30 Dollar pro Monat für erweiterte KI in Büro-Apps

Thomas Kurian

Der Chef der Cloud-Sparte von Google kann nach jahrelangen Verlusten erstmals einen Gewinn ausweisen.

(Foto: Bloomberg)

San Francisco Der Google-Konzern Alphabet schaltet seinen auf Künstlicher Intelligenz beruhenden Assistenten DuetAI erstmals weltweit für Firmenkunden frei. Für 30 Dollar im Monat können Unternehmen ihre Mitarbeitenden beim Verfassen von Text, Erstellen von Tabellen oder Schreiben von E-Mails unterstützen lassen. Einen Preis in Euro für Deutschland konnte eine Sprecherin auf Anfrage nicht nennen.

„Das wird die Produktivität erheblich steigern“, versprach der Chef der Cloud-Sparte von Google, Thomas Kurian, am Dienstag bei der Vorstellung vor Journalisten in San Francisco. Der KI-Assistent wird dabei in die Geschäftsumgebung der Produktplattform Workspace integriert, in der Dienste wie E-Mail (Gmail), Textverarbeitung (Docs) oder Präsentationen (Slides) enthalten sind.

Anders als andere populäre KI-Textroboter wie ChatGPT soll DuetAI direkt auf den bestehenden Kontext von Nachrichten und Informationen zugreifen können. Das Programm soll etwa Vorschläge für eine E-Mail machen und dabei gezielt auf Daten aus bisherigen Konversationen mit dem Empfänger zugreifen können.

Anstatt selbst an Videokonferenzen teilzunehmen, sollen DuetAI-Nutzer ihre KI-Assistenten vorschicken können. Dieser wählt sich dann in die Videoschalte ein und erstellt ein Protokoll. Geschäftskalkulationen im Tabellendienst Sheets sollen ebenfalls mittels weniger Eingaben erstellt werden können.

Mit dem Angebot fordert Google den Wettbewerber Microsoft heraus. Unter dem Namen Copilot hat Microsoft bereits ein vergleichbares Produkt für ebenfalls 30 Dollar im Monat im Angebot, das in die Microsoft-Produktwelt integriert ist.

Zehn Millionen zahlende Kunden für Google Workspace

Das Cloud-Geschäft hat für Google eine wichtige Bedeutung. Nachdem der Konzern über Jahre Milliardensummen in die Tochtergesellschaft investiert hat, wies diese im April erstmals einen Gewinn aus.

Dabei spielt auch Workspace eine wichtige Rolle, denn die Einnahmen der Einheit werden der Cloud-Sparte zugerechnet. Zusammen erwirtschafteten diese Einheiten im zweiten Quartal einen Umsatz von acht Milliarden US-Dollar. Microsoft kam im gleichen Zeitraum mit Office-Produkten und Cloud-Diensten auf einen Umsatz von 13,5 Milliarden US-Dollar.

Google zählt laut eigenen Angaben mittlerweile zehn Millionen zahlende Kunden für das Workspace-Angebot. Im März bezifferte das Unternehmen die Zahl noch auf neun Millionen, im Jahr 2020 waren es sechs Millionen.

Laut einer Berechnung des Marktforschers Enlyft hat Google Microsoft beim Einsatz von Bürosoftware abgelöst. Während Google Anfang 2023 auf rund 50 Prozent weltweiten Marktanteil kam, bezifferte Enlyft den Anteil von Microsoft auf rund 45 Prozent.

Noch größer ist die Reichweite von Google mit seinem ebenfalls Workspace genannten Produkt für Privatkunden. Die Firma zählt in diesem Bereich mehr als drei Milliarden Kunden weltweit. Für Privatkunden soll es frühestens im folgenden Jahr eine Version von DuetAI geben.

Tiefere Partnerschaft mit SAP und Deutscher Bank

Der Chef der Google-Cloud-Sparte Kurian nutzte die Jahreskonferenz seines Unternehmens ebenfalls, um die Partnerschaften mit den beiden deutschen Großkonzernen SAP und Deutsche Bank zu intensivieren.

Der extra aus Deutschland angereiste SAP-Technikchef Jürgen Müller hob ein Modellprojekt für die Automobilindustrie hervor. Gemeinsam mit Google werde SAP für die Branche erweiterte Angebote auf Basis von Künstlicher Intelligenz machen. Dazu solle die im Jahr 2021 gestartete Initiative Catena-X dienen. „Wir werden gemeinsam bessere Lösungen erreichen“, versprach Müller in San Francisco.

Catena-X soll die Grundlage für den Datenaustausch in der Automobilindustrie bilden. Auf der Hannover Messe im April hatte SAP erstmals eine Lösung auf Basis von Catena-X vorgestellt, mit der sich die CO2-Emissionen einzelner Fahrzeuge berechnen lassen. Die Partnerschaft mit Google soll Daten mittels Künstlicher Intelligenz auswertbar machen.

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Christoph Rabenseifner, bei der Deutschen Bank Stabschef für den Vorstandsbereich Technologie, Daten und Innovation, betonte, die Bank experimentiere derzeit zwar noch viel, mache aber noch keine neuen Produkte auf Basis von Künstlicher Intelligenz für Endkunden verfügbar. „Wir probieren intern vieles aus. Aber es muss immer ein Mensch die letztliche Entscheidung behalten“, sagte Rabenseifner.

Im Dezember 2020 hatte die Deutsche Bank mit Google einen Kooperationsvertrag mit zehnjähriger Laufzeit geschlossen und dann begonnen, ihre IT-Systeme in die Google-Cloud zu transportieren. Das Geldhaus erhofft sich von der Partnerschaft zudem die gemeinsame Entwicklung von Produkten.

Beim Einsatz von KI müsse die Bank aber besonders vorsichtig sein, sagte Rabenseifner: „Wir bewegen uns global in streng regulierten Bereichen und unsere Kunden müssen sich voll auf unsere Angebote verlassen können.“

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