der Gefahren des Cannabiskonsums funktionieren werde.

Insbesondere die öffentliche Gesundheitskampagne der Regierung werde die schädlichen Auswirkungen des regelmäßigen Cannabiskonsums auf das sich noch entwickelnde Gehirn von Menschen unter 25 Jahren hervorheben, fügte Lauterbach hinzu, ein Thema, das seiner Meinung nach bei Eltern und in Schulen immer noch „tabu“ sei.

Die Gesetzgebung verbietet außerdem den Konsum von Marihuana im Umkreis von 200 Metern (218 Yards) von einer Schule, einer Jugendorganisation, einem Spielplatz, einem Sportplatz oder einem „Cannabisclub“.

Sollte der Gesetzentwurf angenommen werden, will die Regierung die gesellschaftlichen Auswirkungen der neuen Gesetzgebung nach vier Jahren überprüfen.

Eine Reihe von Ländern haben bereits die Regeln für den Cannabiskonsum gelockert.

Uruguay war 2013 das erste Land der Welt, das die Produktion, den Vertrieb und den Konsum von Marihuana legalisierte.

In den Vereinigten Staaten haben Dutzende Bundesstaaten, darunter Kalifornien, im letzten Jahrzehnt ihre Gesetze geändert, um den Menschen das Anzünden von Zigaretten zu ermöglichen.

Malta war 2021 das erste Mitglied der Europäischen Union, das Freizeit-Cannabis legalisierte, während die Niederlande seit den 1970er Jahren den Verkauf und Konsum von Cannabis in sogenannten Coffeeshops tolerieren.

Nachdem er sich die Beispiele aus anderen Ländern angesehen hatte, sagte Lauterbach, er sei davon überzeugt, dass der deutsche Plan in seiner jetzigen Form „der bislang beste Versuch einer Cannabisgesetzgebung“ sei.

(AFP)

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