Anreize für Grundsteuer richtig setzen

Grundsteuer

Es hätte Vorteile, wenn der Grundsteuerbetrag bei sinkender Anzahl der Bewohner ansteigen würde.

(Foto: dpa)

Augsburg Deutschland hat ein Verteilungsproblem, das ungern angesprochen wird: Ältere Bürger leben einzeln (oder zu zweit) in den geräumigen Einfamilienhäusern der 70er- bis 90er-Jahre. Direkt daneben drängen sich junge Familien in den Dreizimmerwohnungen der Hochhausblöcke.

Sinnvolle Anreize würden gesetzt, wenn man den Grundsteuerbetrag für eine Wohnung bei sinkender Anzahl der Bewohner ansteigen ließe. Wohnt eine fünfköpfige Familie in der Wohnung, könnte beispielsweise der Grundsteuerbetrag nur ein Fünftel betragen.

Ziehen die drei Kinder aus, steigt er auf den halben Grundsteuerbetrag. Verstirbt dann einer der Ehegatten, so wird (erstmalig) die volle Grundsteuer fällig.

Bessere Kalkulation für Familie mit Kindern

Dies hätte zwei Vorteile:

  • Erstens: Es entstünden Anreize, entweder in kleinere Wohnungen umzuziehen oder Mitbewohner aufzunehmen, wenn sich die Lebensumstände ändern.

  • Zweitens: Im Immobilienmarkt würden sich die Verhandlungsbereiche vergrößern.

Denn während Bürger mit hohem Pro-Kopf-Wohnraum eine hohe Grundsteuerbelastung einpreisen müssten, könnten Familien mit Kindern über viele Jahre die Kreditrate oder die Miete mit besonders geringer Grundsteuerbelastung kalkulieren.

Dann ließe sich sogar die Bedeutung der Grundsteuer im Steuersystem erhöhen und damit – sofern politisch gewünscht – Vermögen stärker belasten. Denn die Grundsteuer wäre dann nicht mehr nur sozial gerecht, sondern auch generationengerecht. Und kinderfreundlich.

Professor Robert Ullmann ist Ordinarius an der Universität Augsburg und Autor bei der Zeitschrift „Der Steuerberater“. Dieser Artikel stammt aus der Kooperation zwischen dem Handelsblatt und der Fachzeitschrift.

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