Hideaways sind Gewinner in der Coronakrise

Luzern, Düsseldorf In der Spitze ist die Luft sehr dünn. Wenn man sich mit anderen Hideaways auf nahezu einem Niveau bewegt, dann fällt jede Nuance, jede Finesse und jedes Detail ins Gewicht. Schloss Elmau in Krün hat das mit dem zweiten Platz schon im vergangenen Jahr bewiesen und schloss in diesem Jahr zum Hamburger Fairmont Vier Jahreszeiten auf, mit dem es sich Rang eins teilt.

Das Severin’s Resort & Spa auf Sylt behauptete Rang vier, auch das Tegernseer Bachmair Weissach ist als Aufsteiger des Jahres mittlerweile oben angekommen (Rang acht). Noch einen Platz besser liegt die Sonnenalp in Allgäuer Ofterschwang. Und die Häuser Weissenhaus, Heiligendamm, Egener Höfe, Budersand, Öschberghof und Steigenberger Sonnenhof sitzen bereits in den Startlöchern, um den oben genannten Häusern den Rang abzulaufen – die Unterschiede sind bereits heute oft nur marginal.

Dietmar Müller-Elmau scheint omnipräsent. Oft steht der Chef des Fünf-Sterne-Superior-Hotels Schloss Elmau, das sich in diesem Jahr im 101-Besten-Hotelranking den Spitzenplatz mit dem Hamburger Vier Jahreszeiten teilt,  mit an der Rezeption, man sieht ihn auch beim Frühstück oder Dinner. Er will so viele Gäste wie möglich begrüßen, wirkt dabei aber derart tiefenentspannt, als würde er gerade im eigenen Hotel Urlaub machen.

Eine Stunde entfernt vom hektischen und hippen München herrscht Ruhe und inspirierende Ästhetik, maximale Privatsphäre und Kultur werden hier auf die Spitze getrieben. Im besten Sinne. Das Hotel ist nur über eine private Mautstraße zu erreichen, die am Hotel endet. Exklusiver und privater könnte ein Rückzugsort nicht sein. Das weiß die Klientel, die hier Urlaub macht, zu schätzen. Unter den Stammgästen befinden sich Topmanager, Politiker, Künstler und Prominente.

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Schloss Elmau war schon immer ein Ort des Dialogs, der Gemeinschaft und der Kultur. Es wurde von 1914 bis 1916 vom Philosophen Johannes Müller als kulturelle Begegnungsstätte erbaut. Damals ging es darum, Urlaub vom Ich zu machen – sich abzuwenden von der Zivilisation und in einer Art mentalem Detox das Göttliche zu erfahren. Das neue Konzept des Cultural Hideaway folgt einem konträren Ansatz: Urlaub fürs Ich. Durch die Vielfalt der Aktivitäten, der Räumlichkeiten und der Umgebung gelingt das auf allerhöchstem Niveau.

Schloss Elmau

Das neue Konzept des Cultural Hideaway: Urlaub fürs Ich.


(Foto: dpa – Bildfunk+++ )

Als der Hotelbetrieb sich in der dritten Generation befand und mäßig erfolgreich vor sich hinlief, war für Dietmar Müller-Elmau schnell klar: alles, nur nicht Hotelier. So kam erst mal etwas völlig anderes. Weit weg vom bayrischen Idyll studierte er an der Cornell University in Ithaca, New York, Computer-Sciences, in den 80er-Jahren absolutes Neuland.

Als er nach Deutschland zurückkehrte, entwickelte er für die Hotelier-Familie Finkebeiner Mitte der 80er-Jahre eine neue Software für das Hotelmanagement und gründet später die Firma „Fidelio“. Die Software war für jedes Hotel anpassbar. „Fidelio“ wurde Weltmarktführer. In den 90er-Jahren kaufte das US-Unternehmen Micros Systems die Firma für 55 Millionen Mark. Inzwischen ist sie Milliarden wert. 

Letztendlich war es ein Schicksalsschlag, der ihn zurück aufs Schloss brachte. Sein Onkel, der das Hotel seit dem Tod seines Großvaters leitete, verunglückte schwer, Müller-Elmau übernahm 1997. Er investierte und begann mit Modernisierungen. Er holte den jungen Klavier-Superstar Daniil Trifonow, den Philosophen Peter Sloterdijk oder den Jazzmusiker Chick Corea nach Elmau. Literatur und politische Debatten bereicherten ab jetzt das Programm.

