Mit diesen 20 Tipps senken Sie Ihren Gasverbrauch

Gas sparen

Gas sparen können Verbraucher vor allem, indem sie ihr Heizverhalten anpassen und die Gastherme richtig betreiben.


(Foto: Imago)

Düsseldorf Die Menschen in der Bundesrepublik sind zum Gassparen angehalten. Denn durch die Energiekrise droht im Winter Gasmangel. Erste Anstrengungen sind zwar sichtbar, doch der Gasverbrauch der Haushalte schwankt stark. Noch Ende September hatte die Bundesnetzagentur gewarnt, der Verbrauch müsse runter. Die Deutschen würden viel mehr Gas als im Vorjahresschnitt verbrennen.

Mitte Oktober hieß es dann: Privathaushalte haben in der ersten Oktoberwoche 30 Prozent weniger Gas genutzt als in vergleichbaren Vorjahreszeiträumen. Damit das Gas für den Winter ausreiche, müssten die Bürger allerdings dauerhaft mindestens 20 Prozent Gas sparen, erklärte Behördenchef Klaus Müller.

Gaspreise auf Rekordniveau verheißen zudem gepfefferte Gasrechnungen. Eine Kilowattstunde (kWh) kostet laut dem Vergleichsportal Check24 im Oktober im Schnitt 18,6 Cent. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) erwartet bei diesem Preis eine Jahresrechnung von durchschnittlich 3726 Euro.

20 effektive Tipps fürs Gassparen im Haushalt

Keine guten Nachrichten hierzulande also für Millionen Verbraucher: Denn mit 41 Prozent war Erdgas in privaten Haushalten nach Angaben des Bundesamts für Statistik 2019 die am häufigsten eingesetzte Wohnenergie.

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Am meisten Gas verbraucht im Haushalt:

  • Heizen,
  • Warmwasserbereitung,
  • Kochen mit Gasherd.

Gas sparen können Sie daher vor allem, wenn Sie ihr Heizverhalten und die Heizanlage überprüfen sowie den Warmwasserverbrauch reduzieren. Gerade jetzt in der üblichen Heizperiode vom 1. Oktober bis 30. April. Wir haben für Sie effektive Ansätze zusammengetragen, um Gasverbrauch und Heizkosten zu senken.

Gas sparen durch richtiges Heizen

Die Heizung verbraucht zu Hause in der Regel die meiste Energie. Daher können Sie beim Heizen auch das meiste Gas sparen. Diese Hinweise helfen Ihnen dabei:

1. Regeln Sie die Raumtemperatur genau. Das geht zentral gesteuert an der Heizungsanlage und an den einzelnen Thermostaten. Ersparnis: mit jedem Grad weniger dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge etwa sechs Prozent Heizenergie. Die Umweltbehörde legt folgende Richtwerte nahe:

  • im Wohnbereich nicht mehr als 20 Grad Celsius,
  • im Schlafzimmer 17 Grad Celsius,
  • in der Küche 18 Grad Celsius,
  • im Bad 22 Grad Celsius,
  • im Flur 15 Grad Celsius.

Drehen Sie die Raumtemperatur nachts oder tagsüber, wenn Sie nicht da sind, auf 18 Grad Celsius ab. Bei Abwesenheit von mehreren Tagen rät das Amt zu einer Temperatur von 15 Grad Celsius. Bei längerer Abwesenheit ist demnach auch noch etwas niedriger machbar. In der Heizperiode sollten Sie die Innenraumluft allerdings nicht unter 16 bis 18 Grad Celsius senken, wenn Sie die Wohnung regelmäßig nutzen. Ab dann steigt das Risiko für Schimmelbildung nach UBA-Angaben deutlich.

Wie stelle ich meine Heizung richtig ein?

Durch automatische Nachtabsenkung und Tagabsenkung der Heiztemperaturen an der zentralen Bedieneinheit lässt sich Gas sparen.

(Foto: dpa)

2. Nutzen Sie zum Gassparen elektronische Thermostate. Sie messen die Raumtemperatur und regeln das Heizkörperventil automatisch über kleine Elektromotoren. Das ist effizienter als Handregler. Ersparnis: Durch die Geräte verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt den gemeinnützigen Beratern von co2online zufolge ganze zehn Prozent weniger Heizenergie.

