Um eine wettbewerbsfähige und belastbare Zukunft zu sichern, müssen die EU-Staats- und Regierungschefs ihre Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit verdoppeln


Von Gonzalo Sáenz de Miera, Fleming Voetmann, Co-Vorsitzende, Corporate Leaders Group Europe

Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen sind die des Autors und spiegeln in keiner Weise die redaktionelle Position von Euronews wider.

Indem wir die europäische Marktintegration verbessern, eine einheitliche Politik sicherstellen, in die Infrastruktur investieren und branchenübergreifende Partnerschaften in den Lieferketten fördern, können wir eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Wirtschaft schaffen, schreiben Gonzalo Sáenz de Miera und Fleming Voetmann.

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Während sich der Staub der EU-Wahlen langsam legt, besteht kein Zweifel daran, dass die politische Skala nach rechts gerückt ist – aber es gibt immer noch einen Hoffnungsschimmer, dass wir die wichtige Arbeit der letzten Jahre fortsetzen können. Was die Wähler verlangen, ist Stabilität und Sicherheit.

Als Wirtschaftsführer sind wir entschlossen, die Umsetzung eines verbesserten Green Deals zu unterstützen. Dieser Deal bleibt das wichtigste Instrument, um Europas Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit auf der Weltbühne zu sichern, und die europäischen Entscheidungsträger müssen davon profitieren, anstatt zuzulassen, dass er auf der Strecke bleibt.

Der Europäische Grüne Deal (EGD) wurde 2020 als neue Wachstumsstrategie Europas angenommen und stellt einen mutigen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft mit gesamtgesellschaftlicher Unterstützung dar. Doch nach Jahren der Polykrisen – von Pandemien über Kriege bis hin zur Inflation – sind die Sorgen der Europäer über die Lebenshaltungskosten, die Sicherheit und die sozialen Ungleichheiten gewachsen.

Die Frage ist also: Wie können wir diese Bedenken angesichts des rasch voranschreitenden Klimawandels in Einklang bringen und eine robuste Antwort formulieren?

Als fortschrittliche Unternehmen sind wir hier, um diesen Weg zu unterstützen. Wir wissen, dass es Anstrengungen erfordert, aber wir sind bereit, unseren Worten auch Taten folgen zu lassen, vorausgesetzt, wir können sicher sein, dass die politischen Entscheidungsträger der EU sich zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenda verpflichten.

Bürger wollen greifbare Ergebnisse

Wir wollen die Ziele des Green Deals Wirklichkeit werden lassen und konkrete Vorschläge unterbreiten, um die Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Europas zu stärken.

Unser Vorschlag ist, den Green Deal durch vier weitere Abkommen zu ergänzen und zu beleben. Das erste ist ein neues Industrieabkommen, das die industrielle Basis der EU anerkennt und die Transformation unseres Produktionsmodells unterstützt. Das zweite ist ein neues Wirtschaftsabkommen, das die Voraussetzungen für die Zukunft Europas schafft. Das dritte ist ein neues Sozialabkommen, das die Bürger in einen inklusiven und fairen Übergang einbezieht. Und das vierte ist ein neues politisches Abkommen, das die Werte der EU – liberale Demokratie, Rechenschaftspflicht und langfristige Vision – verkörpert.

Zusammengenommen sind diese Vereinbarungen, die in unserem am Mittwoch veröffentlichten Bericht „Der Green Deal und darüber hinaus: Eine Wirtschaftsagenda für ein nachhaltiges, wettbewerbsfähiges und widerstandsfähiges Europa“ dargelegt werden, der Schlüssel zu einem positiven systemischen Wandel.

Die bisher vom EGD eingeschlagene Richtung hat Europas Widerstandsfähigkeit gegen Schocks erhöht und bleibt eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Sein Erfolg hängt jedoch von der richtigen Balance zwischen unmittelbaren Bedürfnissen und langfristigen Plänen sowie von der Wahrung der Konsistenz mehrerer Schlüsselinitiativen ab.

Um die für 2030 gesetzten Ziele zu erreichen und gleichzeitig für 2040 zu planen, ist ein vielschichtiger Ansatz erforderlich, der Industrie, Regierungsführung, soziale Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Sorgfalt einbezieht.

Doch die jüngsten Wahlergebnisse zeigen deutlich, dass die Bürger bald greifbare Ergebnisse sehen wollen, wenn sie ihr Vertrauen in die Regierung aufrechterhalten wollen. Das ist unabdingbar.