In der Nacht des 7. August 2005 löste ein Kurzschluss einen Großbrand aus, zwei Drittel des Hotels wurden zerstört. Für Um- und Neubau holte Müller-Elmau den Architekten Christoph Sattler an Bord. Dessen Großvater, Carlo Sattler, hatte wiederum das ursprüngliche Schloss Elmau gebaut. Aus kleinen Zimmern wurden große Suiten, eine neuer Gebäudekomplex – das Retreat – entstand. Er baute ein neues Spa mit Wellnessbereichen für Familien und, getrennt davon, Spa-Bereiche für Gäste, die ihre Ruhe möchten. Nun gibt es sechs Restaurants, einen Buchladen, fünf Pools und – immer noch als Herzstück des Hotels – den Konzertsaal. 

2015 wurde die Bauphase abgeschlossen. Seitdem wird das Hotel mit Auszeichnungen geradezu überschüttet. Verdientermaßen, denn das Erlebnis Elmau ist einzigartig und bis ins Detail individuell. Die schlichte Erklärung des Hausherrn: Das Leben sei doch nun mal bunt und keine Uniformierung. Der Gast solle niemals ein Teil einer Corporate Identity oder des Hoteldesigns werden. Die Individualität steht über allem.

Severin’s Resort  & Spa

Schöner kann ein Inselhotel landschaftlich kaum gelegen sein: direkt am Wattenmeer auf der Ostseite der Insel, dahinter erstreckt sich das beschauliche Fischerdörfchen Keitum mit seinen malerischen Gärten, reetgedeckten Häusern und alten Bäumen. Allein die Location macht das Fünf-Sterne-Resort zu einem traumhaften Hideway inmitten der herrlichen Sylter Natur.

Severin’s Resort & Spa

Am Wattenmeer auf der Ostseite von Sylt.

(Foto: PR)

Keine Spur von den typischen Sylt-Klischees irgendwo zwischen Schickeria, Hummer und Magnum-Champagner: Luxus ist hier herzlich und wunderbar selbstverständlich. Keine verkrampft zur Schau gestellte Dekadenz, sondern echte Freude an herausragender Qualität, exzellentem Service und Wertschätzung gegenüber dem Gast.

Genau wie der Empfang ist auch das Zimmer freundlich und hell. Ein stilvoller Mix aus frischen, nordischen Elementen, edlem Holzboden und modernem Landhausstil – alles passt perfekt ins Konzept. Auch die Details lassen keine Wünsche offen: frische Blumen, Obst, Duftkerzen und ein offener Kamin – hier ist in der Tat alles auf Wohlfühlen, Entschleunigen und Genießen ausgerichtet.

Das Severin’s Resort & Spa wurde bereits Ende 2014 eröffnet, wirkt allerdings wie nagelneu. Man merkt, wie viel Aufmerksamkeit und Fürsorge der Hardware hinter den Kulissen gewidmet wird, damit das Gesamtergebnis so bemerkenswert gut ist. Doch auch was vor den Kulissen stattfindet, ist eine absolute Punktlandung in Sachen moderner Luxus: Im inseltypischen Friesenhausstil gebaut, bietet das Severin’s 62 Zimmer und Suiten sowie 22 Appartements und fünf Villen, die sich allesamt harmonisch in das unter Naturschutz stehende Umfeld einfügen.

Das insgesamt 5000 Quadratmeter große Reetdach des Haupthauses ist das größte seiner Art in Europa. Dazu kommt ein exklusiver Spa-Bereich auf einer Gesamtfläche von rund 2000 Quadratmetern mit großzügigem Schwimmbad unter Glasdach, diversen Themensaunen und modernem Fitnessbereich.

Das exzellente Interior-Konzept wird nur durch einen Faktor übertroffen: die Mitarbeiter. Auch wenn die Ausrichtung des Hotels eine andere ist als die eines Luxushauses in der Großstadt: Was die Herzlichkeit und Aufmerksamkeit der Mitarbeiter angeht, braucht hier niemand den Vergleich zu scheuen.