Bei vielen Modellen lassen sich übers Smartphone Temperaturen für verschiedene Tageszeiten und Räume vorgeben. Achten Sie darauf, die Geräte nicht zu verdecken, sodass sie gleichmäßig die Temperatur messen können. Ein Thermostat kostet etwa zwischen 25 bis 80 Euro, eine dazu nötige Smart-Home-Steuerzentrale gibt es ab circa 50 Euro. Sie lassen sich ohne Vorkenntnis in wenigen Minuten anschrauben und einrichten.

3. Vermeiden Sie Dauerlüften mit gekippten Fenstern. Dieses Heizverhalten ist dem Umweltbundesamt zufolge reine Energieverschwendung. Es lässt die Raumtemperatur stetig absinken, die Heizung fährt so auf Hochtouren. Lüften Sie stattdessen mehrfach am Tag kurz einige Minuten kräftig mit offenem Fenster – am besten mit Durchzug. Die UBA-Experten empfehlen, die Thermostate während des Lüftens abzudrehen.

4. Schließen Sie nachts Rollläden, Fensterläden und Gardinen. Ersparnis: Laut UBA können allein Rollläden Wärmeverluste durch das Fenster um mehr als 20 Prozent verringern. Geschlossene Vorhänge verstärken diesen Effekt. Denn im Winter, bei tiefen Außentemperaturen, entweicht Heizenergie vor allem über das Fensterglas und die Rahmen.

5. Verdecken Sie Heizkörper nicht mit Möbeln und Textilien. Das verhindert die Wärmeabgabe in den Raum und erhöht nach Angaben des Umweltbundesamts die Heizkosten um etwa fünf Prozent. Auch Vorhänge über den Heizkörpern steigern demnach den Wärmeverlust nochmals erheblich, da sie so die Wärme über die Fenster nach außen leiten.

6. Entlüften Sie regelmäßig Ihre Heizkörper. Wenn die Heizung gluckert, nicht mehr richtig warm wird, befindet sich möglicherweise Luft in der Leitung. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus können Sie den gemeinnützigen Energieberatern von co2online zufolge allein auf diesem Weg rund 60 Euro Heizkosten jährlich sparen. In einer Mietwohnung sind es immerhin 35 Euro. Einige Heizanlagen entlüften automatisch, bei ihnen passen Entlüftungsschlüssel dann nicht.

Gas sparen durch Optimierung der Gastherme

7. Regeln Sie an der zentralen Bedieneinheit der Gastherme die Zeiten. Dort können Sie Absenkzeiten für die Heiztemperatur des Kreislaufs festlegen und komplette Abschaltzeiten. Es lassen sich auch Nachtzeiten und Tageszeiten einstellen, beispielsweise wenn alle Familienmitglieder aus dem Haus sind. Nach Angaben der Verbraucherzentralen ist das Einsparpotenzial durch sogenannte Nachtabsenkung und Tagabsenkung am größten, je schlechter ein Haus gedämmt ist.

Wie viel Gaskosten sind normal?

Die Verbraucherzentralen warnen vor fehlerhaften Preis- und Abschlagsanpassungen mit der Gasrechnung.

(Foto: dpa)

8. Stellen Sie die Warmwassertemperatur in der Gastherme richtig ein. Sie sollte nicht über 60 Grad Celsius liegen, aber laut Umweltbundesamt auch nicht unter 55 Grad Celsius, damit sich Legionellen-Bakterien nicht in den Leitungen vermehren.

9. Lassen Sie Ihre Gastherme vor Beginn jeder Heizperiode von Fachpersonal prüfen und justieren. Ein effektiver Betrieb kann die Heizkosten nach Angaben des Umweltbundesamts um fünf bis zehn Prozent reduzieren. Gecheckt werden sollte unter anderem der Wasserdruck, ob Luft im Heizkreislauf ist, ob eine niedrigere Stufe der Umwälzpumpe ausreicht und die Vorlauftemperatur dem Sollwert entspricht.

