BayernLB spürt höhere Tagesgeld-Zinsen der DKB

München Das Wettrennen um die höchsten Zinsen auf Tagesgeldkonten hat erheblichen Einfluss auf die Bilanz der BayernLB. Deren Zinsüberschuss lag im ersten Halbjahr bei 1,041 Millionen Euro und damit fast doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Halbjahr werde sich dieser Effekt jedoch nicht in diesem Umfang fortsetzen, teilte die Landesbank am Donnerstag mit.

Der Grund: Die Tochter DKB bietet seit Anfang August 3,5 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld für sechs Monate – ohne Obergrenze und auch für Bestandskunden. Und seit der Ankündigung des Zinsschritts Ende Juni verzeichnet sie Zuflüsse in Milliardenhöhe. Das belastet den Zinsüberschuss.

Eine konkrete Zahl zu den Zuflüssen will die Direktbank nicht nennen, spricht aber von einer erfreulichen Annahme des Angebots bereits vor Beginn der Aktion im August. Zuvor hatte die zweitgrößte deutsche Direktbank lediglich ein Prozent Zinsen an Tagesgeldkunden gezahlt.

Mit dem massiven Zinsschritt seit Anfang August ist die DKB auf der Liste der attraktivsten Tagesgeldkonten deutlich nach oben geschnellt. Laut dem Vergleichsportal Verivox liegen derzeit Openbank, Santander und die Suresse Bank mit 3,7 Prozent an der Spitze, es folgen mit 3,6 Prozent Advanzia, Bank 11 und die TF Bank.

3,55 Prozent sind es im Moment bei der Renault Bank direkt, gleich dahinter folgt mit 3,5 Prozent die DKB und liegt damit gleichauf mit ihren Wettbewerbern Consors Bank und ING Deutschland.

ING treibt den Wettbewerb an

Die deutsche Direktbank des niederländischen ING-Konzerns zählt zu den größten Konkurrenten der DKB. Das Institut startete bereits deutlich früher mit Zinsaktionen, um Neukunden und Einlagen zu gewinnen. So sicherte die ING Deutschland im April dieses Jahres sowohl Neu- als auch Bestandskunden drei Prozent auf neue Tagesgeldeinlagen zu.

Lockangebot

3,5

Prozent Zinsen

bietet die BayernLB-Tochter DKB seit Anfang August aufs Tagesgeld für sechs Monate – ohne Obergrenze und auch für Bestandskunden.

Das Angebot galt für neu eingezahlte Gelder bis zu 50.000 Euro und für ein halbes Jahr. Damit positionierte sich die Bank seinerzeit in der Spitzengruppe unter den Angeboten. Ende Juni legte die Onlinebank noch einmal nach – und erhöhte ihr Zinsangebot diesmal nur für Neukunden auf 3,5 Prozent auf Tagesgeldkonten, befristet für sechs Monate.

Mit Erfolg: Die Bank hat im zweiten Quartal Einlagenzuflüsse in Höhe von 15,6 Milliarden Euro verzeichnet – und damit deutlich mehr als in den vergangenen fünf Quartalen zusammen. In diesem Zeitraum lagen die Mittelzuflüsse der Bank bei nur etwa zehn Milliarden Euro. Insgesamt stieg die Höhe der Einlagen per Ende Juni dieses Jahres auf 154,4 Milliarden Euro an.

Attraktive Zinsangebote sorgen so zwar für starke Zuflüsse an Kundengeldern. Allerdings belasten sie auch die Bilanz. Bei der BayernLB werde der deutlich gestiegene Tagesgeldzins seine Wirkung zeigen, deutete Vorstandschef Stephan Winkelmeier bereits Ende Juli mit Blick auf den Zinsüberschuss an. Der dürfte sinken, während man sich für den Provisionsüberschuss einen weiteren Zuwachs verspricht.

Denn mit dem Tagesgeldkonto müssen Kunden auch ein Girokonto eröffnen, das nach Auskunft der DKB inzwischen viele als Hausbank nutzen. Steigende Provisionserträge sollen folgen. Bereits im ersten Halbjahr wuchsen die Provisionen auf 71 Millionen Euro nach 43 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

BayernLB ändert die Strategie

Mit dem erhöhten Tagesgeldangebot soll auch die Kundenzahl steigen. Ende Juni lag sie bei 5,4 Millionen. Weil die Eröffnung eines Girokontos aber Voraussetzung für das Tagesgeld-Angebot ist, dürfte auf diesem Weg die Gesamtkundenzahl steigen. Langfristig strebt die DKB sogar zwölf Millionen Kunden an, wie Stephan Winkelmeier kürzlich verkündete.

Dass dieses Wachstum nicht organisch zu erreichen sei, sei aber klar. „Wir müssten dann auch anfangen zuzukaufen“, sagte er vor wenigen Wochen. Getan hat sich seither zwar nichts. Die DKB als potenzieller Käufer wird nun jedoch stets genannt, wenn ein Portfolio zum Verkauf steht. So wie kürzlich für das deutsche Privatkundengeschäft von Barclays, das die britische Bank zum Verkauf gestellt hat.

Die Zinsentwicklung bei der DKB dürfte auch der Hauptgrund sein, warum sich die Gewinne der Mutter BayernLB in der zweiten Jahreshälfte nicht wie in den ersten sechs Monaten des Jahres entwickeln dürften. Da hatte die Landesbank 877 Millionen Euro vor Steuern verdient und damit bereits zur Hälfte die Jahresprognose von 600 bis 800 Millionen Euro übertroffen.

Die Gewinnentwicklung aus dem ersten Halbjahr dürfte die BayernLB im zweiten Jahresabschnitt allerdings nicht halten können, dämpfte Vorstandschef Winkelmeier bereits die Erwartungen. Grund dafür sind nun die erheblich gestiegenen Zinszahlungen für die Tagesgeldkonten der DKB. Als neue Prognose gab die Landesbank eine Spanne von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro aus. Im Vorjahr waren es 1,12 Milliarden Euro.

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