Das ist letztlich auch der Führung von Christian Siegling zu verdanken, der vor dem Severin’s unter anderem als General Manager im Althoff Schlosshotel Lerbach, im St. James Hotel in London und im Nira Caledonia in Edinburgh tätig war. Dass er die leitende Rolle mit großer Leidenschaft für besten Service und großem Engagement fürs Detail ausübt, ist überall spürbar, Siegling zählt zu den Allerbesten seiner Branche. Damit setzt das Severin’s auf Sylt neue Maßstäbe im Fünf-Sterne-Bereich, ohne dabei die Tradition der Insel und des Ortes Keitum aus den Augen zu verlieren.

Sonnenalp

Die Grundlage für die heutige Hotelphilosophie legte schon 1919 das Bauernpaar Eleonore und Adolf Fäßler, die ihren Bauernhof im Allgäu aus der Not heraus zu einem kleinen Ausflugslokal erweiterten.

Nachdem sie die wohltuende Wirkung des Moores aufgegriffen und heilende Moorbäder angeboten hatten, kamen immer mehr Gäste mit dem Wunsch, länger zu bleiben. 1932 wurde das Haus schließlich mit den ersten Zimmern in „Sonnenalp“ umbenannt. Resi und Ludwig Fäßler übernahmen das Anwesen in zweiter Generation und erweiterten es auf über 80 Betten.

1956 freuten sich die Gäste über das erste Hotelschwimmbad Deutschlands überhaupt. Die dritte Generation, Gretl und Karlheinz Fäßler, gaben der lang gehegten Tradition den luxuriösen Anstrich, nachdem ein Großbrand 1967 beinahe das gesamte Anwesen zerstört hatte.

Mit ihrer Vision und dem nötigen Pioniergeist erschufen sie das Fünf-Sterne-Resort mit dem ersten hoteleigenen Golfplatz Deutschlands, der ersten hoteleigenen Shoppingwelt und der Erweiterung der Zimmer und Suiten. Gleichzeitig eröffnete das Schwesternhotel in Vail, Colorado. Die vierte Generation, Dr. Anna-Maria und Michael Fäßler, führt das Haus nun in die Neuzeit.

Ungewöhnlich für die gehobene Luxus-Hotellerie: Alle Dienstleistungen bleiben im Hotel, nichts wird outgesourct – von der eigenen Wäscherei über den Friseur bis zur Floristen-Fee. Ein 16.000 Quadratmeter großer Wellnesspark entstand, die „Alpine Cuisine“ des Gourmetrestaurants „Silberdistel“ erhielt einen Michelin-Stern, den es bis heute verteidigt.

Mehr als 80 Prozent der Gäste sind Stammgäste, auch die Königin von Bhutan besuchte das Haus bereits. Als Anna-Maria und Michael Fäßler einer Einladung folgten und ins exotische Land reisten, brachten sie Victoria mit, ein Waisenkind. Sie adoptierten es, und Victoria wuchs gemeinsam mit Bruder Jacob im Allgäu auf – die nächste Sonnenalp-Generation und eine nahezu märchenhafte Geschichte. Als Geschwister wollen sie die Hotelphilosophie gemeinsam fortsetzen.

Die Zimmer haben den Charme alpiner Landhäuser; wer es etwas privater und noch alpiner möchte,  bucht eines der Alpenchalets. Eine tolle Option für Familien mit Kindern. Das Angebot des heutigen Fünf-Sterne-Resorts ist riesig: drei Golfplätze mit 42 Loch, vier Tennisplätze, romantische Sonnendecks und ein Reiterhof mit 20 Pferden. Bergblick, ein Service, der keine Wünsche offenlässt und Shoppingmeile inklusive. Zwölf Shops und über 40 Schaufenster präsentieren seit 1983 Marken aus aller Welt. Mittlerweile kümmern sich 60 Mitarbeiter und zwei Schneiderinnen um das modische Wohl der Gäste. Allein die Shops machen jährlich sechs Millionen Euro Umsatz.

In der Sonnenalp funktioniert der Service (aufs Beste): Er ist persönlich und verbindend. 300 der 550 Mitarbeiter sind seit über zehn Jahren fest im Team. Das merkt der Gast, nur ein gut eingespieltes Team kann so exzellent funktionieren. Hochinteressant ist, dass die Food-&-Beverage-Preise alle sehr günstig im Vergleich mit anderen Luxushotels sind. Selbst gebackenen, sehr köstlichen Apfelkuchen genießt man für 3,50 Euro. Wer es etwas herber mag, der kostet die eigene Weinlinie „Fäßler & Salomon – Private Selection by Anna-Maria Fäßler“.