10. Lassen Sie zu Beginn der Heizsaison auch einen hydraulischen Abgleich machen. Er gewährleistet, dass die Gastherme alle Heizkörper gleichmäßig mit genug Heizwasser versorgt und einzelne Heizkörper oben nicht spürbar wärmer sind als unten. Eine nicht optimal eingestellte Warmwasserzirkulation steigert den Gasverbrauch dem UBA zufolge unnötig.

Gas sparen durch weniger Warmwasserverbrauch

Erzeugen von Warmwasser benötigt in Haushalten nach der Heizung am meisten Energie. Folglich können Sie viel Gas sparen, wenn Sie Ihren Warmwasserverbrauch reduzieren:

11. Duschen Sie kurz und baden Sie selten. So senken Sie den Gasverbrauch für Warmwasser am stärksten. Laut Umweltbundesamt kostet ein Mal Duschen bei einer durchschnittlichen Dauer von sechs Minuten ein Drittel eines Vollbads. Wirtschaftsminister Robert Habeck duscht nach eigener Aussage nicht länger als drei Minuten. Wenn beim Duschen das Wasser allerdings länger als zehn Minuten läuft, kann das den Wasserverbrauch eines Bades sogar toppen. Empfehlenswert ist es daher auch, die Dusche während des Einseifens abzudrehen.

12. Bauen Sie wassersparende Armaturen ein. Sparduschköpfe, Wassersparbrausen, Durchflussbegrenzer und Perlatoren sind in wenigen Minuten montiert. Sie reduzieren nach Berechnungen des Öko-Instituts die Wasserkosten, aber auch die Gaskosten für Warmwasser deutlich. Mit einer Wassersparbrause halbieren Sie Ihren Verbrauch demnach im Vergleich zur Standardvariante. Ein Sparduschkopf reduziert den Verbrauch in einem Zwei-Personen-Haushalt im Schnitt um 20.000 Liter im Jahr.

13. Reparieren oder ersetzen Sie tropfende Wasserhähne. Dichtungen, die lecken, aber auch undichte Duschschläuche sollten Sie unbedingt austauschen.

Abschlagszahlung für Gas genau prüfen

14. Überprüfen Sie Gasrechnungen und neue Abschlagsforderungen Ihres Gasversorgers. Sie können an vielen Punkten problematisch sein: unberechtigte Preisanpassungen, fehlerhafte Erhöhungen und Abschlagszahlungen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnt vor zunehmend fragwürdigem Anbieterverhalten während der Energiekrise. 

Wenn Sie Hauseigentümer sind oder in Ihrer Mietwohnung eine Gasetagenheizung verbaut ist, haben Sie in der Regel selbst einen Gasvertrag. Viele Anbieter kündigen Preiserhöhungen gleichzeitig schriftlich mit einem entsprechend angepassten Monatsabschlag an. Nach einem Urteil des Landgerichts Berlin im Oktober 2022 ist eine Erhöhung der Abschläge ohne wirksame Preiserhöhung vertragswidrig.

Wenn Sie einen zu niedrig angesetzten Abschlag zahlen, drohen bei weiter steigenden Gaspreisen hohe Nachzahlungen. Fällt der Abschlag zu hoch aus, überweisen Sie dem Anbieter unnötig Geld, was Sie in der Regel erst zum Jahreswechsel zurückerhalten. Daher sollten Sie vor allem Abschlagsänderungen immer gegenrechnen. Ihren Abschlag können Sie bei vielen Energieversorgern im Onlineportal selbst festlegen.

Gas sparen mit energetischer Sanierung

Gas sparen können Sie als Hausbesitzer oder Vermieter auch durch energetische Sanierung. Sie zielt darauf ab, den Wärmeverlust eines Hauses durch Dämmen und Isolieren zu reduzieren. Einige Arbeiten lassen sich ohne Vorkenntnisse preiswert selbst umsetzen. Als Mieter können Sie zumindest Fenster abdichten und Heizkörpernischen dämmen:

15. Dichten Sie Ihre Fenster richtig ab. Durch undichte Fenster gelangt laut Umweltbundesamt verhältnismäßig viel kalte Außenluft in den Raum. Sie aufzuwärmen, kostet unnötig Energie. Fugen und Ritzen können Sie leicht mit Dichtungsprofilen oder Lippenprofilen schließen. Es gibt sie preiswert in jedem Baumarkt. Lippenprofile halten in der Regel fünf bis zehn Jahre.

