Das sind die besten Berufsunfähigkeitsversicherungen

Berufsunfähigkeit absichern

(Foto: Getty Images)

Köln Auch wenn Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt äußerst gefragt sind und Arbeitgeber ihre Mitarbeiter oft auch mit Angeboten für ihre Gesundheit unterstützen, nimmt der Druck am Arbeitsplatz zu. Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen, die aufgrund von Depressionen oder Burn-out ihren Job nicht mehr ausüben können. Ihr Anteil an den berufsunfähigen Personen lag 2022 bei knapp 30 Prozent, wie aus einer Statistik des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) hervorgeht.

Erkrankungen am Bewegungsapparat wie Rückenleiden, Arthrose oder auch Gelenkprobleme machen 19 Prozent aller Fälle aus. Krebs war ebenfalls mit 19 Prozent Grund für die Berufsunfähigkeit. Auf einen Unfall gehen dagegen nur acht Prozent der Fälle zurück.

Wer jung und gesund ist, für den scheint eine Berufsunfähigkeit in weiter Ferne zu sein. Dabei wird jeder vierte Erwerbstätige im Laufe seines Arbeitslebens zumindest vorübergehend berufsunfähig, wie eine Untersuchung der Deutschen Aktuarvereinigung zeigt. Die Absicherung durch den Staat reicht bei gesetzlich Rentenversicherten nicht aus, um den Verlust des Arbeitseinkommens zu kompensieren.

Die Beitragszahler haben erst einen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente, wenn sie zuvor fünf Jahre Beiträge an die Rentenversicherung bezahlt haben. Die volle staatliche Erwerbsminderungsrente lag 2022 im Schnitt im Westen Deutschlands bei 1009 Euro, im Osten bei 1034 Euro. Dabei können Betroffene nur noch maximal bis zu drei Stunden am Tag arbeiten. Die Hälfte bekommt, wer zwischen drei und sechs Stunden arbeiten kann.

Eine private Absicherung vor den finanziellen Folgen einer Arbeitsunfähigkeit ist ein Muss für diejenigen, die nicht über ein ausreichendes Vermögen verfügen. „Ein individuell passender Versicherungsschutz ist neben der Haftpflichtversicherung die wichtigste Police für jeden erwerbstätigen Menschen“, sagt Elke Weidenbach, Expertin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das gilt für Selbstständige und Angestellte gleichermaßen.

>> Lesen Sie hier: Das sind die besten Unfallversicherungen

Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat für das Handelsblatt Versicherungen rund um das Thema Arbeitskraftsicherung unter die Lupe genommen. Den höchsten Schutz bietet die Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie tritt ein, wenn ein Betroffener seinen aktuell ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kann. Die Erwerbsunfähigkeit springt ein, wenn der Versicherte keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen kann. Eine Grundfähigkeitsversicherung leistet eine Zahlung, wenn ein Betroffener genau definierte Fähigkeiten nicht mehr ausüben kann.

Zu einem umfassenden Absicherungskonzept kann auch die Risikolebens- und Unfallversicherungen gehören. Die Experten der Ratingagentur Franke und Bornberg haben für die Berufsunfähigkeits-, die Erwerbsunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherungen sowie für Unfall- und Risikolebensversicherungen anhand von konkreten Musterfällen die besten Policen ermittelt. Die Ergebnisse gelten für die analysierten Musterfälle und sind nicht immer die beste Lösung.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Wer seinen Beruf nicht mehr ausüben kann

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Königsklasse. Wenn ein Versicherter den zuletzt praktizierten Beruf aus gesundheitlichen Gründen zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann, bezahlt die Versicherung eine monatliche Rente. Beim Abschluss prüft die Versicherung die Gesundheit des Antragstellers. Dabei gilt: Je jünger und gesünder, desto günstiger ist die Prämie. „Es empfiehlt sich, eine Berufsunfähigkeitsrente so früh wie möglich abzuschließen.

Auch Studenten und Auszubildende sollten daran denken“, rät Michael Franke, Geschäftsführer der Ratingagentur Franke und Bornberg. Häufig führen Krankheiten im fortschreitenden Lebensalter dazu, dass Interessenten Versicherungen nicht mehr abschließen können.

Bei der obligatorischen Gesundheitsprüfung sollten Antragsteller Fragen korrekt beantworten. Werden Krankheiten nicht angegeben, führt das dazu, dass bei einer späteren Berufsunfähigkeit der Versicherer keine Zahlungen leisten muss. Eine Verletzung der vertraglichen Anzeigepflicht war in zwölf Prozent der Ablehnungen die Ursache dafür, dass Versicherer die Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente verweigerten. 80 Prozent aller Anträge werden bewilligt, wie eine Umfrage des GDV zeigt.