Bachmair Weissach

Gegenüber Schloss Elmau und Sonnenalp kann man beim Tegernseer Bachmair Weissach von Tradition kaum sprechen. Besitzer Korbinian Kohler baute in Kreuth ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel zum Schmuckstück um. 2010 ging es in den Betrieb, als Herzstück weiterer Häuser, die am Tegernsee nach und nach dazukamen.

Aktuell lässt Kohler in Rottach-Egern in Eins-a-Lage Appartements direkt am See bauen – als hätte er sonst nichts zu tun: Bis 2025 soll zudem das legendäre Wildbad Kreuth umgebaut sein. Das frühere Sanatorium, später langjähriger CSU-Tagungsort, soll eine Art Rückzugsort für an Körper, Seele und Geist gestresste Menschen werden, kombiniert mit luxuriösen Annehmlichkeiten. Kohler nennt es „Mental Retreat“. Und schon im Sommer soll nebenan in zwei Hallen sein Indoor-Edutainment-Center „Tegernsee phantastisch“ öffnen, wo sich auch interaktiv und virtuell alles um den See, das Tal und deren Traditionen dreht.  

Wellness im Bachmair Weissach

Vorbild für den „Mizu Onsen Spa“ ist Japans Kultur des Badens.

(Foto: Bachmair Weissach)

„Es war eine der arbeitsreichsten Zeiten meines Lebens“, sagt Kohler über die Monate im Lockdown, der ihn und die anderen deutschen Hoteliers zum temporären Gästeverzicht zwang. Nun sind sie wieder da, und sie honorieren die Anstrengungen seines Teams: Im Vorjahr war das Bachmair Weissach noch nicht unter den besten 25 Hotels des 101-Rankings zu finden, nun steht es auf Rang acht und ist damit Aufsteiger des Jahres.

Doch nicht allein die verbesserte Hardware ist für Kohler der Grund für den Sprung nach vorn. Sein Konzept trägt er mehr und mehr in die Öffentlichkeit, er will nicht nur exzellenten Service bieten, sondern auch, dass darüber nicht nur am Tegernsee gesprochen wird. Massive Öffentlichkeitsarbeit hat er als Möglichkeit entdeckt, immer neue Gästeschichten zu akquirieren. Sein Konzept: Die Bachmair-Gäste sollen nicht nur das Haus, sondern gleich den ganzen See als Resort begreifen.

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Dafür hat er in den vergangenen Jahren ordentlich investiert, nach und nach entstanden Klubhaus am See, Berghotel am Wallberg und fürs jüngere Publikum das Hotel „Bussi Baby“. Wer statt der Nachmittagsjause im Bachmair künftig einen Kaiserschmarrn oben auf dem Wallberg nimmt, kann ihn direkt aufs Zimmer im Haupthaus buchen lassen. Und die Halbpension des Haupthauses kann auch in den anderen Häusern eingelöst werden. „Die ganze Region ist das Resort“, beschreibt Kohler seine Idealvorstellung.

Herzstück der Bachmair-Welt ist nach wie vor das Haupthaus, das die Verbindung von bayerischer Gastlichkeit und Herzenswärme mit luxuriösen Annehmlichkeiten auf den Punkt bringt. Denn hinter dem alten Charme mit viel Holz, Fensterläden, knarrenden Dielen und typisch bayerischer Geranienpracht auf den Balkonen verbirgt sich  ein hochmodernes Resort. Kohler hat alle Möbel, Stoffe und Materialien eigens für das Hotel entwerfen lassen, vieles stammt aus der Region. Werke seiner Ehefrau, der Malerin Susanne Kohler, schmücken die weitläufige Anlage, Kohler selbst lädt monatlich zum Korbinians Kolleg, das philosophische Fragen der Zeit beantworten soll.

Eines der großen Highlights ist der Spa: Vorbild für den „Mizu Onsen Spa“ ist Japans Kultur des Badens – womit sich der Gast aber auch darauf einlassen sollte, nach dem Saunagang ins zehn Grad und möglichst dann noch ins zwei Grad kalte Becken zu steigen. Krasser Gegensatz und Belohnung: pure Entspannung im 42 Grad warmen Onsen-Becken.

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