16. Dämmen Sie Nischen und Wand hinter Heizkörpern. Dort geht beim Heizen besonders viel Wärme nach außen durch die Hauswand verloren. Das Umweltbundesamt empfiehlt dafür aluminium-beschichtete Folie oder dünne Styroporplatten. Diese können Sie selbst zuschneiden und mit Klebstoff oder doppelseitigem Klebeband hinter dem Heizkörper anbringen.

17. Dämmen Sie ungeschützte Heizungsrohre im Keller. Durch ungedämmte Rohrleitungen der Heizung kann viel Wärme verloren gehen. Eine Rohrisolierung aus Schaumstoff erhalten Sie ebenfalls preiswert im Baumarkt, und diese ist auch als Laie einfach anzubringen. Nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands spart eine Rohrdämmung bis zu 15 Euro Heizkosten pro Meter Rohr im Jahr.

18. Prüfen Sie eine Dämmung der Kellerdecke und des Dachbodens. Beim unbeheizten Keller lohnt es sich der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zufolge fürs Energiesparen, die Decke zu dämmen. Das können Sie entweder mit etwas Vorkenntnis selbst bewerkstelligen oder durch einen Fachbetrieb umsetzen lassen. Auch eine Innendämmung von Schrägdächern oder der obersten Geschossdecke ist laut der Verbraucherschützer noch in Eigenleistung machbar und effektiv.

19. Sinnvoll kann auch das komplette Austauschen der Gasheizung sein. Als alternative Heizsysteme infrage kommen etwa eine Wärmepumpe, Fernwärme, eine Hybridheizung oder Pelletheizung. Unser Heizkostenvergleich zeigt, welche Heizungsart für einen typischen deutschen Vier-Personen-Haushalt am günstigsten ist. Angesichts der hohen Energiepreise kommt es nicht nur auf die Anschaffungskosten an, sondern auch darauf, was der Betrieb kostet.

20. Lassen Sie sich bei einer größeren energetischen Sanierung von einem Energieberater unterstützen. Sie ist oft kostspielig und muss durch Fachbetriebe erfolgen. Ein Energieberater zeigt Ihnen, wie Sie die Energieeffizienz Ihres Gebäudes sinnvoll verbessern können und die passende staatliche Förderung beantragen. Möglich sind etwa eine Fassadendämmung, der Einbau neuer Fenster, Außentüren und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Preise und Sparpotenzial orientieren sich vor allem am erwünschten Effizienzstandard.

Gassparen: Diese Websites helfen Ihnen

  • Berechnen Sie Ihren Gas-Abschlag mit dem Energiepreis-Rechner der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er zeigt Ihnen in wenigen Schritten unabhängig, wie hoch Ihre monatliche Vorauszahlung für Erdgas sein sollte.
  • Prüfen Sie Ihre Thermostate mit dem ThermostatCheck von co2online. Nachdem Sie einige Fragen beantwortet haben, zeigt er Ihnen an, ob ein Austausch Ihrer Thermostatköpfe Gas spart.
  • Analysieren Sie Ihre Heizkosten mit dem HeizCheck von co2online. Mit ihm erfahren Sie, ob Ihr Gasverbrauch und damit Ihre Heizkosten zu hoch oder zu niedrig sind.
  • Schätzen Sie Ihren Warmwasserverbrauch mit dem Wassercheck von co2online. Er vergleicht Ihre Nutzung mit Durchschnittswerten. Außerdem gibt er individuelle Einsparempfehlungen.
  • Bewerten Sie den Stromverbrauch Ihrer Umwälzpumpe mit dem Pumpencheck von co2online. Frisst die Pumpe Ihrer Heizung zu viel Strom, kann sich ein Austausch lohnen.

Mehr: Gaspreisentwicklung: So teuer wird Gas künftig

Erstpublikation: 19.10.2022, 17:16 Uhr (zuletzt aktualisiert: 20.10.2022, 10:00 Uhr).

Handelsblatt Energie Briefing

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