Insgesamt 21 der untersuchten 29 Versicherer werden im Härtetest mit der Höchstnote „sehr gut“ bewertet. Für die Experten der Ratingagentur Franke und Bornberg ist bei der Bewertung die Qualität mit 50 Prozent zentral. Bei guten Policen lässt sich die Versicherungssumme anpassen, wenn sich die Lebensumstände ändern. Das kann zum Beispiel bei der Gründung einer Familie oder dem Aufstieg im Unternehmen der Fall sein.

In einem Umfeld mit hoher Inflation legen viele Menschen zudem Wert darauf, dass die Preissteigerung berücksichtigt wird und die Versicherungssumme entsprechend angepasst wird. Die Höhe der Prämie macht 30 Prozent der Bewertung aus. Wichtig ist auch die finanzielle Stabilität der Versicherer: Schließlich bindet sich ein Versicherter über einen langen Zeitraum mit seinem Vertrag an einen Versicherer.

Im Musterfall einer 30-jährigen Person, die als Angestellte arbeitet und eine Versicherung über eine monatliche Rente in Höhe von 1500 Euro abschließt, liegt die monatliche Nettoprämie bei den mit „sehr gut“ bewerteten Tarifen zwischen 63,19 Euro und 80,55 Euro pro Monat. Die maximal mögliche Punktzahl von 100 Punkten erreicht die HDI Lebensversicherung mit dem Tarif „SBU EGO Top/Baustein Leistung bei Krankschreibung“.

Die Besonderheit: „Der Baustein leistet bereits bei einer voraussichtlichen Dauer der Krankschreibung von durchgehend sechs Monaten – rückwirkend ab dem ersten Tag“, erklärt Fabian von Löbbecke, der im Vorstand der HDI Lebensversicherung für den Bereich Neugeschäft und Produktmanagement zuständig ist.
Zu den Angeboten mit einer Topbewertung zählt auch der Anbieter Zurich Deutscher Herold mit dem Tarif „SBU/Baustein Leistung bei Arbeitsunfähigkeit“. Nach eigenen Angaben zählt das Unternehmen mit fast 500.000 Verträgen zu den größten Anbietern von Berufsunfähigkeitsversicherungen in Deutschland. „Wir beobachten, dass insbesondere die Absicherung von Menschen mit psychischen Leiden immer mehr an Bedeutung gewinnt“, sagt Björn Bohnhoff, Vorstand Leben bei der Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung.

Erwerbsunfähigkeitsrente: Wer weniger als drei Stunden arbeiten kann

Eine Erwerbsunfähigkeitsrente kommt für eine monatliche Rente auf, wenn eine berufliche Tätigkeit überhaupt nur noch bis zu drei Stunden am Tag möglich ist. Die Zahl der Angebote ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Grundsätzlich sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung immer oberste Priorität haben. „Es gibt jedoch auch Kunden, für die eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung sinnvoller ist.

Zum Beispiel können zu hohe Prämien oder Vorerkrankungen gegen eine Berufsunfähigkeit sprechen“, sagt Helmut Hofmeier, Vorstand Leben bei der Continentale Versicherung. Er hält es für eine denkbar schlechte Lösung, eine zu niedrige Berufsunfähigkeitsrente abzuschließen oder ganz auf die Absicherung zu verzichten.

Die Methodik der Untersuchung

Von den untersuchten sechs Tarifen werden drei mit der Höchstnote „sehr gut“ ausgezeichnet. Darunter die Continentale Versicherung mit dem Tarif „Premium EU“. Zu den Besonderheiten zählt ein sogenannter Starter-Bonus. In den ersten fünf Jahren, wenn es noch keine staatliche Erwerbsminderungsrente gibt, erhält der Versicherte bei Erwerbsunfähigkeit eine zusätzliche Rente in Höhe von 50 Prozent der versicherten Rente.

Grundfähigkeitsversicherung: Wenn Fähigkeiten nicht mehr vorhanden sind

Eine weitere Option ist die Grundfähigkeitsversicherung. Sie leistet eine vorab vereinbarte Leistung, wenn die versicherte Person Grundfähigkeiten wie das Sehen oder das Sprechen nicht mehr ausüben kann. Die Grundfähigkeiten sollten in den Vertragsbedingungen genau definiert werden. Sie sind häufig schwammig formuliert. Von den untersuchten 19 Angeboten werden 15 mit der Höchstnote „sehr gut“ ausgezeichnet.

Die Arbeitswelt wandelt sich von Grund auf. Mit der Digitalisierung und der Automatisierung werden Arbeitsplätze umgebaut. „Ändern sich die Arbeitsbedingungen, ändern sich auch die Ansprüche von Berufstätigen an eine bedarfsgerechte Absicherung“, sagt Fabian von Löbbecke von der HDI Lebensversicherung. Mit Blick auf den Wandel in der Arbeitswelt müssten gute Produkte hochflexibel sein. Dazu zählen Nachversicherungsgarantien, aber auch Optionen für den Berufswechsel. Schließlich werden die Erwerbsbiografien der Menschen in Zukunft vielfältiger.

Mehr: Ranking 2023 – Das sind die besten Reiserücktrittsversicherungen

source site-12