San Francisco zieht Erlaubnis zum Einsatz von Killerrobotern bei der Polizei zurück

San Francisco

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Stadt einen Anstieg von schweren Gewalttaten erlebt.


(Foto: Hearst Newspapers/Getty Images)

San Francisco Die Polizei von San Francisco wird vorerst doch keine Killerroboter einsetzen dürfen. Eine erst vor wenigen Tagen erteilte Freigabe wurde zurückgezogen. Das zuständige Aufsichtsgremium stoppte die Entscheidung in einer zweiten Sitzung, nachdem Bürgerrechtsgruppen die Stadt stark kritisiert hatten.

Nach der Genehmigung einer neuen Version der Polizeirichtlinie, die den Einsatz von Robotern zur Tötung gefährlicher Verdächtiger wie Massenschützen und Selbstmordattentäter verbietet, schickten die Aufsichtsbehörden die ursprüngliche Bestimmung über tödliche Roboter zur weiteren Überprüfung zurück. Nächste Woche soll darüber final entschieden werden.

Die Mehrheit des Aufsichtsgremiums sprach sich nun gegen den Einsatz von Killerrobotern durch die Polizei aus. Politiker Gordon Mar, der ursprünglich zugestimmt hatte, votierte jetzt gegen die Freigabe der tödlichen Roboter und begründete den Schritt: „Ich fühle mich zunehmend unwohl mit unserer Abstimmung und dem Präzedenzfall, den sie für andere Städte schafft.“

Andere Politiker der Stadt hatten am Montag mit einem Volksentscheid gedroht, sollte die Entscheidung zum Einsatz von Killerrobotern nicht widerrufen werden.

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Politiker Dean Preston, der ebenfalls gegen den Einsatz der Roboter gestimmt hatte, sagte: „Die Bürger von San Francisco haben sich laut und deutlich geäußert: In unserer Stadt ist kein Platz für tödliche Polizeiroboter.“ Es müssten andere Wege gesucht werden, steigende Gewaltzahlen in der Stadt einzudämmen, ohne die Polizei mit neuen Waffen auszustatten.

Der Polizeichef von San Francisco verurteile die Kehrtwende der Stadt. „Wir müssen darauf vorbereitet sein und über die Fähigkeit verfügen, angemessen zu reagieren. Wir dürfen uns in unseren Reaktionsmöglichkeiten nicht einschränken lassen“, sagte Polizeichef William Scott.

Gewaltverbrechen steigen deutlich an

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie war die Zahl der schweren Gewaltverbrechen deutlich gestiegen. Die Befugnisse der Polizei waren dementsprechend ausgeweitet worden.

Nachdem San Francisco erst vor drei Jahren als erste Stadt der USA den Einsatz von Gesichtserkennungstechnologien durch lokale Behörden untersagt hatte, erlaubte die Stadt der Polizei im September dann den Live-Zugriff auf private Überwachungskameras. Seitdem darf die Polizei in Echtzeit auf Videos etwa von Geschäften oder Privathäusern zugreifen, wenn die Besitzer vorher ihr Einverständnis gegeben haben. Ein Gerichtsbeschluss ist nicht mehr nötig.

Die ursprüngliche Entscheidung zum Einsatz von Killerrobotern in San Francisco hatte sowohl die Kritik von Bürgerrechtsgruppen als auch von Sicherheitsexperten auf sich gezogen. „Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum es eine schlechte Idee ist, Roboter zu bewaffnen“, sagte Professor Peter Asaro von der New School in New York dem Magazin Wired.

Asaro glaubte, dass die Entscheidung Teil einer Bewegung zur Militarisierung der Polizei ist. „Man kann sich einen möglichen Anwendungsfall vorstellen, in dem es im Extremfall nützlich ist, wie zum Beispiel bei Geiselnahmen, aber es gibt alle Arten von schleichenden Einsätzen“, sagte er.

Die Einführung von Killerrobotern würde das Verhältnis der Polizei zur Bevölkerung gefährden, sagt Asaro. „Es gibt keine ausreichende Anzahl von Anwendungen, bei denen diese Dinger nützlich sind“, sagt er. In der Zwischenzeit würden andere Bereiche, in denen Roboter wichtig sind – zum Beispiel bei der Übergabe von Telefonen und anderen Gegenständen bei Geiselverhandlungen – durch den Verdacht getrübt, dass ein Roboter, in Wirklichkeit ein Killerroboter sein könnte.

Mehr: Erlaubnis für „Killerroboter“: San Francisco fährt umstrittenen Kurs gegen das Verbrechen

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