On February 1, 2021, Myanmar’s military staged a coup, leading to widespread protests and a civil war that continues today. The nation, home to about 135 ethnic groups, has a history of conflict since gaining independence in 1948. Numerous rebel groups have emerged, significantly challenging the military’s control. The humanitarian crisis is dire, with over 6,000 civilian deaths and a looming famine affecting millions. China plays a complex role, supporting the junta while engaging with ethnic armies along its border.
Ein Blick auf den Militärputsch in Myanmar
Am 1. Februar 2021 fand einer der bizarrsten Videos eines politischen Putsches statt, als das Militär in Myanmar die Macht übernahm. Eine junge Influencerin filmte sich beim Aerobic-Training an einer Straßenecke in Naypyidaw, während im Hintergrund gepanzerte Militärfahrzeuge in Richtung Parlament fuhren. Später gab sie zu, dass sie sich darüber keine Gedanken gemacht hatte. Dieses Video wurde viral und sorgte dafür, dass selbst Menschen, die sich nur wenig für Südostasien interessierten, von dem erneuten Machtwechsel in Myanmar erfuhren.
Vor vier Jahren stürzte das Militär die gewählte Regierung von Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die 2015 einen neuen demokratischen Kurs versprochen hatte. Der Putsch führte zu massiven Protesten, und nur wenige Wochen später versank das Land in einem Bürgerkrieg, der bis heute anhält.
Die Hintergründe des Bürgerkriegs
Um den Bürgerkrieg in Myanmar zu verstehen, ist es wichtig, die moderne Geschichte des Landes zu betrachten. Myanmar zählt zu den ethnisch vielfältigsten Ländern in Südostasien, mit rund 135 verschiedenen Ethnien. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1948 gab es immer wieder bewaffnete Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen. Dies liegt auch daran, dass den verschiedenen Ethnien bei der Unabhängigkeit eine gewisse Autonomie versprochen wurde, während die Staatsgründer einen zentralisierten Staat aufbauten. Historiker Thant Myint-U bezeichnete Myanmar einmal als eine “unvollendete Nation”, in der Identitätsfragen zu Krieg, Armut und Isolation führten.
Von Anfang an setzten die Eliten auf die Macht des Militärs, um den fragilen Staat zusammenzuhalten. Nach der Unabhängigkeit war die Stärkung der Armee die oberste Priorität. Die Stärke des Militärs stand in starkem Gegensatz zur Schwäche der zivilen Institutionen, so der Politikwissenschaftler Aurel Croissant. 1962 inszenierten die Generäle einen Putsch, nachdem eine demokratisch gewählte Regierung nur zwei Jahre lang an der Macht war.
Die Rolle der Rebellen
In Myanmar gibt es eine Vielzahl von Rebellengruppen, die nach dem Putsch im Jahr 2021 entstanden sind. Laut der Initiative Armed Conflict Location & Event Data sind über 2600 Gruppen aktiv. Ihre Gründer sind oft lokale Politiker, Studenten oder Demonstranten, die sich in den Dschungel zurückgezogen haben, um von dort aus gegen das Militär zu kämpfen. Schon vor 2021 existierten ethnische Armeen, die für Autonomie in ihren Regionen kämpften. Die bedeutendsten sind in den Regionen Rakhine, Kachin und Nord-Shan sowie im südlichen Kayin-Staat ansässig.
Diese ethnischen Armeen haben in den letzten Monaten dem Militär erhebliche Verluste zugefügt und kontrollieren nun größere Gebiete sowie wichtige Grenzübergänge nach China im Norden und nach Bangladesch im Westen. Das Militär hat nun weniger Gebiet unter Kontrolle als seit den 1960er Jahren.
Die ethnischen Gruppen sind erfahren im Finanzieren ihrer Guerillakriegsführung, sei es durch Drogenhandel oder die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Aus der Zusammenarbeit mit neu gegründeten Rebellen entstehen zielgerichtete Gemeinschaften, die einander nutzen. Die ethnischen Armeen erhalten Kämpfer von den neuen Gruppen und führen gemeinsam Angriffe auf Militärbasen durch, während die neuen Gruppen von der Kampferfahrung der ethnischen Armeen profitieren.
Die humanitäre Krise
Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der zivilen Todesopfer in Myanmar auf über 6000. Davon wurden 2000 Menschen während ihrer Haft im Militär getötet. Berichte über Folter, Enthauptungen, Vergewaltigungen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden intensiv dokumentiert. “Intensivierte und wahllose Luftangriffe, Artilleriebeschuss und Drohnenangriffe haben Zivilisten getötet und Überlebende aus ihren Häusern vertrieben”, berichtet Nicholas Koumjian, Leiter des UN-Untersuchungsmechanismus für Myanmar. Während die meisten Menschenrechtsverletzungen dem Junta-Regime zugeschrieben werden, gibt es auch Berichte über Vergehen anderer bewaffneter Gruppen im Land.
Die lokale Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft, ist zusammengebrochen, und das Land steht vor einer Hungerkatastrophe. Analysten warnen, dass im nächsten Sommer 15 Millionen Menschen in Myanmar unter Hunger leiden könnten.
Die Rolle Chinas
China nimmt eine bedeutende, wenn auch ambivalente Rolle in Myanmar ein. Experten berichten, dass China das Militär unterstützt, jedoch ohne große Begeisterung, und weiterhin Waffen an die Junta verkauft. Gleichzeitig unterstützt China in begrenztem Umfang die mächtigsten ethnischen Armeen entlang seiner Grenze. Im Jahr 2024 strebte Peking einen Waffenstillstand an, der jedoch nach fünf Monaten gebrochen wurde. Der Junta-Chef Min Aung Hlaing besuchte China im November, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass China den General als wichtigen Akteur zur Beruhigung des Konflikts sieht.
Die ethnischen Armeen an der chinesischen Grenze haben jedoch ein wichtiges Druckmittel gegenüber ihrem Nachbarn: Sie kontrollieren die Infrastruktur und Minen, die von China innerhalb dessen Einflussbereichs gebaut wurden. Experten betonen, dass China die Führer dieser ethnischen Armeen immer wieder daran erinnert, dass sie keine Unterstützung aus dem Westen suchen sollten. China möchte das Konfliktmanagement entlang seiner Grenze selbst kontrollieren, während westliche Friedensinitiativen derzeit wenig Erfolg haben.