Wir brauchen etwas, das die kollektiven Ambitionen steigert

Was wir in den letzten Monaten gesehen haben, ist, dass die Europäer ein Gefühl der Eigenverantwortung und eine positive Botschaft brauchen, die die kollektiven Ambitionen anhebt. Es bedarf konkreter Werkzeuge und Instrumente, um die Vision im Alltag der Bürger umzusetzen. In diesem Sinne ist der Binnenmarkt einer der Bereiche, in denen am dringendsten Verbesserungen nötig sind.

Die Überwindung nationaler Fragmentierung ist für die Schaffung einer kohärenten und effizienten Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Innerhalb des Binnenmarktes spielt Energie eine wesentliche Rolle. Wir bei Iberdrola beispielsweise glauben, dass die EU einen ehrgeizigen Ansatz zur Marktintegration und zur Elektrifizierung des Endenergieverbrauchs auf Basis erneuerbarer Energien verfolgen muss. Wir plädieren auch für ein gemeinsames Energiesteuersystem, mehr Netze und Verbindungsleitungen, mehr Speicher und stabile Vorschriften.

Ebenso wichtig ist die Einführung eines Wertschöpfungskettenansatzes und von Partnerschaften über verschiedene Sektoren hinweg.

Nehmen wir das Beispiel der Sanierung von Gebäuden. Bei Velux benötigen wir eine ganzheitliche Planung, die neben Energieeinsparungen auch wirtschaftliche, soziale, gesundheitliche und Wohlfühlvorteile vereint.

Energieeffiziente und dekarbonisierte Gebäude würden den Gesamtenergiebedarf senken. Darüber hinaus würden die geringeren Kosten für die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen Anreize für Investitionen in eine modernisierte Netzinfrastruktur schaffen und die Sicherheit erhöhen.

Darüber hinaus besteht großes Potenzial für nachhaltigere Baumaterialien, Kreislaufprodukte und den Einsatz intelligenter Lösungen. Eine gute Integration der Wertschöpfungskette ist der Schlüssel für wachsende nachhaltige Märkte in Europa.

Der grüne Wandel ist nicht nur unvermeidlich, sondern auch unaufhaltsam

Unterm Strich lässt sich sagen: Nachhaltigkeit ist nicht nur gut für den Planeten, sie ist auch die Grundlage für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Die Internationale Energieagentur (IEA) liefert überzeugende Belege dafür.

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So entstehen beispielsweise für jeden Arbeitsplatzverlust in der fossilen Brennstoffwirtschaft zwei neue grüne Arbeitsplätze. Und ein Drittel des europäischen BIP-Wachstums ist auf saubere Energie zurückzuführen.

Diese Zahlen unterstreichen die wirtschaftliche Machbarkeit und Notwendigkeit des grünen Wandels. Mit wettbewerbsfähiger Nachhaltigkeit als Kompass kann Europa Investitionen in die erforderlichen grenzüberschreitenden Infrastrukturen lenken, den Verkehr nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen erleichtern und das Innovationspotenzial europäischer Unternehmen nutzen.

Davon profitieren sowohl unsere Wirtschaft als auch das Klima und die Menschen.

Der grüne Wandel ist nicht nur unvermeidlich, er ist auch unaufhaltsam. Entscheidend ist, wie wir ihn gemeinsam gestalten.

Indem wir die europäische Marktintegration verbessern, politische Kohärenz sicherstellen, in die Infrastruktur investieren und branchenübergreifende Partnerschaften in Lieferketten fördern, können wir eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige Wirtschaft schaffen. Dies muss für die nächsten europäischen Institutionen höchste Priorität haben.

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Die Belohnungen – wirtschaftliche Gewinne, Schaffung von Arbeitsplätzen und ein gesünderer Planet – sind es allemal wert. Die Vision des Green Deal von einem nachhaltigen und prosperierenden Europa ist in greifbare Nähe gerückt.

Gonzalo Sáenz de Miera, Global Director of Climate Change and Alliances bei Iberdrola und Fleming Voetmann, Vice President of External Relations and Sustainability bei Velux, sind Co-Vorsitzende der Corporate Leaders Group Europe.

Bei Euronews glauben wir, dass jede Meinung wichtig ist. Kontaktieren Sie uns unter [email protected], um Vorschläge oder Anregungen einzusenden und an der Diskussion teilzunehmen.

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